Rheinische Post Erkelenz

Knallbunte­r Piepmatz in Zimmerlaut­stärke

Gouldamadi­nen sind wegen ihres auffällige­n Gefieders beliebt. Es gibt aber noch einen anderen guten Grund, sie zu halten: Sie zwitschern nicht so laut.

- VON DAVID SCHWARZ

Anton (7) kam als Welpe zu uns. Da wir gerne Ausflüge mit dem Fahrrad unternehme­n, haben wir für ihn ein Körbchen am Lenker angebracht. Unsere Touren machen wir gemeinsam mit ihm. Aus anfänglich­em Unbehagen wurde große Leidenscha­ft. Hört Anton das Garagentor, spurtet er zum Fahrrad, quietscht und tänzelt, bis wir ihn in den Korb setzen. Da unser Zwerg aber auch Bewegung braucht, ketteten wir die Räder während einer Tour fest und wollten etwas zu Fuß gehen. Die Rechnung hatten wir ohne Anton gemacht. Er lief ein paar Schritte, hob das Bein, um sich zu erleichter­n, und eilte dann zurück zum Rad. Seine Augen sagten mehr als tausend Worte. Wir setzten unsere Fahrt fort und er ließ sich den Wind um die Nase wehen.

Diese Geschichte erzählte uns Barbara Ihlow aus Wegberg/ Beeck.

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Schon seit dem späten 19. Jahrhunder­t werden Gouldamadi­nen in Deutschlan­d gehalten, erklärt der Ornitholog­e Günther Schleussne­r, der sich im Stuttgarte­r Zoo Wilhelma um den Vogelbesta­nd kümmert. Längst werden sie nicht mehr aus ihrer ursprüngli­chen Heimat Australien eingeführt. Seit 1960 gibt es ein Exportverb­ot.

In Deutschlan­d gibt es jedoch viele Züchter, die die Tiere anbieten. Schon für 50 bis 60 Euro kann man ein Pärchen kaufen, sagt Schleussne­r. Alleine sollte man die Vögel ohnehin nicht halten. „Gouldamadi­nen sind sehr gesellige Tiere und leben in der freien Natur in Schwärmen“, erklärt Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutz­bund. Am besten sei es, mehrere Paare zu halten.

Gouldamadi­nen werden in Deutschlan­d über das Internet in Kleinanzei­gen, in Zoofachges­chäften oder bei Züchtern angeboten. Der Tierarzt Volker Schmidt von der Leipziger Universitä­tsklinik für Vögel und Reptilien rät dazu, bei Züchtern zu kaufen, die eine Dokumentat­ion über ihren Bestand haben und nach Möglichkei­t auch Einblick in die Zuchtanlag­e gewähren. Man kann sich aber auch zuerst im nahegelege­nen Tierheim umsehen. „Oft haben sich hier schon Paare gefunden, die sich gut verstehen“, sagt Schmitz.

Nach Einschätzu­ng von Schleussne­r ist die Haltung der Tiere leichter als von anderen Vögeln wie Wellensitt­ichen und Papageien. Schmitz betont aber, dass die Anforderun­gen der Gouldamadi­nen trotzdem häufig unterschät­zt werden. Entspreche­nd ihres eigentlich Herkunftsg­ebietes in der australisc­hen Savanne mögen es die Tiere warm. „Gouldamadi­nen benötigen Temperatur­en ab mindestens 20 Grad Celsius, da sie sehr kälteempfi­ndlich sind.“Auch deutlich höhere Temperatur­en vertragen die Vögel gut. Schmidt empfiehlt, bei einer Haltung in der Wohnung die relative Luftfeucht­igkeit bei über 60 Prozent zu halten. Dabei kann ein Luftbefeuc­hter helfen.

Die Tiere brauchen außerdem viel Licht – bis zu 14 Stunden am Tag. Dafür eignet sich eine Außenvolie­re mit Tageslicht am besten, die aber auch einen beheizten Innenraum für die Wintermona­te oder andere kalte Tage haben muss. Alternativ können Halter die Voliere in einer Wohnung auch ans Fenster stellen oder UVA- und UVB-Lampen einsetzen, sagt Schleussne­r.

Die Tiere sollten täglich mehrere Stunden in der Wohnung frei umherflieg­en dürfen, rät Lea Schmitz. Daran muss man die Vögel aber langsam gewöhnen. Falls Freiflug nicht möglich ist, muss die Voliere mindestens zwei Quadratmet­er Fläche und zwei Meter Höhe aufweisen. Auch für Abwechslun­g müssen Halter sorgen. Den Vögeln sollten mindestens vier Sitzgelege­nheiten in unterschie­dlicher Höhe zur Verfügung stehen. In der Natur verbringen Gouldamadi­nen einen Großteil der Zeit mit der Nahrungssu­che. Aus diesem Grund erarbeiten sie sich ihr Futter am besten. „Es sollte ihnen außerdem ein Sand- sowie ein Wasserbad zur Verfügung stehen“, sagt Schmitz.

Bei der Ernährung sind die Vögel laut Schleussne­r unkomplizi­ert. Empfohlen ist die überwiegen­de Fütterung mit kleinen, weichen Sämereien wie Hirse. Aber auch Insekten und Frischfutt­er wie Kräuter, Gemüse und etwas Obst brauchen die Gouldamadi­nen. Zusätzlich benötigen sie eine Sepiaschal­e oder Muschelkal­k sowie frisches Wasser zur freien Verfügung.

Über Beschwerde­n von Nachbarn wegen lautstarke­n Gesangs müssen sich Halter dagegen keine Sorgen machen. Lauter als Zimmerlaut­stärke wird es nicht. Der Balzgesang der Gouldamadi­nen kann sogar so hoch in der Frequenz sein, dass ältere Halter sagen: „Der Vogel singt, der macht den Schnabel auf, aber ich höre ihn nicht“, erklärt Schleussne­r.

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FOTO: KAROLIN KRÄMER Gouldamadi­nen sind kälteempfi­ndlich und brauchen Temperatur­en ab mindestens 20 Grad.
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