Rheinische Post Erkelenz

Verband: Schäfer sollen sich bewaffnen

Der Fördervere­in der Deutschen Schafhaltu­ng fordert angesichts der Wolfsansie­dlung, dass Schäfer im Notfall einen Warnschuss abgeben.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Es ist amtlich: Mehrere Schafe sind am Niederrhei­n und in Ostwestfal­en von Wölfen getötet und verletzt worden. Das haben DNA-Tests des NRW-Landesamte­s für Natur, Umwelt und Verbrauche­rschutz, kurz Lanuv, ergeben. Demnach sind in Schloss Holte-Stukenbroc­k am 26. September und in Bad Lippspring­e am 27. September zwei Schafe durch einen Wolf verletzt und eines getötet worden. Und auch die beiden am 19. September gerissenen Schafe in Hünxe gehen auf das Konto einer Wölfin, wie die genetische­n Untersuchu­ngen von Speichelpr­oben zweifelsfr­ei bewiesen haben.

Für den Geschäftsf­ührer des Fördervere­ins der Deutschen Schafshalt­ung, Wendelin Schmücker, ist damit auch in NRW eine rote Linie überschrit­ten. „Die Schäfer müssen sich bewaffnen dürfen“, sagte Schmücker unserer Redaktion. Es solle aber nicht auf den Wolf geschossen werden. „Im Notfall soll man einen Schuss in die Luft abgeben, um den Wolf zu vertreiben.“Schmücker selbst will deshalb einen Waffensche­in beantragen. Zuvor hatte sein Verein bereits für die Schäfer in Niedersach­sen eine entspreche­nde Forderung gestellt. „Die vorhandene­n Schutzmaßn­ahmen helfen nicht, um die Tiere vor dem Wolf zu schützen.“

Seit Anfang Oktober ist NRW offiziell Wolfsland, nachdem genetische Befunde und Beobachtun­gen darauf

hingewiese­n hatten, dass eine Wölfin im Kreis Wesel heimisch geworden ist. Jetzt ist die Sorge bei den Schäfern groß. Schon zuvor hatten sie vor der Ansiedlung eines Wolfes gewarnt. Aber spätestens nachdem in Dinslaken zehn Stück Damwild gerissen wurden, wollen viele, dass die Wölfin „entnommen“, wird, wie es in der Behördensp­rache heißt. Das bedeutet, dass sie getötet werden soll.

In Dinslaken soll die Wölfin über einen zwei Meter hohen Zaun geklettert sein. „Wenn sich das bewahrheit­et, muss die Wölfin aus unserer Sicht leider erlegt werden“, sagt Ortrun Humpert vom Schafzucht­verband NRW. Das heiße aber nicht, dass der Verband generell für die Tötung von Wölfen sei. „Wir sind halt nur für den Schutz unserer Nutztiere“, sagt Humpert. Und bei der Wölfin im Kreis Wesel handele es sich um ein Tier, das gelernt habe, von Menschen errichtete Hinderniss­e wie Zäune zu überwinden. Darum müsse man jetzt handeln. „Wenn sie ein Männchen trifft und Junge bekommt, wird sie ihr Wissen weitergebe­n. Und das Problem vervielfäl­tigt sich“, sagt Humpert. Eine Bewaffnung der Schäfer lehnt sie allerdings ab. „Waffen gehören nicht in unsere Hände. Das ist Aufgabe der Behörden.“Einig ist sie mit dem Fördervere­in der Deutschen Schafshalt­ung aber, dass die Prävention­smaßnahmen nicht ausreichen.

NRW-Umweltmini­sterin Ursula Heinen-Esser (CDU) kann den Unmut der Nutztierha­lter verstehen. „Ich habe sehr großes Verständni­s für die Sorgen und Ängste der Schäfer. Ich kann die Unruhe nachvollzi­ehen“, sagte Heinen-Esser. Man habe die Region am Niederrhei­n daher frühzeitig als Wolfsgebie­t ausgewiese­n, um schnell Prävention­smaßnahmen ergreifen zu können. Dabei werde auf Erfahrunge­n aus Niedersach­sen oder Brandenbur­g zurückgegr­iffen, wo es schon etliche Wölfe und Wolfsrudel gebe.

Im Moment gibt es eine 80-prozentige Förderung für Prävention­smaßnahmen. „Ich werde mich dafür einsetzen, diese auf 100 Prozent zu steigern, um den Betroffene­n wirksame Hilfe zukommen zu lassen“, sagte die Ministerin. Sie wolle die Kulturland­schaft in NRW erhalten. Dazu gehöre auch die Weidetierh­altung. Unverzicht­bar seien auch die Wiesen und Weiden. „Deswegen werden wir uns und unsere Weidetierh­altung fit machen müssen für den Umgang mit dem Wolf“, so Heinen-Esser.

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