Rheinische Post Erkelenz

Seehofer sollte alle seine Koffer packen

- VON GREGOR MAYNTZ

Horst Seehofer war streckenwe­ise ein sehr erfolgreic­her CSU-Chef. Aus einer funktionie­renden Koalition heraus eine Partei zur absoluten Mehrheit zu führen, das hat vor ihm kaum einer geschafft. Doch nun droht er an einem überzeugen­den Abgang zu scheitern. CDU-Chefin Angela Merkel löste ein Hoch-Gefühle aus, als sie nach der Hessenwahl ankündigte, an der Parteispit­ze Platz zu machen. Seehofer brauchte dafür vier Wochen länger und erzeugte in der CSU vor allem Frust darüber, dass er offensicht­lich aus dem Amt getragen werden muss.

Dass er nun das Ende an der Parteispit­ze „in keiner Weise“mit dem Ministeram­t verbinden will, ist nachvollzi­ehbar. Einer wie er will in Würde und selbstbest­immt gehen und mit Respekt verabschie­det werden.

Allerdings hat er diesen Zeitpunkt als Parteichef längst versäumt und ist nun auf dem besten Weg, auch als Innenminis­ter nicht mehr in Ruhe seine Projekte abarbeiten zu können, sondern als die sprichwört­liche „lahme Ente“behandelt zu werden. Oder will er partout nicht vor Merkel ganz gehen? Das glaubwürdi­gste Dementi persönlich­er Rachegefüh­le wäre es, nun alle Koffer zu packen. Sonst werden die Stimmen immer lauter, die den Verzicht auch aufs Ministeram­t einfordern. Und dann war’s das mit Respekt und Würde.

BERICHT

CDU SCHIELT AUF INNENMINIS­TERIUM, TITELSEITE

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