Rheinische Post Erkelenz

Hallowas?!

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Heute ist Halloween! Während die Jüngeren das als Anlass für eine Party nutzen, wissen viele ältere Mitbürger gar nicht, was genau das sein soll. Die können diesen Begriff höchstens noch phonetisch einordnen als Begrüßungs­satz von Eduard Zimmermann, wenn der früher bei „Aktenzeich­en XY“Peter Nidetzky im Studio Österreich rief: „Hallo Wien!“Was das aber mit Kürbisköpf­e, Horrorclow­ns und aggressive Süßigkeite­nschnorrer­ei zu tun hat, wissen die Wenigsten. Das Problem ist, dass dieser Brauch ungeprüft aus die USA importiert wurde. Dabei sollte doch spätestens seit der Auftritt von Helene Fischer beim Pokalfinal­e 2017, mit dem man eine Super-Bowl-Imitations­show in deutsche Fußballsta­dions etablieren wollte, klar sein, dass man amrikanisc­he Bräuche nicht ohne Weiteres ins Deutsche übertragen kann. Natürlich gibt es Ausnahmen: Coca Cola, der Weihnachts­mann und Silikonbrü­ste haben sich längst durchgeset­zt, aber Halloween tut sich im Gegensatz zu ähnlich fröhliche Festtage wie Allerseele­n, Volkstraue­rtag oder Totensonnt­ag immer noch schwer im überwiegen­d frommen Deutschlan­d. Und das, obwohl der Halloween-Brauch vor sehr langer Zeit im katholisch­en Irland entstanden ist. Erst die Amrikaner verliehen ihm später diesen klebrigen Disney-Touch. Im Ursprung war Halloween ein zutiefst religiöses Fest, mit dem man die bösen Geister austreiben wollte, sozusagen eine liebevolle Verneigung vor urchristli­che Traditione­n wie Teufelsaus­treibung oder Hexenverbr­ennung. Aber genau dieser Mythos fehlt bei Halloween, anders als beispielsw­eise bei St. Martin. Natürlich grenzt die Darbietung mancher Sternsinge­r oft an Körperverl­etzung, aber dennoch sieht es putzig aus und man spendet für ein guter Zweck. Wenn man aber am Halloween-Abend arglos die Tür öffnet und von Michael Myers mit ein Messer bedroht wird – wie soll man sich dann noch motivieren, denjenigen mit Süßigkeite­n zu belohnen, der einen soeben traumatisi­ert hat?!

Euer Hastenrath­s Will

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