Gastspiel mit Fragezeichen
Handball-Bundesligist Bergischer HC hat das erste Heimspiel im ISS Dome absolviert. Trotz guter Resonanz der Fans bleibt die Frage, ob sich der Klub und die Sportstadt Düsseldorf mit solch einer Kooperation einen Gefallen tun.
DÜSSELDORF Sportveranstaltungen als Events zu bewerben, ist vor Jahren in Mode gekommen. Der Handball-Bundesligist Bergischer HC ist diesen Schritt unlängst auch gegangen. Das Spitzenspiel des Tabellenfünften gegen den Tabellenvierten Rhein-Neckar Löwen wurde nicht in der Uni-Halle in Wuppertal oder in der Solinger Klingenhalle ausgetragen. Der BHC spielte erstmals im Düsseldorfer ISS Dome. Immerhin 6758 Fans kamen. Und alle bemühten sich, in der Arena für Stimmung zu sorgen.
Die BHC-Spieler ließen sich keine Nervosität anmerken und hielten zumindest in der ersten Halbzeit mit. Rund zwei Wochen nach dem DHB-Pokalduell wollten sie Revanche nehmen für das 29:32 in der Klingenhalle. Bis in die Verlängerung hatten die Fans ihr Team da gepusht. Im Dome aber war Rhein-Neckar eine Nummer zu groß. Der BHC verlor 25:30 (13:15).
„Wir fanden die Arena sehr stimmungsvoll“, sagte BHC-Geschäftsführer Jörg Föste bestimmt, wenn auch geknickt von der Niederlage. Die Verantwortlichen hatten ihr ambitioniertes Ziel erreicht. Der Unterrang sollte vollbesetzt sein. Und das war er. Ursprünglich wollte der BHC die Duelle gegen Rhein-Neckar und den THW Kiel (14. November, 19 Uhr) in der Kölner Lanxess Arena austragen. Dort hatte die deutsche Nationalmannschaft den WM-Titel 2007 gefeiert. Und der VfL Gummersbach einst vor tausenden Fans seine Heimpartien gespielt, ehe er die Schwalbe Arena baute und bezog. „Die Arena war aber terminlich nicht verfügbar“, so Föste.
Dass der BHC eine Halle suchte, lag und liegt an den fehlenden Kapazitäten in der Heimat: Die Klingenhalle und die Uni-Halle sind in punkto Größe und Komfort nicht zeitgemäß. Die Versuche, eine neue Spielstätte zu bauen, sind jüngst gescheitert. Zwei Jahre lang hatte sich der BHC um ein Grundstück für das Projekt „Arena Bergisch Land“bemüht. Im Sommer hat es der Klub wegen gestiegener Grundstücksund Baupreise ad acta gelegt. Laut Föste warte man auf Impulse. Und einer kam aus Düsseldorf.
Die Sportstadt am Rhein habe geworben, und beide Seiten seien sich schnell einig geworden. Zu den Mietkosten will Föste nichts sagen. Wirtschaftlich dürfte sich der Ausflug aber lohnen: Auch für das Kiel-Spiel wurden schon rund 4000 Tickets verkauft. 2019 könnte es weitere BHC-Spiele in Düsseldorf geben. Föste bestätigt das nicht, er schließt es aber auch nicht aus.
Wer sich im Fanlager umhört, stößt auf Skepsis und Wohlwollen. „Natürlich war die Stimmung anders als in der Heimat“, sagt Eckart Raabe. Der Vorsitzende des Fanclubs „Blue Lions Bergisch Land“weiß, wie die heimischen Hallen kochen, wenn der BHC spielt. „Ein Hexenkessel war der Dome nicht, dafür sitzt man auch zu weit weg. Aber wenn es dem Klub wirtschaftlich hilft, war es trotzdem eine gute Sache.“
Für den Fusionsklub aus Solingen und Wuppertal ist die Heimatflucht derzeit alternativlos. Fragwürdig bleibt das Zeichen, das die Sportstadt Düsseldorf setzt. Sie buhlt um große Namen, ist Ausrichter des Supercups zwischen Meister und Pokalsieger. Düsseldorf will Handball-Standort sein – im Schatten der Scheinwerfer weilt der eigene Klub. Das Projekt Rhein-Vikings sollte der Landeshauptstadt zeitnah ein Handballteam in der Bundesliga bescheren. Die Realität derzeit lautet Abstiegskampf in der 2. Liga. Die Vikings haben noch nie im ISS Dome gespielt, selbst zu den Heimspielen im Castello (3163 Plätze) kommen allenfalls ein paar Hundert Fans.
Daniel Pankofer, Geschäftsführer der Rhein-Vikings, fühlt sich durch die Gastspiele auswärtiger Klubs aber nicht unter Druck gesetzt. „Dass in Düsseldorf Spitzenhandball zu sehen ist, halte ich für wünschenswert. Der BHC ist nicht unser Konkurrent. Vielleicht überlegt sich der ein oder andere Zuschauer, mal beim Zweitligisten vorbeizukommen.“
Die BHC-Fans jedenfalls hatten das wohl nicht im Sinn. Nach dem Spiel waren die Banner eingerollt und der Dome war wieder eine leere Arena.