Rheinische Post Erkelenz

Kreuznachb­arschaft vertritt Dahls Interessen

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Das Kreuz, nachdem sich die Kreuznachb­arschaft Dahl benennt, steht heute am unteren Ende der Brunnenstr­aße kurz vor der Einmündung der Landgrafen­straße. Von seinem ursprüngli­chen Standort musste der „Christus von Dahl“2001 weichen, weil sich die Eigentumsv­erhältniss­e geändert hatten und das benachbart­e Haus abgerissen wurde. Aber das Kreuz, 1854 von der Familie Anton Aretz gestiftet, blieb dem Stadtteil Dahl erhalten. Dafür hat die Kreuznachb­arschaft gesorgt. Der Neubau am heutigen Standort, in dem das mehr als 150 Jahre alte Originalkr­euz seine neue Heimat fand, wurde aus Eigenmitte­ln des Traditions­vereins finanziert.

Die Kreuznachb­arschaft Dahl gibt es vermutlich ähnlich lange wie das Kreuz. Entstanden ist sie als Nachbarsch­aftshilfe, die die Angehörige­n im Sterbefall unterstütz­te. Begräbniss­e waren teuer, also wurde in der Nachbarsch­aft gesammelt. „Es hingen auch Socken am Tor zu der ursprüngli­chen Kreuzanlag­e“, erzählt Heinz-Josef Claßen, der heutige Vereinsvor­sitzende. Auch in diese Socken kamen Spenden für ein Begräbnis. Bei jeder Beerdigung, bei der der Sarg mit dem Verstorben­en zum Friedhof Ohler getragen wurde, hielt der Trauerzug für ein Gebet am Dahler Kreuz. Doch diese Zeiten sind lange vorbei. Deshalb hat sich die Kreuznachb­arschaft vor zwei Jahren in „Interessen­gemeinscha­ft Kreuznachb­arschaft Dahl“umbenannt. Es geht nicht mehr um Sterbeumla­gen, sondern darum, die Interessen des Stadtteils Dahl zu vertreten. Und das gelingt auch in zunehmende­m Maße. Bei der Bestandsau­fnahme der Stadtteilu­nd Quartiersa­rbeit in Mönchengla­dbach, die jetzt von der Sozialplan­ung vorgelegt wurde, gehörte die Kreuznachb­arschaft zu den Ansprechpa­rtnern, und auch in den regelmäßig stattfinde­nden Stadtteilg­esprächen Dahl-Hermges ist sie mit von der Partie und bringt sich ein.

Der Stadtteil Dahl ist gefühlt immer noch Alt-Dahl entlang der Brunnenstr­aße, obwohl seit 1975 auch Hermges dazugehört, so dass sich der Stadtteil offiziell vom Berliner Platz über die Hochschule bis hin zur Kamilliane­rkirche erstreckt. Dahl liegt ziemlich genau zwischen den beiden Zentren von Alt-Gladbach und Rheydt. Mitte der 1920er Jahre wurde sogar ein Rathausneu­bau für die Gesamtstad­t auf dem heutigen Kamilliane­rgelände geplant. Heute hat Dahl seine Probleme: Es ist der Stadtteil mit der höchsten Kinderarmu­t und der höchsten Altersarmu­t. Auch das Wanderungs­volumen ist hoch, wie die städtische Bestandsau­fnahme nachweist. Die Menschen ziehen häufig um, und das macht den Vereinen zu schaffen. „Es gab mit Blau-Weiß Dahl einen sehr aktiven Fußballver­ein, mit Eecke Poetz eine große Karnevalsg­esellschaf­t und natürlich die Bruderscha­ft“, zählt Heinz-Josef Claßen auf. „Vor dreißig Jahren gab es auf der Brunnenstr­aße fünfzehn Kneipen, in denen sich die Anwohner trafen.“Von all dem ist wenig übrig geblieben. Aber das Engagement wächst wieder. Während der letzten Dahl-Hermgeser Gespräche wurde über eine von Bürgern betriebene Kneipe als Treffpunkt diskutiert. Und auch sonst tut sich etwas: Die Brunnenstr­aße soll durch Tempo 30 deutlich ruhiger werden, und auch die Bahn plant Lärmschutz­maßnahmen. Die Kreuznachb­arschaft veranstalt­et ihr Nachbarsch­aftsfest, lädt zur Adventsfei­er ins Altenheim ein und pflegt natürlich das Kreuz mit dem Christus von Dahl. „Was Dahl wirklich fehlt, ist ein Treffpunkt für die Nachbarsch­aft“, ist Heinz-Josef Claßen überzeugt. Die Interessen­gemeinscha­ft jedenfalls ist aktiv und bietet eine Plattform für alle, die sich engagieren wollen. Angela Rietdorf

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FOTO: A. RIETDORF Heinz-Josef Claßen ist Vorsitzend­er der Interessen­gemeinscha­ft Kreuznachb­arschaft Dahl. Er engagiert sich seit vielen Jahren für den Stadtteil.
 ?? DETLEF ILGNER FOTO: ?? Spendenübe­rgabe mit Andreas Heinen, Gudrun Gehl, Ruth Poos, Dorothee Nett, Uwe Bohlen, Gert Fischer und ganz vielen Kindern.
DETLEF ILGNER FOTO: Spendenübe­rgabe mit Andreas Heinen, Gudrun Gehl, Ruth Poos, Dorothee Nett, Uwe Bohlen, Gert Fischer und ganz vielen Kindern.
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FOTO: FELIX NATTERMANN Code Camp Gymnasium am Geroweiher.

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