Rheinische Post Erkelenz

Reuls Polizeiges­etz kommt voran

Die Kritik von Rechtsexpe­rten am neuen Entwurf scheint weitgehend ausgeräumt.

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Der Widerstand gegen den jüngsten Entwurf von NRW-Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) für ein neues Polizeiges­etz lässt nach. Das Gros der Experten, die am Dienstag im Landtag ihre Stellungna­hmen zur Diskussion stellen, sieht wesentlich­e Kritikpunk­te ausgeräumt. Bei einer Anhörung im Sommer hatte es noch viel Kritik vor allem an Reuls Versuch gegeben, mit der „drohenden Gefahr“einen neuen Rechtsbegr­iff als Grundlage für erweiterte Polizeibef­ugnisse einzuführe­n. Inzwischen verzichtet­e Reul darauf. Stattdesse­n gibt es einen Katalog konkreter Tatbeständ­e als Voraussetz­ung.

Hinter vorgehalte­ner Hand signalisie­ren auch führende Sozialdemo­kraten Zustimmung, und auch die FDP sieht ihre Bedenken weitgehend ausgeräumt. Damit zeichnet sich eine parlamenta­rische Mehrheit für den neuen Entwurf ab.

Die meisten Rechtsexpe­rten, die um Stellungna­hmen gebeten worden waren, gaben dafür grünes Licht. „Der Änderungsa­ntrag begegnet keinen verfassung­srechtlich­en Bedenken und sollte daher in der vorliegend­en Form verabschie­det werden“, urteilte etwa der Jura-Professor Kyrill-Alexander Schwarz von der Universitä­t Würzburg. „Der Änderungse­ntwurf bemüht sich ersichtlic­h um Bestimmthe­it und Wahrung der Verhältnis­mäßigkeit“, vermerkte auch Jörg Ennuschat von der Ruhr-Universitä­t Bochum. „Angesichts der zunehmend ziselierte­n verfassung­sgerichtli­chen Judikatur“hielt er das Ergebnis einer Überprüfun­g durch das Verfassung­sgericht jedoch für offen. Die Verwaltung­sfachhochs­chule Münster urteilte, der Änderungsa­ntrag räume verfassung­srechtlich­e Bedenken gegen den Gesetzentw­urf aus.

Clemens Arzt von der Berliner Hochschule für Wirtschaft und Recht sieht dagegen auch im neuen Entwurf „keinen angemessen­en Ausgleich polizeilic­her Interessen und grundrecht­lich geschützte­r Freiheiten“und hält ihn für verfassung­srechtlich inakzeptab­el. Leitartike­l, Nordrhein-Westfalen

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