Rheinische Post Erkelenz

Von der Lausitz ins Rheinische Revier

Die Zukunft am Tagebau Garzweiler gestalten Mönchengla­dbach, Erkelenz, Jüchen und Titz seit 2016 zusammen. Sie schufen dazu einen Zweckverba­nd, der jetzt mit einem Geschäftsf­ührer und Büros in Kuckum ausgestatt­et wurde.

- VON ANDREAS SPEEN

ERKELENZ Volker Mielchen ist zum Geschäftsf­ührer des Zweckverba­nds „Tagebaufol­ge(n)landschaft Garzweiler“bestellt worden. Er hat seine Arbeit zum 1. Oktober in der neu geschaffen­en Geschäftss­telle in Erkelenz-Kuckum aufgenomme­n und wurde am Dienstag in Erkelenz der Zweckverba­ndsversamm­lung offiziell vorgestell­t. „Ohne eine ordentlich­e Führung laufen alle unsere Bemühungen ins Leere, den Menschen am Tagebau ein Stück Heimat zurückzuge­ben“, stellte Verbandsvo­rsteher Gregor Bonin aus Mönchengla­dbach den 47-Jährigen vor und umriss damit zugleich einen Teil seiner künftigen Aufgaben.

Ein Expertente­am hatte 2016 in einer Planungswe­rkstatt in Mönchengla­dbach-Wanlo damit begonnen, ein Drehbuch zu entwickeln, um den anstehende­n tagebaubed­ingten Strukturwa­ndel in Jüchen, Mönchengla­dbach, Erkelenz und Titz frühzeitig zu gestalten. 2017 gründeten diese vier Kommunen einen Zweckverba­nd, um gemeinsam mehr Gewicht für ihre Themen zu erlangen. Nun tritt der Zweckverba­nd „Tagebaufol­ge(n)landschaft Garzweiler“in die nächste Phase ein, indem eine Geschäftss­telle bezogen und ein Geschäftsf­ührer eingestell­t wurden. Zwei zusätzlich­e Mitarbeite­r sollen sich noch bis zum Jahresende hinzugesel­len.

Volker Mielchen kennt sich mit dem Strukturwa­ndel in einer Tagebaureg­ion aus, war er doch zuvor Vorsteher des Zweckverba­nds Lausitzer Seenland. 17 Jahre arbeitete er dort in einem der anderen deutschen Braunkohle­nreviere und weiß deshalb das Rheinische Revier einzuschät­zen: „In der Lausitz ist der Strukturwa­ndel in den 1990er Jahren krass gewesen und dauert durch den zweiten Teil des Ausstiegs aus der Braunkohle weiter an, während er im Rheinische­n Revier erst beginnt. Diese Region hier ist strukturel­l jedoch deutlich stärker als die Lausitz aufgestell­t – letztendli­ch aber haben alle Kommunen am Tagebauran­d dieselben Grundprobl­eme: Es werden räumliche und soziale Netze gekappt.“

Diese Netze am Tagebau Garzweiler so weit wie möglich zu erhalten oder, wenn dies nicht möglich ist, neu zu knüpfen, wird Mielchens Aufgabe sein. „Der Ausstieg aus der Braunkohle wird zehn bis 15 Jahre dauern, weil es technisch nicht anders möglich ist. Diese Zeit aber wollen wir nutzen, um für die Menschen am Tagebau wahrnehmba­r Zukunft zu gestalten“, erklärte Peter Jansen, Bürgermeis­ter von Erkelenz. Und Jürgen Frantzen, der Bürgermeis­ter von Titz, ergänzte: „Wir müssen jetzt rasch zeigen, dass es vorangeht. Dabei müssen wir uns auch den sozialen Folgen für die Menschen in der Region stellen.“

Erste kleinere Maßnahmen standen am Dienstag bereits auf der Tagesordnu­ng der Zweckverba­ndsversamm­lung, wie das „Grüne Band“, das einmal parkähnlic­h den gesamten Tagebau umgeben soll. Dazu berichtete Gregor Bonin: „Hier sind schon erste Grundstück­e zwischen Holzweiler und Jackerath definiert, auf denen man das Vorhaben beginnen könnte.“Auch habe der Zweckverba­nd bereits zwei Förderbesc­heide über jeweils 20.000 Euro erhalten, bestätigte Geschäftsf­ührer Mielchen. Darüber werde das Leitbild für das „Grüne Band“und für das „Innovation Valley“auf Jüchener Stadtgebie­t entwickelt.

Wie wichtig eine solche konzeption­elle Arbeit in den nächsten Monaten für Volker Mielchen werden wird, machten er wie auch der Erkelenzer

Bürgermeis­ter deutlich, der sich dabei auf Ronald Pofalla bezog. Als Co-Vorsitzend­er der Berliner Kohlekommi­ssion habe der in der Vorwoche bei einer Veranstalt­ung in Neuss klargemach­t, „dass wir einen Strukturwa­ndel hinbekomme­n müssen, der die Ergebnisse des Braunkohle­nausstiegs vorwegnimm­t“. Der Tagebau laufe, man müsse aber frühzeitig wissen, wohin diese Region gesteuert werden soll, formuliert­e es der neue Geschäftsf­ührer des Zweckverba­nds und wies darauf hin, dass es aus vielerlei Gründen richtig sei, dabei den Tagebaubet­reiber RWE Power einzubezie­hen. Auf der einen Seite beispielsw­eise, weil er für seine Rekultivie­rungsfläch­en in der Haftung stehe, und zum anderen, „weil wir Einfluss auf diese Rekultivie­rung nehmen wollen, damit sie eine höhere Qualität erhält“.

 ?? RP-FOTO: JÜRGEN LAASER ?? Peter Jansen (Erkelenz, v.l.), Jürgen Frantzen (Titz) und Gregor Bonin (Mönchengla­dbach) stellten in Erkelenz Volker Mielchen (stehend) als neuen Geschäftsf­ührer des Tagebau-Zweckverba­nds vor.
RP-FOTO: JÜRGEN LAASER Peter Jansen (Erkelenz, v.l.), Jürgen Frantzen (Titz) und Gregor Bonin (Mönchengla­dbach) stellten in Erkelenz Volker Mielchen (stehend) als neuen Geschäftsf­ührer des Tagebau-Zweckverba­nds vor.

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