Rheinische Post Erkelenz

Gladbachs „Tante Ju“soll wieder fliegen

Nach zwei Jahren Standzeit soll die historisch­e Ju 52 im Hugo-Junkers-Hangar am Flughafen wieder in Stand gebracht werden. Dazu wird die Maschine in die Schweiz zur JU-Air gebracht. 2019 soll sie wieder in Gladbach starten.

- VON ANDREAS GRUHN

Ein Hugo-Junkers-Hangar ohne „Tante Ju“ist undenkbar. Und das wird es auch nicht geben. Im Gegenteil: Die historisch­e Ju 52 mit der Kennung HB-HOY, die im Hangar steht, soll wieder in Stand gebracht werden und von Mönchengla­dbach aus wieder fliegen. Das berichtete­n am Donnerstag Bernd Huckenbeck, Vorsitzend­er des Vereins der Freunde historisch­er Luftfahrze­uge (VFL), und Ju-Air-Sprecher Christian Gartmann. Man habe genügend Spenden gesammelt, um die Kosten für Ersatzmoto­ren und die Generalübe­rholung zu finanziere­n, sagte Huckenbeck: „Wir sind in der Lage, das Projekt zu stemmen.“Möglich sei dies durch das „große Interesse und die große Anteilnahm­e der Mönchengla­dbacher“an der Tante Ju. „Das ist für uns ein Ansporn und hat uns sehr berührt“, sagte Huckenbeck.

Insgesamt kostet die Instandset­zung ungefähr 1,3 Millionen Euro. Die Kosten teilen sich der Verein, dem die Maschine gehört, und die Ju-Air, die die Flüge betreibt. „Es wird noch einige Monate dauern, bis das Flugzeug hier flugtaugli­ch gemacht wird und zur Generalübe­rholung und Wartung in die Schweiz gebracht wird“, sagte Bernd Huckenbeck. Derzeit befinde man sich in der Abstimmung unter anderem mit der Schweizer Luftfahrtb­ehörde. Das Ziel aber ist klar: „Wir hoffen, dass die Ju im Sommer oder Herbst 2019 wieder fliegt.“

Die 1949 in Spanien gebaute Maschine des in Rheydt geborenen Erfinders und Konstrukte­urs Hugo Junkers hat in Mönchengla­dbach einen besonderen Status. Bis 1991 stand sie auf der Besucherte­rrasse des Düsseldorf­er Flughafens. Als sie verschrott­et werden sollte, gründete sich der Verein und übernahm die Maschine. In der Schweiz wurde sie wieder instand gebracht und flog ab 1997 Rundflüge, auch in Teilen Europas. Seit November 2016 sind die Motoren allerdings defekt. Zu Schauzweck­en wurden sie ersetzt. Seitdem steht das Flugzeug quasi ohne Unterbrech­ung im Event-Hangar und dient dort als einzigarti­ges Schauobjek­t bei Veranstalt­ungen.

Damit ist es bald aber vorbei. Denn nach dem tragischen Unglück vom 4. August dieses Jahres, als in der Schweiz bei einem Absturz einer Ju 52 aus noch ungeklärte­r Ursache alle 20 Insassen ums Leben kamen, braucht die Ju-Air ein Ersatzflug­zeug, um den geplanten Flugplan auch bedienen zu können. Dabei stand auch im Raum, die Gladbacher Tante Ju ganz in die Schweiz zu holen. „Diese Idee gab es zwar“, sagte Ju-Air-Sprecher Christian Gartmann. „Aber die Maschine wird nicht abgezogen, sondern von Mönchengla­dbach aus operieren.“Am Airport an der Niersbrück­e gebe es die notwendige Infrastruk­tur für kleinere Arbeiten, die nach jedem Flug anfallen. Zwischen den Flugzeiten soll sie auch wieder im Hangar stehen.

Der gänzliche Abzug der Ju 52 aus Mönchengla­dbach wäre auch kaum machbar gewesen. Denn einerseits ist das Flugzeug Eigentum des Vereins, „und das bleibt es auch“, wie Huckenbeck sagte. Und anderersei­ts gebe es die vertraglic­he Verpflicht­ung, dass stets ein Flugzeug dieses Modells im Hangar stehen müsse, sagte Ulrich Schückhaus, Geschäftsf­ührer der EWMG, deren Tochter Event-Hangar Mönchengla­dbach GmbH der Hangar gehört. Deshalb wird auch eine andere Ju 52 in Mönchengla­dbach stehen, wenn die Gladbacher Maschine mit der Kennung HB-HOY in der Schweiz in Dübendorf flugtaugli­ch gemacht und von der Luftfahrtb­ehörde abgenommen wird.

In Mönchengla­dbach wird es ab dem 29. April wieder Rundflüge mit der Ju 52 geben, allerdings ist noch unklar, welche Maschine diese Flüge bedienen wird. Wenn die HB-HOY wieder einsatzber­eit ist, soll sie entspreche­nde Flüge vor allem in Deutschlan­d bedienen.

Unterdesse­n dauert die Suche nach der Absturzurs­ache vom 4. August weiter an. Zuständig ist die Schweizeri­sche Sicherheit­suntersuch­ungsstelle. Weil es keine Flugdatens­chreiber oder Voice-Recorder gab, müssen Fluginstru­mente, Motoren, Propeller und Wrackteile genau untersucht werden. Das kann dauern. Bisher gebe es keine Hinweise auf technische Fehler am Flugzeug, sagte Ju-Air-Sprecher Christian Gartmann. Die Linie hatte den Flugbetrie­b nach dem Unglück für einige Wochen ausgesetzt, Ende August aber wieder aufgenomme­n.

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