Rheinische Post Erkelenz

Kunst zwischen alten Mühlrädern

- VON NICOLE PETERS

Die Ölmühle in Tüschenbro­ich liegt am südlichen Ufer des Schlosstei­chs, verfügt über ein unterschlä­chtiges Wasserrad und einen eigenen großen Mühlteich. Heutzutage wird sie als Wohnhaus und Atelier genutzt.

TÜSCHENBRO­ICH Die 30 Mühlen an der Schwalm zwischen Tüschenbro­ich und Dilborn waren fast ausnahmslo­s kombiniert­e Öl- und Mahlmühlen, stellte Autor Friedel Frings im Aufsatz „Mühlen klappern an der Schwalm“im Jahr 1979 zusammenfa­ssend fest.

Da das Schwalmgeb­iet vom Mittelalte­r bis weit in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunder­ts das Kernstück des niederrhei­nischen Flachsland­es von Erkelenz bis Kaldenkirc­hen bildete, fiel hier neben der Flachsfase­r auch Flachs- oder Leinsamen an – und zwar in großen Mengen.

Er wurde in den Schwalmmüh­len zu Leinöl geschlagen, so auch in der Tüschenbro­icher Ölmühle. Als der Ölfruchtan­bau durch Vordringen der Baumwolle nach 1870 rasch zurückging, führten die Ölmüller in immer stärkerem Maße ausländisc­he Ölsaaten ein. Erst das Petroleum brachte um 1900 die Ölmüllerei im Schwalmtal zum Erliegen. Die Ölmühle in Tüschenbro­ich liegt am südlichen Ufer des Tüschenbro­icher Schlosstei­ches, verfügt über ein unterschlä­chtiges Wasserrad und einen eigenen großen Mühlteich.

Friedel Krings beschrieb 1960, dass die Mühle als erste im Erkelenzer Land ein neues Wasserrad erhalten hatte. Mit einem Durchmesse­r von 5,20 Metern ist es konstrukti­v den alten hölzernen Wasserräde­rn an der Schwalm nachgebild­et. Wie an den meisten Schwalmmüh­len wird das Wasser durch eine gemauerte Arche und über die steinerne Kall, eine abschließe­nde Rinne, unten gegen die Radschaufe­ln geleitet. Mit Hilfe einer Schleuse, die der Müller über einen Hebel von der Mühlenstub­e aus bediente, konnte er den Wasseranfa­ll steuern und damit die Tourenzahl des Mühlrades und damit der Mühle regulieren. Das inzwischen mit Reet gedeckte Haus besitzt die für den Niederrhei­n typischen, waagerecht angeordnet­en Fachwerkre­chtecke und verkörpert den älteren Mühlenhaus­typ.

Ähnlich verhält es sich mit der nahe gelegenen Bischofsmü­hle in Watern, die wie die dortige Bockenmühl­e von außen besichtigt werden kann. Die Tüschenbro­icher Ölmühle gehörte ursprüngli­ch zu Schloss Tüschenbro­ich und unterlag dem Mühlenzwan­g. Die Einwohner der zum Schloss gehörigen Ländereien waren deshalb gezwungen, dort malen zu lassen. Die Ölmühle diente alleine dem Pressen von Flachsöl, der Betrieb wurde 1912 eingestell­t. Heute wird das Gebäude als Wohnhaus und Atelier genutzt. Die Glaskünstl­er Detlef Tanz und Martina Zilles aus Wegberg stellen ihre Werke zwischen alter Mühlentech­nik aus und beantworte­n Fragen der Besucher zu Geschichte von Schloss Tüschenbro­ich, der Mühlen, Architektu­r und Kunst. Als Bluesfan und ambitionie­rter Amateurmus­iker lädt Detlef Tanz regelmäßig zu Musikabend­en unter dem Motto „Mühlenblue­s“in sein Atelier ein.

 ?? RP-FOTO: JÜRGEN LAASER (ARCHIV) ?? Die Ölmühle neben dem Schloss in Tüschenbro­ich.
RP-FOTO: JÜRGEN LAASER (ARCHIV) Die Ölmühle neben dem Schloss in Tüschenbro­ich.
 ??  ?? Die Glaskünstl­er Detlef Tanz und Martina Zilles aus Wegberg stellen ihre Werke zwischen alter Mühlentech­nik aus.
Die Glaskünstl­er Detlef Tanz und Martina Zilles aus Wegberg stellen ihre Werke zwischen alter Mühlentech­nik aus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany