Noch nie blieben so viele Lehrstellen frei
Die Arbeitsagentur Aachen-Düren zieht Bilanz des Berufsberatungsjahres 2017/2018. Die ist nicht ausgeglichen. Sie verzeichnet einen Anstieg gemeldeter Ausbildungsstellen, aber weniger Bewerber für Lehrstellen als im Vorjahr.
KREIS HEINSBERG Erneut verzeichnete die Agentur für Arbeit Aachen-Düren einen Anstieg bei den betrieblichen Ausbildungsstellen. Von Oktober 2017 bis September 2018 wurden dem gemeinsamen Arbeitgeberservice von Arbeitsagentur und Jobcentern insgesamt 6965 Ausbildungsstellen gemeldet, das waren 161 (+2,4 Prozent) mehr als im Jahr davor. Von den im Jahresverlauf gemeldeten Ausbildungsstellen wurden 682 bis Ende September nicht besetzt. Diese Zahl bewegt sich damit um 8,1 Prozent über dem Niveau des Vorjahres (631 unbesetzte Ausbildungsstellen). Von den 8103 gemeldeten Bewerbern und Bewerberinnen waren zugleich noch 245 unversorgt – deutlich weniger als im Vorjahr (-126 Personen / - 34,0 Prozent).
Im abgeschlossenen Beratungsjahr hat die Ausbildungsvermittlung der Arbeitsagentur insgesamt 8103 Jugendliche bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz unterstützt. Das sind 202 (-2,4 Prozent) weniger als im Vorjahr. „Die Anzahl der gemeldeten Bewerber liegt weiter auf einem hohen Niveau und signalisiert großes Interesse der Jugendlichen an Ausbildung“, stellt Klaus K. Jeske, Pressesprecher der Arbeitsagentur, fest.
„Das Jahresergebnis zeigt, dass die Situation auf dem Ausbildungsmarkt auch in diesem Jahr insgesamt nicht ausgeglichen ist“, berichtet er weiter. „Bis zum Ende des Beratungsjahres am 30. September konnten nicht alle Bewerber einen Ausbildungsplatz finden, gleichzeitig blieben noch in keinem Jahr so viele Ausbildungsplätze insgesamt unbesetzt:“Rein rechnerisch kamen im Bezirk der Arbeitsagentur Aachen-Düren auf einen Bewerber durchschnittlich 0,86 Ausbildungs- stellen (Vorjahr: 0,82).
In Erkelenz standen 630 Lehrstellen 878 Bewerber gegenüber, in Geilenkirchen gab es 398 Stellen und 556 Bewerber, in Heinsberg 513 gemeldete Lehrstellen und 653 Bewerber.
Angebot und Nachfrage passen in der Praxis oft nicht zusammen, so die Arbeitsagentur. Bei Jugendlichen konstatieren die Berater eine fehlende Bereitschaft, sich für andere Berufe zu bewerben, wenn der „Traumberuf“nicht realisierbar ist. Auch wüssten Bewerber zu wenig über einzelne Ausbildungsberufe. Zu den Gründen, warum Bewerber und Stellen nicht zueinander finden, gehören auch fehlende Mobilität (kein Fahrzeug) und kein Interesse, sich auf überregionale Angebote zu bewerben. Auf Arbeitgeberseite fehlt oft die Bereitschaft, das Anforderungsprofil (Schulabschluss) herunter zu schrauben oder auch schwächere Bewerber anzunehmen. Zuweilen hat der Betrieb ein Imageproblem, wenn Bewerber ungünstige Rahmenbedingungen sehen wie Arbeitszeiten und Überstunden.
Ausbildungsstellen im Verkauf und in kaufmännischen Berufen bleiben am häufigsten unbesetzt. Offen waren im Kreis Heinsberg diese Ausbildungsstellen: 18 Verkäufer/-in, 15 Handelsfachwirt/-in, 13 Fachwirte Vertrieb/Einzelhandel, acht Friseure, sieben Fachverkäufer/-in Bäckerei, je sechs Kaufmann/-frau Einzelhandel und Büromanagement, je vier Metallbauer Konstruktionstechnik und Elektriker Energie- und Gebäudetechnik sowie drei Zerspanungsmechaniker. Keinen Platz fanden diese Bewerber: sechs Kfz-Mechatroniker, je vier Verkäufer/-in und Industriekaufmann/-kauffrau sowie drei Kaufleute Büromanagement. Die Top-Ten der Bewerber-Wünsche: 171 Kaufleute Einzelhandel (84 gemeldete Plätze), 168 Kaufleute Büromanagement (79 Angebote), 118 Verkäufer (96), 109 Kfz-Mechatroniker, 94 Medizinische Fachangestellte (57 Angebote), 79 Industriekaufleute (58), 51 Verwaltungsfachangestellte, 43 Friseur, 39 Tischler und 39 Automobilkaufleute.
Künftig werde das Bewerberpotenzial für duale Ausbildung sinken, erwartet die Arbeitsagentur angesichts weniger Schulabgänger, eines höheren Anteils höherwertiger Schulabschlüsse und eines steigenden Trends zum Studium. Weil es zwischen Anforderungen der Ausbildungsstellen und Kompetenzen der Bewerber hakt, appelliert sie: „Der Ausgleich in fachlicher, aber auch regionaler Hinsicht muss verbessert werden.“