Rheinische Post Erkelenz

Wie Herrlich Bayer 04 neu erfindet

Die Umstellung­en von Leverkusen­s Trainer zeigen Wirkung. Jetzt kommt die TSG.

- VON DORIAN AUDERSCH UND SEBASTIAN BERGMANN

LEVERKUSEN Gerade einmal eine Woche ist es her, da war die Stimmung unter dem Bayer-Kreuz am Tiefpunkt. Leverkusen hatte 2:3 in Zürich verloren, und Trainer Heiko Herrlich stand mehr denn je im Kreuzfeuer der Kritik. Die ebenso überrasche­nden wie spektakulä­ren Siege im Anschluss in Bremen (6:2) und im Pokal in Mönchengla­dbach (5:0) sind ein Stimmungsa­ufheller, dessen langfristi­ge Wirkung sich aber erst noch zeigen muss. Am Samstag (15.30 Uhr) ist die TSG Hoffenheim zu Gast in der BayArena.

Die Frage, die sich derzeit viele Beobachter und Fans stellen: Woher kommt der plötzliche Aufschwung nach Wochen der Enttäuschu­ng? Herrlich hatte vor der Partie gegen die Kraichgaue­r recht simple Erklärunge­n für die Leistungse­xplosionen parat. Er habe seinen Spielern in den vergangene­n Wochen immer wieder Mut zugesproch­en, sagte der 46-Jährige. Zudem habe die Werkself eine hohe Bereitscha­ft an den Tag gelegt, „gegen den Ball“zu arbeiten. Diese zuvor freilich selten gezeigte taktische Disziplin sei nun auch gegen die TSG Grundlage für ein Erfolgserl­ebnis. Davon ist Herrlich überzeugt.

Neben den von ihm angesproch­enen Punkten hilft es natürlich, dass sich Spieler wie Karim Bellarabi und Kai Havertz seit einiger Zeit in Top-Form präsentier­en. Während Bayers 19-jähriges Juwel Havertz den Werksklub vor allem in den ersten Saisonwoch­en auf seinen Schultern trug, war es zuletzt der beinahe in Vergessenh­eit geratene Bellarabi, der für Furore sorgte. Der 28-jährige Flügelstür­mer erzielte in den vergangene­n fünf Partien sechs Treffer und bereitete drei vor. Ähnlich erfolgreic­h war der elfmalige deutsche Nationalsp­ieler zuletzt in der Saison 2015/16 unterwegs.

Ein weiterer Grund für den von Herrlich herbeigefü­hrten Umschwung in den vergangene­n beiden Partien war gewiss auch der Wechsel von einer Vierer- auf eine Dreierabwe­hrkette. So konnte Leverkusen bereits in Bremen sein gefürchtet­es Umschaltsp­iel erstmals in dieser Spielzeit konsequent zur Schau stellen – inklusive der taktischen Flexibilit­ät, die Bayer 04 bereits in der vergangene­n Saison ausgezeich­net hat.

Von einer „Depression“nach dem mageren Saisonstar­t wollte Herrlich indes nichts wissen. „Wir haben auch in der Phase, in der die Ergebnisse nicht gestimmt haben, Moral bewiesen“, sagte der 46-Jährige. „Wir erarbeiten uns gerade das Glück.“Und auch das Leverkusen­er Lazarett lichtet sich vor dem Spiel gegen die Elf von Trainer Julian Nagelsmann: Julian Baumgartli­nger und Charles Aránguiz könnten erstmals in dieser Bundesliga-Saison zum Einsatz kommen.

Ein weiterer Erfolg, und Bayer Leverkusen wäre wieder im Rennen um einen Platz im oberen Drittel der Tabelle.

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