Rheinische Post Erkelenz

Finanzmini­ster im Hörsaal

Lutz Lienenkämp­er spricht bei Jubiläum des Forums Banking & Finance der Hochschule.

- VON DENISA RICHTERS

Bei der Hochschule Niederrhei­n in Mönchengla­dbach denkt man sofort an Studiengän­ge wie Textiltech­nik oder Ernährungs­wissenscha­ft. Doch dort geht es auch um Geld. Banking and Finance heißt ein neuer dualer Studiengan­g im Fachbereic­h Wirtschaft­swissensch­aften. „Wir wollen eine Hochschule für die Region sein und das duale Studium nach vorne treiben“, sagt Hochschul-Präsident Prof. Hans-Hennig von Grünberg. Seit zwei Jahrzehnte­n besteht schon ein Forum namens „Banking & Finance“. Initiiert hat es 1998 Prof. Bernd R. Müller. Er kann auf viele spannende Veranstalt­ungen in der Reihe zurückblic­ken: Mal ging es um die Finanzieru­ng von Hollywood-Produktion­en, mal von Flugflotte­n, Klimawande­l, Blockchain, zweimal stand Borussia Mönchengla­dbach und einmal Eintracht Frankfurt – Müllers favorisier­ter Verein – auf dem Programm.

Zum Jubiläum hat er einen Mann eingeladen, in dessen Fachbereic­h sich alles ums Geld dreht: NRW-Finanzmini­ster Lutz Lienenkämp­er. Auch im Publikum saß Prominenz: In der zweiten Reihe des Audimax’ hatte Sandra Navidi Platz genommen. Sie ist eine in New York lebende Investment-Expertin, leidenscha­ftliche Trump-Kritikerin (für n-tv hat sie vor den Midterms die Doku-Reihe „Wie tickt Amerika“gemacht) und stammt aus Mönchengla­dbach. „Sie wird nächstes Jahr bei unserem Forum sein“, kündigt Müller den Gästen und Studenten an.

Doch an diesem Abend gehört das Forum dem Finanzmini­ster, der mit halbstündi­ger Verspätung kommt, sich dann am Rednerpult aber furchtlos dem angekündig­ten „intellektu­ellen Gemetzel“stellt. Gemeint ist die Fragerunde mit den Studenten, die schließlic­h milder ausfällt als gedacht. In seiner Rede liefert Lienenkämp­er viele Zahlen, betont die Stärke der Finanzwirt­schaft in NRW (200.000 Arbeitsplä­tze), der klein- und mittelstän­dischen Unternehme­n (99,5 Prozent aller Unternehme­n). Sie seien die „Herzkammer des Landes“, müssten durch den von der schwarz-gelben Landesregi­erung geplanten Bürokratie­abbau entlastet werden. Der Minister spricht sich für eine „krisenfest­e Wirtschaft­s- und Währungsun­ion“in der EU aus und für digitale Bildung. Er verrät, dass seine über 80-jährige Mutter WhatsApp nutzt, und ist „gespannt“, ob der Brexit-Beauftragt­e des Landes, Friedrich Merz, nach dem 6. Dezember für diese Aufgabe noch zur Verfügung steht. Merz kandidiert für den Vorsitz der Bundes-CDU.

In der Fragerunde nutzt Hochschul-Chef von Grünberg die Chance. Die Hochschule möchte mit der Stadt das alte Polizeiprä­sidium entwickeln. Das Areal liegt aber im Besitz des Landes und in der Verantwort­ung Lienenkämp­ers. Warum, fragt der Präsident, sei es so komplizier­t, an das Grundstück zu kommen, wenn doch alle Seiten der öffentlich­en Hand angehörten. „Es ist komplex“, sagt Lienenkämp­er. Deshalb werde das Gesetz geändert. In diesem Fall womöglich zu spät.

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FOTO: KÖRTING Im Audimax: (v.l.) Prof. Bernd R. Müller, Lutz Lienenkämp­er, Prof. Hans-Hennig von Grünberg und Prof. Siegfried Kirsch.

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