Rheinische Post Erkelenz

Ein Stück Heimat- und Biergeschi­chte

Einst war das Hannenhaus Weinhaus der Herren von Myllendonk. Dort tagten Rat und Gericht, und wurde Bier gebraut. Für Horst Thoren war das Haus seit jeher Symbol der Heimat. Seit einigen Jahren ist es das Zuhause des Schützench­efs.

- VON ANGELA WILMS-ADRIANS

KORSCHENBR­OICH Als in der Hannen-Brauerei der Millionste Hektoliter Bier gebraut war, wurden zwei Sonderflas­chen in Acryl gegossen. Das war vor 50 Jahren, zur Blütezeit der auf Altbier spezialisi­erten Brauerei, die einst in Korschenbr­oich beheimatet war. Nach deren Abbruch blieb das Hannenhaus erhalten. Johann Hannen hatte das Gebäude 1806 gekauft, um von da an im Ort Bier zu brauen. Heute wohnt dort Horst Thoren. „Für mich war das Hannenhaus seit jeher Symbol der Heimat, jetzt ist es mein Zuhause“, bekennt der Korschenbr­oicher. Eine der beiden Sonderflas­chen steht wohl verwahrt in der alten Schankstub­e. Horst Thoren hat sie nahezu unveränder­t erhalten. Er hat lediglich eine neue Lüftung einbauen lassen.

Als Besitzer sieht er sich in der Verpflicht­ung, das Kulturerbe zu erhalten. Der Schützench­ef hatte 2002 zugegriffe­n, als Gerüchte die Runde machten, das Haus werde verkauft. 25 Jahre lang waren dort Schul- und Kulturamt untergebra­cht. Seit 2015 wohnt Thoren in der oberen Etage. „Hier ist es sehr ruhig, außer an Pfingsten. Ich finde es schön, die Kirchenglo­cken von St. Andreas zu hören. Das ist für mich der Klang der Heimat“, sagt er. Die Immobilie bringt ihm keinen Renditegew­inn, doch „Gewinn an Lebensund Heimatgefü­hl“, wie er betont. Im Schankraum hat der Hausherr zum Bestand eigene Sammlerstü­cke hinzugefüg­t und damit die Heimatund Biergeschi­chte ergänzt.

Die Sammlung umfasst Bilder der Hannen-Familie, Dokumente einer sich wandelnden Werbelinie für den Verkauf des Gerstensaf­tes, alte Bügelflasc­hen, Zunftkrüge, Gläser und anderes mehr mit Hannen-Emblem. Die Exponate erinnern an den Wirtschaft­sfaktor, den die Brauerei früher für Korschenbr­oich hatte. Das Bier gab an dieser Stelle allerdings nicht immer den Ton an. Einst stand hier ein Weinhaus, das beim großen Brand von 1716 wie die meisten Häuser im Ortskern verlorengi­ng. Nach dem Brand wurde ein Neubau errichtet, der ebenfalls zunächst ein Weinhaus war. Das Weinhaus war ein Vorrecht der Herren von Myllendonk. Hier tagten auch Rat und Gericht, hier versammelt­en sich die Schützen. Thoren kennt die Historie bis hin zu den Legenden, die etwa erzählen, dass der Braumeiste­r zu jeder vollen Stunde ein Glas Bier trank.

„Das Hannenhaus ist typisch für Korschenbr­oich. Es strahlt Selbstbewu­sstsein aus, hat klare Linien und übertreibt nicht im Außenauftr­itt“, sagt Thoren. Vor der Restaurier­ung besprach er sich mit dem Landeskons­ervator, um dem historisch­en Stil gerecht zu werden. Beim Freilegen der Farbschich­ten an den Außenmauer­n kamen Reste des originalen Anstrichs von 1716 zum Vorschein: ein Grün und Gelbton. Sie wurden zum Vorbild des heutigen Anstrichs. An der Rückseite ist der Brunnen von 1591 wieder auf ursprüngli­che Höhe gemauert. Eine junge Linde erinnert an die vollzogene Rechtsprec­hung. So fügen sich Symbole zum Abbild von Heimatgesc­hichte.

 ?? FOTO: ILGNER ?? Horst Thoren (links) lädt gerne in das Hannenhaus ein. Dort hält er Traditione­n und die Heimatlieb­e hoch.
FOTO: ILGNER Horst Thoren (links) lädt gerne in das Hannenhaus ein. Dort hält er Traditione­n und die Heimatlieb­e hoch.
 ?? FOTO: ILGNER ?? Seit einigen Jahren ist Horst Thoren im Hannenhaus zuhause. Schon immer hat er den Bau bewundert.
FOTO: ILGNER Seit einigen Jahren ist Horst Thoren im Hannenhaus zuhause. Schon immer hat er den Bau bewundert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany