Bolt wird zum Fall für Hollywood
Viele Sportler haben sich nach ihrer ersten Karriere in einem zweiten (Sport-) Job versucht. Der Erfolg ist auf keinen Fall garantiert.
Der heftig betrommelte Ausflug des Sprinters Usain Bolt in die weite Welt des Profifußballs ist offenbar schon wieder beendet. Zwei Monate nach seinem Debüt beim australischen Klub Central Coast Mariners teilte der Klub mit, dass sich die Parteien nicht auf einen Vertrag einigen konnten. Die Australier sollen dem 32 Jahre alten Jamaikaner umgerechnet 80.000 Euro für eine Saison geboten haben. Bolt, so hieß es, habe ein Vielfaches davon verlangt. Bedeutende Argumente für einen hochdotierten Kontrakt hatte der Olympiasieger nicht geliefert. Zwei Treffer waren ihm in einem Wohltätigkeitsspiel gelungen. Auf ähnliche Erfolgserlebnisse kann sogar der weithin weniger wegen seiner Fußballkünste als vielmehr wegen seiner Auftritte als Schauspieler bekannte Axel Stein verweisen, der mal dem unvergleichlichen Lukas Podolski in einem Prominentenspiel den Ball ins Netz setzte.
Popularität garantiert zum
Glück also noch keine lückenlosen Zweitkarrieren. Nicht einmal dann, wenn sie in artverwandten Sportarten angestrebt werden. So gewann zwar Jesse Owens, der vierfache Olympiasieger von Berlin 1936, einen Wettlauf gegen ein Pferd. Das mehrte aber weder den Ruhm, noch war es so einträglich, wie Owens hoffen musste, der nach seinen Triumphen von Berlin in arge finanzielle Schwierigkeiten geraten war.. Olympiasieger Michael Phelps unterlag beim Wettschwimmen einer Computeranimation von einem Hai. Der gesamte Auftritt war so peinlich, dass der Nachwelt davon keine Bilder überliefert wurden. Und die Box-Legende Muhammad Ali trennte sich nach einem unspektakulären Hauen und Treten vom japanischen Wrestler Antonio Kanji Inoki unentschieden. (Umgerechnet) 5,2 Millionen Euro soll Ali immerhin kassiert haben.
Um Geld geht es auch Bolt. Dabei hat er es gar nicht nötig. Zuverlässige Schätzungen beziffern sein Vermögen auf 50 Millionen Euro. Wenn es ihm um den Spaß am fröhlichen Kicken in einer viertklassigen Profiliga ginge, hätte er in Australien sicher dem Angebot des Klubs zugestimmt. Einstweilen sucht er einen finanzkräftigeren Partner, der für ein bisschen Werbung mit dem schnellen Herrn von der Karibik-Insel noch ein wenig tiefer in die Tasche greift. Manche kriegen den Hals eben doch nicht voll. Jedenfalls nicht so schnell.
Es gibt allerdings auch ein paar positive Beispiele für ein zweites Leben nach der ersten großen Karriere. So holte Ester Ledecka im Snowboard und im Super G olympische Goldmedaillen. John Surtees wurde Formel-1- und Motorrad-Weltmeister. Und Johnny Weissmüller versilberte seine fünf Goldmedaillen bei Olympia als Tarzan im Kino. Vielleicht könnte Bolt mal in Hollywood nachfragen.
Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de