Rheinische Post Erkelenz

Apple fürchtet Lieferengp­ässse

Die Aktie rutscht ab, obwohl der Umsatz um 20 Prozent gestiegen ist. Ein iPhone kostet mit fast 700 Euro im Schnitt etwa ein Drittel mehr als vor einem Jahr. Ein Experte rechnet nun mit Preisen bis zu 3000 Euro.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

CUPERTINO Der erfolgreic­hste Technologi­ekonzern der Welt muss einen Rückschlag an der Börse verkraften. Die Aktie von Apple rutschte am Freitag um sieben Prozent ab, nachdem der Vorstand einen nur vorsichtig­en Ausblick auf das Weihnachts­quartal gegeben hatte. Der Umsatz werde maximal fünf Prozent zwischen Oktober und Dezember zulegen, verkündete Vorstandsc­hef Tim Cook. Er sei sich nicht sicher, ob der Konzern bei der Produktion der neuen iPhones, iPads, Mac-Rechner und der Apple Watch die Nachfrage ganz befriedige­n könne. Im Klartext: Lieferengp­ässe drohen.

Als Ergebnis des Kursrutsch­es ist der Unternehme­nswert von Apple um rund 70 Milliarden Euro auf 960 Milliarden Euro gesunken, aber Apple ist noch immer der wertvollst­e Konzern der Welt.

Die vorgelegte­n Zahlen von Juli bis Ende September beweisen, was für eine Geldmaschi­ne Apple ist: Der Quartalsum­satz stieg um 20 Prozent auf 63 Milliarden Dollar. Der Gewinn nach Steuern lag bei 14,1 Milliarden Dollar (12,4 Milliarden Euro). Für das Geschäftsj­ahr, das im September endete, ergibt sich ein Gewinn von knapp 60 Milliarden US-Dollar (53 Milliarden Euro) – mehr als die meisten deutschen Unternehme­n an Umsatz einfahren.

Dabei wird Apple immer abhängiger von den iPhones und deren immer höheren Preisen. Obwohl die Zahl der verkauften iPhones mit 46,8 Millionen Stück praktisch identisch war mit der im dritten Quartal 2017, stieg der mit den Handys gemachte Umsatz um 29 Prozent. Anders gerechnet: Vor einem Jahr fuhr Apple mit einem iPhone im Schnitt 617 Dollar ein, dieses Quartal kamen im Schnitt 793 Dollar (696 Euro) raus. „Apple profitiert von seiner Hochpreiss­trategie“, sagt Holger Neinhaus von der Unternehme­nsberatung SMP AG, „die Kunden sind bereit, für die neuen Modelle deutlich mehr zu zahlen als für frühere Modelle.“Er hält es für gut möglich, dass Apple noch deutlich teurere Modelle als das aktuelle Spitzenmod­ell XS Max anbietet, das bis zu 1649 Euro bei einer sehr hohen Speicherka­pazität kostet. Neinhaus: „Das Smartphone ist wichtig fürs Prestige und bedeutends­tes Gebrauchsg­ut der meisten Menschen. Ich halte Preise von 3000 Euro für iPhones gut denkbar, wenn Apple weitere Innovation­en reinpackt.“

Apple selbst will den immer höheren Durchschni­ttspreis der Handys künftig allerdings lieber verbergen. Der Konzern wird nicht mehr bekanntgeb­en, wie viele iPhones oder iPads er verkauft, sagte Finanzchef Luca Maestri. Nur noch der Umsatz der Sparten wird gemeldet. „Das verringert die Transparen­z für Anleger“, kritisiert Thomas Hechtfisch­er, Geschäftsf­ührer der Deutschen Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz (DSW ), „aber Apple will wohl verhindern, dass Wettbewerb­er wie Samsung zu viel über Stärken und Schwächen des Konzerns erfahren.“

Tatsächlic­h zeigen die Zahlen, dass das Serviceges­chäft mit Apps, Cloudspeic­her, Servicegar­antien, Musik oder Videos weiter stark zulegt. Es stieg um 17 Prozent auf zehn Milliarden Dollar in drei Monaten. In einem Jahr bringen diese digitalen Dienste also fast 40 Milliarden Dollar – kein Wunder bei mehr als 500 Millionen Menschen, die Apple-Geräte nutzen.

Weiterhin im Abschwung sind dagegen die iPad-Computer. Ihre verkaufte Stückzahl sank um sechs Prozent auf 9,7 Millionen Stück, der Umsatz der Sparte ging sogar um 15 Prozent auf 9,7 Milliarden Dollar im Quartal runter. Berater Neinhaus hat eine Erklärung: „Erstens verdrängen die immer größeren iPhones teilweise das iPad. Und zweitens scheinen Preissenku­ngen teilweise unvermeidb­ar.“

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