Pflegende Angehörige fühlen sich oft überlastet
BERLIN (dpa) Viele pflegende Angehörige in Deutschland fühlen sich überlastet und wollen mit der Pflege deshalb gern aufhören. So stünden 185.000 Menschen, die heute Angehörige zu Hause pflegen, kurz davor, diesen Dienst einzustellen. Das zeigt der neueste Pflegereport 2018 der Krankenkasse Barmer. 6,6 Prozent, also 164.000 pflegende Angehörige, wollen demnach nur mit mehr Hilfe weiter pflegen. Knapp ein Prozent will dies auf keinen Fall länger tun. Studienautor Heinz Rothgang von der Universität Bremen sagte: „Viele pflegende Angehörige sind an der Grenze der Belastbarkeit angekommen.“
Laut Barmer-Pflegereport gibt es in Deutschland rund 2,5 Millionen pflegende Angehörige, darunter rund 1,65 Millionen Frauen. Nur ein Drittel aller Betroffenen geht demnach arbeiten, jeder Vierte aber hat seine Arbeit aufgrund der Pflege reduziert oder ganz aufgeben müssen. Die Pflege bestimmt bei 85 Prozent der Betroffenen täglich das Leben. Die Hälfte von ihnen kümmert sich sogar mehr als zwölf Stunden täglich um pflegebedürftige Angehörige.
Fast 40 Prozent der Betroffenen fehlt laut Rothgang Schlaf. 30 Prozent fühlten sich in ihrer Rolle als Pflegende gefangen. Jedem Fünften sei die Pflege eigentlich zu anstrengend. Der Vorstandsvorsitzende der Barmer-Krankenkasse, Christoph Straub, forderte, dass pflegende Angehörige besser unterstützt, umfassend beraten und von überflüssiger Bürokratie entlastet werden.