Classic-Rock von Barclay James Harvest
Auf Geburtstags-Tour zum 50-Jährigen spielte die Kultband in der Red Box ihre großen Hits. Im Publikum saßen überwiegend Zuhörer, die in den 1970er Jahren mit der Musik aufgewachsen sind.
Blauer Dunst waberte über die Bühne der „Red Box“im Sparkassenpark. Fünf Musiker huschten wie Schatten zu ihren Instrumenten. Dort angekommen inszenierten sie hallig schwebende Klangbilder, die so rätselhaft diffus wie das Licht anmuteten. Dann traf ein sachter Schein Les Holroyds Gesicht, Urgestein und Gründungsmitglied von „Barclay James Harvest Featuring Les Holroyd“. Der Brite gastierte zur Jubiläumstour „Retrospecive – 50th Anniversity“mit Mike Byron Hehir, Colin Browne, Steve Butler und Louie Palmer in der Vitusstadt. Hier präsentierte die Kultband die großen
Immer wieder durchzogen wiederkehrende Sequenzen den orchestral anmutenden Klang
Hits „Mockingbird“, „Poor Man´s Moody Blues“, „Rock ´N´Roll Star“, mit dem die Jungs aus Großbritannien 1977 auch in Deutschland bekannt wurden, und natürlich „Life is for living“.
Im Publikum saß überwiegend die Gruppe der „Best Ager“, die mit dieser Musik aufgewachsen ist. Die meisten lehnten sich entspannt zurück, genossen ganz einfach den Sound ihrer Jugend, der für sie bis heute nichts von seiner Faszination eingebüßt hat. Einige wenige verzichteten auf einen Sitzplatz in den dicht besetzten Stuhlreihen, um sich vollkommen frei fallen zu lassen in das Genre des charakteristisch schwermütigen Classic-Rock mit den sich esoterisch ausbreitenden Sphärenklängen. Die Titel der Band liegen weitestgehend abseits einer umtriebigen Zeit, und die Musiker ließen viel Raum für ausgiebige Instrumentalimprovisationen.
Immer wieder durchzogen wiederkehrende Sequenzen beharrlich den vom Synthesizer unterstützten, orchestral anmutenden Klang. Mike Byron Hehir zelebrierte betörende, beinahe psychedelisch anmutende Gitarrensoli.
Der Keyboarder durchbrach die sphärisch schwingenden Klangfarben mit hell leuchtenden und doch so berührend schlicht anmutenden Sequenzen, die sich irgendwann verloren. Natürlich gab es auch Momente, in denen die musikalischen Zuckungen nach oben gingen, Augenblicke, in denen das Quintett furios ausladend steigerte, und sogar eine kurze Frist, in der die Besucher den Rhythmus im begleitenden Klatschen aufnahmen. Doch das war eher die Ausnahme. Nach der Pause verließ Drummer Louie Palmer seinen hinter Glas abgeschirmten Platz am Schlagzeug, um die rhythmische Komponente auf dem Cajón zu betonen - vorübergehend. Als Les Holroyd mit unaufgeregt versonnener Stimme das wiederkehrende „Fly away“von der Klangfolie der Instrumente absetzte, strahlte die Musik meditative Kraft aus.
Les Holroyd wandte sich ab und an in der Sprache seiner Heimat an das Publikum, ganz sparsam, gelassen, mitunter mit britisch durchblitzendem Humor. Als er den letzten Song ankündigte, zückten noch einmal viele Fans ihre Smartphones, um den Augenblick festzuhalten. Für die fünf Musiker und ihre Show gab es vom Publikum begeisterten Beifall.