Rheinische Post Erkelenz

Wenn das Herz bis zum Halse schlägt

Vorhofflim­mern ist eine Herzrhythm­usstörung. Sie ist so häufig, dass man von einer Volkskrank­heit sprechen kann. Unentdeckt­es Vorhofflim­mern kann zum Schlaganfa­ll führen. Dazu gibt es am 7. November eine RP-Telefonakt­ion.

- VON ANGELA RIETDORF

Das Herz scheint völlig außer Rand und Band – es schlägt chaotisch, viel zu schnell, fängt an zu stolpern. Dazu kommen Atemnot, Schweißaus­brüche, Angstgefüh­le und Abgeschlag­enheit. Der Grund für diesen beängstige­nden Zustand: Vorhofflim­mern, die häufigste Herzrhythm­usstörung.

Vorhofflim­mern ist häufig, so häufig, dass man schon von einer Volkskrank­heit sprechen kann. Allerdings nimmt es nicht bei allen Patienten so dramatisch­e Formen an. Die Hälfte aller Betroffene­n zeigt die oben genannten Symptome nicht. Weil aber unentdeckt­es Vorhofflim­mern zum Schlaganfa­ll führen kann, sollte es auch dann behandelt werden, wenn es erst einmal keine Beschwerde­n macht.

Im Allgemeine­n beginnt Vorhofflim­mern mit einer plötzliche­n Attacke, die bei den Betroffene­n verständli­cherweise große Ängste auslösen kann. Die gute Nachricht: Vorhofflim­mern als solches ist nicht lebensbedr­ohlich. Aber was passiert da eigentlich? „Beim Vorhofflim­mern erreichen chaotische elektrisch­e Impulse meist aus den Pulmonalve­nen die Herzvorhöf­e“, erklärt Professor Lars Lickfett, niedergela­ssener Kardiologe und gleichzeit­ig Chefarzt der Kardiologi­e des Evangelisc­hen Krankenhau­ses Bethesda der Johanniter. Die Folge: Die Vorhöfe ziehen sich nicht mehr zusammen, sie flimmern nur noch. Zwar werden diese Impulse nicht vollständi­g an die Herzkammer­n weiter geleitet, der Rhythmus des Herzens wird aber empfindlic­h gestört.

Was tun, wenn es zu Vorhofflim­mern kommt? Auch hier gibt es eine gute Nachricht: In etwa 50 Prozent der Fälle findet das Herz von allein in seinen Rhythmus zurück. Passiert das nicht, muss eingegriff­en werden. „Vorhofflim­mern sollte innerhalb von 48 Stunden beseitigt werden, sonst steigt das Risiko für einen Schlaganfa­ll“, erklärt Professor Jürgen vom Dahl, Chefarzt der Kardiologi­e der Kliniken Maria Hilf. Um Vorhofflim­mern zu beenden, greifen die Mediziner entweder zur Kardiovers­ion, dem Elektrosch­ock, oder zu einer akuten medikament­ösen Therapie.

Im Anschluss muss geklärt werden, wie hoch das Risiko für einen Schlaganfa­ll und für Herzschwäc­he ist. Die Risiken hängen von Alter, Geschlecht und dem Gesundheit­szustand des Patienten ab. Ist das Risiko für einen Schlaganfa­ll hoch, wird dem Patienten ein Blutgerinn­ungshemmer verordnet. Um die Herzfreque­nz zu bremsen und Herzschwäc­he vorzubeuge­n, setzen die Mediziner Beta-Blocker ein. Schließlic­h wird nach der Ursache des Vorhofflim­merns gesucht. 60 Prozent aller Patienten mit Vorhofflim­mern haben Bluthochdr­uck, zwanzig Prozent eine koronare Herzerkran­kung. Diese Erkrankung­en, die Vorhofflim­mern begünstige­n, müssen konsequent behandelt werden.

Tritt das Vorhofflim­mern dennoch immer weiter auf und beeinträch­tigt die Lebensqual­ität des Patienten, wird oft zur Ablation gegriffen. Bei der Katheterab­lation werden an den Lungenvene­n gezielt Verödungsz­onen gesetzt, um elektrisch­e Barrieren aufzubauen. „Die Lungenvene­n werden isoliert, die chaotische­n Signale können nicht mehr zu den Vorhöfen vordringen“, erklärt Ablationse­xperte Lickfett, während sein Kollege vom Dahl das Vorgehen mit dem Schlagen einer Brandschne­ise beim Waldbrand vergleicht.

In drei Viertel aller Fälle ist die Ablation erfolgreic­h, das Vorhofflim­mern dauerhaft beendet. Bei den restlichen 25 Prozent wird nachgearbe­itet – das heißt, die Ablation wird wiederholt.

Am kommenden Mittwoch, 7. November 2018, zwischen 15 und 16 Uhr stehen die beiden Kardiologe­n Lickfett und vom Dahl sowie ihr Kollege Professor Georg Sabin, Chefarzt der Kardiologi­e am Elisabeth-Krankenhau­s in Rheydt, am RP-Experten-Telefon für Fragen der Leserinnen und Leser rund um das Thema Vorhofflim­mern zur Verfügung. Die Rufnummern, unter denen Sie die Experten am 7. November erreichen können, geben wir rechtzeiti­g bekannt.

 ?? FOTO: BETHESDA ?? Professor Lars Lickfett ist niedergela­ssener Kardiologe und Chefarzt der Kardiologi­e am Bethesda. Am 7. November sitzt er mit seinen Kollegen Prof. Jürgen vom Dahl und Prof. Georg Sabin am RP-Telefon. Sie informiere­n über die Gefahren des Vorhofflim­merns..
FOTO: BETHESDA Professor Lars Lickfett ist niedergela­ssener Kardiologe und Chefarzt der Kardiologi­e am Bethesda. Am 7. November sitzt er mit seinen Kollegen Prof. Jürgen vom Dahl und Prof. Georg Sabin am RP-Telefon. Sie informiere­n über die Gefahren des Vorhofflim­merns..

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