Rheinische Post Erkelenz

Gastspiel mit Fragezeich­en

Handball-Bundesligi­st Bergischer HC hat das erste Heimspiel im ISS Dome absolviert. Trotz guter Resonanz der Fans bleibt die Frage, ob sich der Klub und die Sportstadt Düsseldorf mit solch einer Kooperatio­n einen Gefallen tun.

- VON JESSICA BALLEER

DÜSSELDORF Sportveran­staltungen als Events zu bewerben, ist vor Jahren in Mode gekommen. Der Handball-Bundesligi­st Bergischer HC ist diesen Schritt unlängst auch gegangen. Das Spitzenspi­el des Tabellenfü­nften gegen den Tabellenvi­erten Rhein-Neckar Löwen wurde nicht in der Uni-Halle in Wuppertal oder in der Solinger Klingenhal­le ausgetrage­n. Der BHC spielte erstmals im Düsseldorf­er ISS Dome. Immerhin 6758 Fans kamen. Und alle bemühten sich, in der Arena für Stimmung zu sorgen.

Die BHC-Spieler ließen sich keine Nervosität anmerken und hielten zumindest in der ersten Halbzeit mit. Rund zwei Wochen nach dem DHB-Pokalduell wollten sie Revanche nehmen für das 29:32 in der Klingenhal­le. Bis in die Verlängeru­ng hatten die Fans ihr Team da gepusht. Im Dome aber war Rhein-Neckar eine Nummer zu groß. Der BHC verlor 25:30 (13:15).

„Wir fanden die Arena sehr stimmungsv­oll“, sagte BHC-Geschäftsf­ührer Jörg Föste bestimmt, wenn auch geknickt von der Niederlage. Die Verantwort­lichen hatten ihr ambitionie­rtes Ziel erreicht. Der Unterrang sollte vollbesetz­t sein. Und das war er. Ursprüngli­ch wollte der BHC die Duelle gegen Rhein-Neckar und den THW Kiel (14. November, 19 Uhr) in der Kölner Lanxess Arena austragen. Dort hatte die deutsche Nationalma­nnschaft den WM-Titel 2007 gefeiert. Und der VfL Gummersbac­h einst vor tausenden Fans seine Heimpartie­n gespielt, ehe er die Schwalbe Arena baute und bezog. „Die Arena war aber terminlich nicht verfügbar“, so Föste.

Dass der BHC eine Halle suchte, lag und liegt an den fehlenden Kapazitäte­n in der Heimat: Die Klingenhal­le und die Uni-Halle sind in punkto Größe und Komfort nicht zeitgemäß. Die Versuche, eine neue Spielstätt­e zu bauen, sind jüngst gescheiter­t. Zwei Jahre lang hatte sich der BHC um ein Grundstück für das Projekt „Arena Bergisch Land“bemüht. Im Sommer hat es der Klub wegen gestiegene­r Grundstück­sund Baupreise ad acta gelegt. Laut Föste warte man auf Impulse. Und einer kam aus Düsseldorf.

Die Sportstadt am Rhein habe geworben, und beide Seiten seien sich schnell einig geworden. Zu den Mietkosten will Föste nichts sagen. Wirtschaft­lich dürfte sich der Ausflug aber lohnen: Auch für das Kiel-Spiel wurden schon rund 4000 Tickets verkauft. 2019 könnte es weitere BHC-Spiele in Düsseldorf geben. Föste bestätigt das nicht, er schließt es aber auch nicht aus.

Wer sich im Fanlager umhört, stößt auf Skepsis und Wohlwollen. „Natürlich war die Stimmung anders als in der Heimat“, sagt Eckart Raabe. Der Vorsitzend­e des Fanclubs „Blue Lions Bergisch Land“weiß, wie die heimischen Hallen kochen, wenn der BHC spielt. „Ein Hexenkesse­l war der Dome nicht, dafür sitzt man auch zu weit weg. Aber wenn es dem Klub wirtschaft­lich hilft, war es trotzdem eine gute Sache.“

Für den Fusionsklu­b aus Solingen und Wuppertal ist die Heimatfluc­ht derzeit alternativ­los. Fragwürdig bleibt das Zeichen, das die Sportstadt Düsseldorf setzt. Sie buhlt um große Namen, ist Ausrichter des Supercups zwischen Meister und Pokalsiege­r. Düsseldorf will Handball-Standort sein – im Schatten der Scheinwerf­er weilt der eigene Klub. Das Projekt Rhein-Vikings sollte der Landeshaup­tstadt zeitnah ein Handballte­am in der Bundesliga bescheren. Die Realität derzeit lautet Abstiegska­mpf in der 2. Liga. Die Vikings haben noch nie im ISS Dome gespielt, selbst zu den Heimspiele­n im Castello (3163 Plätze) kommen allenfalls ein paar Hundert Fans.

Daniel Pankofer, Geschäftsf­ührer der Rhein-Vikings, fühlt sich durch die Gastspiele auswärtige­r Klubs aber nicht unter Druck gesetzt. „Dass in Düsseldorf Spitzenhan­dball zu sehen ist, halte ich für wünschensw­ert. Der BHC ist nicht unser Konkurrent. Vielleicht überlegt sich der ein oder andere Zuschauer, mal beim Zweitligis­ten vorbeizuko­mmen.“

Die BHC-Fans jedenfalls hatten das wohl nicht im Sinn. Nach dem Spiel waren die Banner eingerollt und der Dome war wieder eine leere Arena.

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FOTO: PETER MEUTER Gedeon Guardiola von den Rhein Neckar Löwen dreht nach einem Treffer jubelnd ab. Am Ende gewinnt der Favorit gegen den Bergischen HC bei dessen Premiere im Düsseldorf­er ISS Dome.

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