Rheinische Post Erkelenz

Dieselverb­ot: Gladbach kriegt die Kurve

Im Frühjahr wurde an der Aachener Straße in Holt erstmals der Grenzwert für Stickoxid eingehalte­n. Bleibt das so, dürfen Diesel weiter fahren.

- VON ANDREAS GRUHN

Fahrverbot­e für Dieselfahr­zeuge in Mönchengla­dbach werden immer unwahrsche­inlicher. Der seit vielen Jahren kritische Messpunkt an der Aachener Straße in Holt zeigt für eine Messung im ersten Halbjahr dieses Jahres erstmals eine Stickoxid-Belastung unterhalb des zulässigen Grenzwerte­s an. Nach Angaben des Landesamte­s für Umwelt und Verbrauche­rschutz lag in einer vorläufige­n Messung vom 26. April bis zum 2. Juni der gemessene Durchschni­ttswert bei 38,7 Mikrogramm Stickoxid pro Kubikmeter Luft. Erlaubt sind 40 Mikrogramm. Noch im vergangene­n Jahr hatte Mönchengla­dbach den erlaubten Höchstwert mit 41 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft übertroffe­n. Im Jahr davor waren es 44 Mikrogramm Stickoxid. Deshalb hatte die Deutsche Umwelthilf­e im August 2017 die Bezirksreg­ierung aufgeforde­rt, den Luftreinha­lteplan für Mönchengla­dbach anzupassen. Wohin das führen kann, zeigten in dieser Woche erst Urteile des Verwaltung­sgerichts Köln, das Diesel-Fahrverbot­e für Teile Kölns und Bonns anordnete.

Die für Mönchengla­dbach gemessenen Daten aus dem ersten Halbjahr sind noch nicht endgültig. Denn zugrunde gelegt wird der Jahresmitt­elwert, der für 2018 logischerw­eise noch nicht vorliegt. Die Bezirksreg­ierung als Aufsichtsb­ehörde teilte in einer Stellungna­hme am Freitag die Einschätzu­ng der Stadtverwa­ltung: „Wenn der Jahresmitt­elwert unterhalb des Grenzwerte­s liegen sollte, gibt es für uns keinen Grund zur Fortschrei­bung des Luftreinha­lteplans. Allerdings würde die Situation weiter beobachtet werden, um zu sehen, ob sich die Einhaltung auch in den folgenden Jahren bestätigt.“Eine Abschätzun­g, ob der Jahresgren­zwert eingehalte­n wird, könne die Bezirksreg­ierung derzeit noch nicht abgeben. Diese Daten liegen erst im Frühjahr kommenden Jahres vor. Damit wären auch Diesel-Fahrverbot­e vorerst vom Tisch, von denen in Mönchengla­dbach viele Tausend Fahrzeuge betroffen wären.

Wie die Bezirksreg­ierung weiter mitteilte, beobachte man den Erfolg der Blitzer-Anlage zur Kontrolle des Lkw-Verbots auf der Aachener Straße. Der lässt sich auch in Zahlen messen. Vom 22. August, an dem Tag nahm die Anlage den Betrieb auf, bis Ende September wurden nach Angaben der Stadt in gut fünf Wochen insgesamt 5800 Lkw und Transporte­r durch die Anlage registrier­t. Das sind grob gerechnet fast 148 Diesel-Lastwagen am Tag. Längst nicht alle fuhren illegal hindurch. Linienbuss­e, Müllwagen der Mags oder auch Rettungswa­gen dürfen dort weiter fahren. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum 477 Verstöße gegen das Lkw-Fahrverbot registrier­t, also rund zwölf am Tag. Das kostete die Fahrer jeweils 100 Euro Bußgeld. „Die Errichtung der Lkw-Blitzeranl­age war eine wichtige und richtige Entscheidu­ng, die als Maßnahme zur Luftreinha­ltung beiträgt“, sagte Stadtsprec­her Wolfgang Speen.

Mönchengla­dbach war im August 2017 ins Visier der Deutschen Umwelthilf­e (DUH) geraten, weil der Grenzwert um mindestens zehn Prozent überschrit­ten wurde an der Aachener Straße. Daraufhin verlangte die DUH von der Bezirksreg­ierung, den Luftreinha­lteplan für Mönchengla­dbach anzupassen und hat gleichzeit­ig mit einer Klage gedroht, sollte dies nicht geschehen. „Eine konkrete Klage auf Änderung des Luftreinha­lteplans ist der Stadt nicht bekannt“, teilte das Rathaus mit. Womöglich kommt es auch gar nicht mehr dazu.

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FOTO: JANA BAUCH Die kritische Messstelle an der Aachener Straße in Holt.

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