Stabwechsel im Haus Sodekamp-Dohmen
Frank Dohmen hat den alteingesessenen Hilfarther Familienbetrieb von seinem Vater Heinz übernommen. Er wird Restaurant, Festsaal und Kino weiterführen. Das Traditionshaus an der Rurbrücke war um 1850 gegründet worden.
HILFARTH „Ja, leider“, sagt Heinz Dohmen, seufzt und zwinkert mit dem Augen, wenn er gefragt wird, ob er im Urlaub war. Immer wieder zieht es ihn schnell zurück in sein Refugium: Haus Sodekamp-Dohmen mit Restaurantbetrieb, Festsaal für bis zu 500 Gäste, Gastwirtschaft und dem angegliederten Corso-Filmpalast. Heinz Dohmen kann sich ein Leben ohne seinen Vollzeit-Job als Wirt, Konzertveranstalter und Kino-Chef überhaupt nicht vorstellen. Dennoch hat der inzwischen 68-Jährige nun Sohn Frank (44) den in Hilfarth alteingesessenen Familienbetrieb überschrieben.
„Die Nachfolge muss gesichert sein. Jeden Tag kann was passieren“, begründet er seinen Schritt. Für Frank Dohmen, seit knapp zwei Jahrzehnten als Küchenchef im Haus tätig, keineswegs ein Sprung ins kalte Wasser. „Ich kenne die Abläufe“, sagt der Familienvater, der sich im Casino der Aachen-Münchener Versicherung zum Koch ausbilden ließ und später im renommierten Swissotel in Neuss wertvolle Erfahrungen sammelte, die er heute vor allem beim Zusammenstellen großer Büfetts gut nutzen kann.
Naomi Campbell ist ihm mal begegnet, als sie durch die Küche geführt wurde. „Wir waren 40 Köche. Klar, das war ein ganz anderes Arbeiten, als hier bei uns.“Viel verändern möchte der neue Sodekamp-Chef nicht. Bodenständige, deutsche Küche zu moderaten Preisen soll es auch weiterhin geben. Vorgenommen hat Frank Dohmen sich, auch jüngeres Publikum an die Rurbrücke zu holen.
Mit Vater Heinz ist er sich einig, dass die Zeit der großen Schlagerkonzerte vorbei ist. Roberto Blanco, Ivan Rebroff, Dunja Rajter, Andy Borg, Maria und Margot Hellwig, Marianne und Michael – alle gastierten schon im Haus Sodekamp-Dohmen. Den Anfang machte Heino Mitte Dezember 1985. Roy Black war zwei Mal da. Dohmen hatte ihn bereits für einen weiteren Auftritt verpflichtet, als der beliebte Ganz-in-Weiß-Sänger plötzlich verstarb. „Das war ein Schock. Er war sehr nett, ganz lieb, kam immer schon nachmittags hier an“, erinnert er sich.
Als Florian Silbereisen gerade 16 Jahre war, flüsterte Konzertmanager Peter Feller Heinz Dohmen zu: „Aus dem Flori wird mal ein ganz Großer“– und der hochgelobte Teenager fragte Dohmen heimlich nach einem Glas Bier.
Das Hilfarther Familienunternehmen – auch Dohmens Ehefrau Emmy arbeitet hier mit – wurde um 1850 von Dohmens Urahn Heinrich Sodekamp gegründet. Eine kleine Gaststätte mit Kolonialwarengeschäft und kleinem Saal. Versammlungen und die Kirmesfeierlichkeiten seien damals dort abgehalten worden, erzählt Heinz Dohmen, der den Betrieb von seinen Eltern Franz und Sibille Dohmen übernahm. Mutter Sibille, deren Mädchenname Sodekamp war, hatte den traditionsreichen Familienbetrieb mit ihren Geschwistern Eva und Hans von den Eltern übernommen.
Als die nahe Rurbrücke im Zweiten Weltkrieg von den Briten und Amerikanern stark bombardiert wurde, erinnert sich Heinz Dohmen, habe auch das Gebäude in Schutt und Asche gelegen. Seine Eltern bauten es ab 1946 wieder auf. „Immer wieder wurde hier renoviert, angebaut und vergrößert.“
1956 wurde das Kino eröffnet. Hier verbrachte Dohmen Kindheit und Jugend: Für zwei Stunden am Tag flüchten in die schwarz-weiße Welt mit Stan Laurel und Oliver Hardy. Oder in den Wilden Westen, wo sich Cowboys und Indianer erbitterte Schlachten lieferten. „Es gab ja noch keinen Fernseher. Deshalb spielte es keine Rolle, wenn man den gleichen Film mehrmals gesehen hat.“Mehrere Male wurde Dohmen im Vorführraum von den Eltern erwischt, als er sich heimlich Streifen ansah, die erst ab 18 freigegeben waren. „Das war bei mir genauso“, sagt sein Sohn Frank mit einem Lachen, der gerade die Hückelhovener Regiofolk-Band „Die Rumtreiber“im Festsaal Sodekamp-Dohmen gebucht und ein gut besuchtes Heavy-Metal-Konzert mit rund 350 Besuchern organisiert hat.