Im Rheinland gibt es bei den Umzügen unterschiedliche Darstellungsformen des Heiligen Martins. Je nachdem, wo man wohnt, sitzt ein Soldat oder Bischof auf dem Pferd.
DÜSSELDORF Gold verzierter Helm mit Federbusch, weinroter Mantel, Schwert und kniehohe Stiefel. In den meisten Städten, Gemeinden und Kommunen im Rheinland kennt man Sankt Martin als römischen Soldaten, der den Martinszug hoch zu Ross anführt. „Diese Darstellung des St. Martins ist vor allem am Niederrhein von Mönchengladbach hoch bis Geldern sehr stark verbreitet“, sagt René Bongartz, der maßgeblich dazu beigetragen hat, dass die rheinische Martinstradition zum immateriellen Kulturerbe des Landes erhoben worden ist. Bei dieser Darstellung stehe nicht zwangsläufig die Religion im Vordergrund, sondern sie ist weltlicher, sagt er. „Aber natürlich geht es auch ums Teilen und um Nächstenliebe.“
Es gibt aber auch Regionen im Rheinland, da sitzt bei den Martinszügen kein Soldat, sondern ein Bischof auf dem Pferd – oder läuft vorneweg. „Der sieht manchmal genauso aus wie der Nikolaus mit einem roten Kostüm“, sagt Bongartz. Das fände er nicht ganz so gelungen, weil das die Kinder irritieren könne. „Wenn St. Martin genauso aussieht wie der, der am 6. Dezember Süßigkeiten in die Stiefel packt, kann das bei Kindern schon Fragen aufwerfen“, sagt der Brauchtumsexperte. In einigen wenigen Gegenden trägt der Bischof weißes Gewand – etwa in den Düsseldorfer Stadtteilen Kalkum und Urdenbach.
Verbreitet ist diese Form der St.-Martin-Darstellung als Bischof vor allem rund um Kevelaer, Wegberg und Niederkrüchten. Und häufig ist das Fest in diesen Gegenden dann auch mit Gottesdiensten verbunden. Vereinzelt werden beide Formen der Darstellung auch miteinander verbunden. „Erst reitet der Sankt Martin als Soldat, und anschließend zieht er sich um und verteilt als Bischof verkleidet die Weckmänner an die Kinder“, sagt Bongartz. Das gibt es unter anderem beim Martinsfest in Düsseldorf-Oberkassel.
Der Legende nach fand das Ereignis, das Martin zu einem der populärsten Heiligen der katholischen Kirche machte, während seiner Stationierung als Soldat in der heute nordfranzösischen Stadt Amiens statt. „Mitten im kalten Winter trifft er vor den Toren der Stadt auf einen unbekleideten Bettler. Martin, selbst nur mit Schwert und Mantel bekleidet, teilt diesen mit dem Armen“, so beschreibt es das Erzbistum Köln. In den Folgejahren zog sich Martin in die Nähe von Tours zurück. „Als dort ein neuer Bischof gesucht wurde, fiel die Wahl – maßgeblich von der Bevölkerung gewollt – auf Martin.“Im Jahr 480 wurde der 11. November zum Gedenktag an den Heiligen Martin erklärt. Ab dem Mittelalter ist der Martinstag als wichtiges Datum im Kalender belegt.
Die Martins-Tradition mit Lichterumzug, Sankt Martin und Weckmännern für die Kinder soll sich im 19. Jahrhundert speziell im Rheinland herausgebildet haben. Die neue Art das Martinsfest zu feiern, breitete sich zwischen etwa 1870 und 1920 im Gebiet zwischen Rhein, Maas und dem Eifelvorland aus. „Bis in kleinste Weiler hinein