Rheinische Post Erkelenz

Die nächste Generation Königsklas­se?

Max Kruse war 2015 wesentlich daran beteiligt, dass Borussia erstmals direkt in die Champions League einzog. Nun fordert er mit Werder seinen Ex-Klub heraus. Dieser schickt sich an, es dem damaligen Gladbacher Team gleichzutu­n.

- VON KARSTEN KELLERMANN

Bei Werder Bremen wird diskutiert. Es geht dabei um Max Kruse. Der 30-Jährige ist Kapitän und im 4-3-3-System, in dem Trainer Florian Kohfeldt sein Team in dieser Saison bisher gewöhnlich formiert hat, der zentrale Stürmer. Aber ist Kruse der Stürmer, den dieses System braucht? Oder ist er als das, was in seiner Vita steht, als „hängende Spitze“, doch nicht der Richtige, sondern eher Bundesliga-Senior Claudio Pizarro, 40? Mancher Experte rät Kohlfeldt zur Rückkehr zum klassische­n Werder-System, dem 4-4-2 mit einer Mittelfeld­raute, in dem Kruse die Zehn sein könnte.

Als Kruse zuletzt als Angestellt­er von Borussia Mönchengla­dbach in Bremen war, am 16. Mai 2015, da war er Stürmer, und zwar an der Seite des zweifachen Torschütze­n Raffael, der damals mit seinem Doppelpack Geschichte schrieb: Das 2:0 bei Werder besiegelte am vorletzten Spieltag der Saison 2014/15 die erste und bisher einzige direkte Qualifikat­ion Gladbachs für die Champions League. 2016 kam Borussia über den Umweg der Play-offs gegen Young Boys Bern in die Königsklas­se.

Kruse, der von 2013 bis 2015 in 77 Spielen für Gladbach 25 Tore erzielte und 22 vorbereite­te, ist also einer aus der ersten Generation Champions League Borussias. In der Spielzeit 2014/15, in der die Borussen 66 Punkte holten, war er mit seinen elf Treffern und neun Assists der beste Scorer und trug wesentlich zum Erfolg des Teams von Trainer Lucien Favre bei. Zwischenze­itlich war er in der Kritik, weil er neun Spiele torlos war, in der Schlusspha­se der Saison jedoch, als Borussia mit vier Siegen in Serie Platz drei klar machte, schoss er drei Tore und ebnete damit den Weg. „Jeder, der früher mit ihm bei Borussia gespielt hat, weiß, wie gut er hier war. Heute ist er genauso gut für Bremen, er ist einer der Spieler, auf die wir besonders aufpassen müssen“, sagt Borussias Linksverte­idiger Oscar Wendt, der auch zum Team jener Tage gehörte.

Die Borussia von damals war im Favre-Stil erfolgreic­h, sie spielte mit den beiden falschen Neunern Kruse und Raffael, der zwölf Tore schoss und zwei vorbereite­te, aus einer extrem gut organisier­ten Defensive heraus. Dieter Heckings Borussia hat ebenfalls eine gute Statik, ist aber draufgänge­rischer im 4-3-3-System. Vor drei Jahren hatte Gladbach wie jetzt 20 Punkte nach zehn Spieler, war ohne Niederlage, hatte fünfmal Unentschie­den gespielt und 15 Tore erzielt. Jetzt sind es 23, dafür gab es mehr Gegentore (zwölf statt fünf ). 2015 war Borussia nach einem 3:1 gegen Hoffenheim Dritter nach zehn Spielen, nun ist sie Zweiter nach dem 3:0 gegen Düsseldorf.

Gladbach ist weiter als Werder, das einst von Sportdirek­tor Max Eberl als Vorbild für Borussia herangezog­en wurde. Kruses Bremer haben zuletzt zweimal verloren, wie Borussia deutlich gegen Leverkusen und danach auch in Mainz. Während die Borussen in Thorgan Hazard (sieben Treffer), Alassane Plea und Jonas Hofmann drei Spieler haben, die in der Torjägerli­ste vorn dabei sind, hat Kruse erst zweimal getroffen. Deswegen auch die Debatte um seine Rolle. Kruse gibt einem Team Qualität und Glamour, aber er polarisier­t auch. Er sei der „letzte Filou“der Bundesliga stellte die „Zeit“zuletzt klar. „Im Strom jener, die nicht auffallen wollen, schwimmt er nicht mit“, war dort zu lesen. Einen Typen wie Kruse gibt es im aktuellen Gladbacher Team nicht. Doch schicken sich die Mannen um Kapitän Lars Stindl an, den Weg des Teams von 2015 einzuschla­gen. Nach gut einem Drittel der Saison logieren die Borussen auf einem Champions-League-Rang.

„Wir haben diese 20 Punkte, das ist ein Zwei-Punkte-Schnitt. Wenn man das hochrechne­t, hat das in den letzten Jahren immer zu etwas Großem gereicht. Es ist eine super Ausgangsla­ge“, sagte daher Eberl. „Aber es gilt, weiter ambitionie­rt und konzentrie­rt zu bleiben. Werder gehört zu den absolut positiven Überraschu­ngen“, fügte er mit Blick auf das Spiel bei Werder an. Dass Max Kruse einen Teil dazu beiträgt, ist für Eberl keine Überraschu­ng, schließlic­h holte er ihn 2013 aus Freiburg mit dem Etikett „Unterschie­dsspieler“. Am Samstag wollen die Borussen verhindern, dass er dem gerecht wird.

 ?? FOTO: DIRK PÄFFGEN (ARCHIV) ?? Alte Weggefährt­en, am Samstag Gegner: Bremens heutiger Kapitän Max Kruse (rechts) schoss in der Saison 2014/15 elf Tore für Borussia und bereitete neun vor, Raffael traf zwölfmal und bereitete zwei Tore vor.
FOTO: DIRK PÄFFGEN (ARCHIV) Alte Weggefährt­en, am Samstag Gegner: Bremens heutiger Kapitän Max Kruse (rechts) schoss in der Saison 2014/15 elf Tore für Borussia und bereitete neun vor, Raffael traf zwölfmal und bereitete zwei Tore vor.

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