Wen Bayern auf dem Zettel haben sollte
Die Bayern schwächeln, also planen sie den personellen Umbruch. Das dürfte im Fußball-Westen alte Ängste wecken.
DÜSSELDORF So viel ist sicher: Rund um die Säbener Straße wird im Sommer mal wieder ordentlich geshoppt werden. Der FC Bayern rangiert aktuell nur auf Platz 5 (in Worten fünf ) der Bundesligatabelle. Da hilft auch nicht der Zusatz, es sei ja erst der elfte Spieltag. Es steht eben im Grundgesetz des Fußballs fest verankert: Deutscher Meister wird nur der FCB! Und wird er es mal nicht, haben sich mindestens dunkle Mächte oder Borussia Dortmund gegen ihn verschworen. In dieser Spielzeit schicken sich gar noch weitere Mannschaften an, dem deutschen Rekordtitelträger den Schneid abzukaufen. Grund genug also für die Verantwortlichen, das Festgeldkonto gehörig zu plündern und den personellen Umbruch mit Nachdruck umzusetzen.
Es gehört dabei zur bajuwarischen Gepflogenheit, dass man bevorzugt zunächst bei der direkten Konkurrenz wildert. Da aber selbst das zuletzt nicht so recht funktionierte, gibt es an dieser Stelle ein paar Vorschläge, wen man in München von welchem Verein aus der Region unbedingt auf dem Einkaufszettel schreiben sollte.
Borussia Dortmund Wenn Uli Hoeneß könnte, wie er wollte, würde der Aufsichtsratsvorsitzende des FC Bayern vermutlich den Ballspielverein von 1909 gleich komplett aufkaufen. Geht er vergleichsweise realistisch die Sache an, könnten vor allem zwei Kräfte besonderes Interesse wecken. Da wäre zum Beispiel Christian Pulisic. Der US-Amerikaner ist gerade einmal 20 Jahre alt und schon ein fester Bestandteil im BVB-Team. Der Rechtsaußen ist dabei noch längst nicht an seiner Leistungsgrenze angelangt. Oder Jadon Sancho. Der Engländer ist sogar noch zwei Jahre jünger als Pulisic. Der Linksaußen hat sich in seinem ersten echten Bundesligajahr direkt zu einem der Stützpfeiler im schnellen Spiel des BVB etabliert. Sancho wurde bei Manchester City ausgebildet, dort und auch bei anderen Top-Klubs sah man kein Potential in ihm – bei den Westfalen schon.
Borussia Mönchengladbach Die Elf vom Niederrhein ist bislang die große Überraschung der Saison. Und damit weckt das vorhandene Personal natürlich auch Begehrlichkeiten bei den Mitbewerbern. Mit 24 ist Borussias Abwehrchef Matthias Ginter schon extrem erfahren. Er ist Weltmeister, Confed-Cup- und Pokalsieger. In Gladbach reift der gebürtige Freiburger mehr und mehr zur Persönlichkeit, im Nationalteam ist er seit der WM gesetzt. Er ist wie Niklas Süle ein Baustein der DFB-Defensive der Zukunft, ob in einer Dreierkette oder als Innen- oder Rechtsverteidiger in einer Viererkette. Und auch Thorgan Hazard entwickelt sich Saison für Saison weiter. Er ist extrem präsent und konsequent, vom Flügel aus ist er Torschütze. Sieben Treffer nach elf Spielen sind eine starke Quote, zudem übernimmt er Verantwortung beim Elfmeter. Die Bayern sind auf den Flügeln überaltert, Hazard wäre eine Alternative für beide Seiten. Ebenfalls im Fokus vieler Vereine: Alassane Plea. Seit elf Spieltagen präsentiert er sich auf der Bühne Bundesliga und hat mit bereits acht Treffern so viel Werbung in eigener Sache betrieben, dass er für die Länderspiele der Franzosen nachnominiert wurde.
Bayer Leverkusen Der mit durchwachsen noch nett beschriebene Saisonstart der Werkself ändert nichts daran, dass Heiko Herrlichs Mannschaft über viel Talent verfügt. Mit dem meisten Talent ausgestattet ist dabei fraglos Kai Havertz. Der 19-Jährige – unlängst von Ulf Kirsten
zum größten Talent der jüngeren Vergangenheit deklariert – dürfte im Fokus jedes europäischen Spitzenvereins sein. Experten sehen im offensiven Mittelfeldspieler schon jetzt einen Fixpunkt einer künftigen deutschen Nationalmannschaft. Neben Havertz haben die Münchner auch Julian Brandt im Blick. Mit 22 nur unwesentlich älter und ähnlich talentiert, könnte Hoeneß so gleich seine halbe Offensive über die Leverkusener neu ausrichten.
Schalke 04 Mit der Verpflichtung von Leon Goretzka wilderten die Münchner erst in der Vorsaison bei Königsblau. Diesmal müsste man jedoch schon genau hinschauen, wer aus dem Schalker Kader infrage käme, wenn die Bayern nach Talenten suchen, die sofort internationales Level mitbringen. Weston McKennie (20) wäre noch am ehesten ein Kandidat.
Fortuna Düsseldorf Wenn der Rekordmeister schon einmal seinen Blick über den Fußballwesten schweifen lässt, kostet es ja nichts, auch einmal in Düsseldorf vorbeizuschauen. Dort sitzt zwar aktuell kein Peter Hermann, den man als Co-Trainer abkaufen könnte, aber in Dodi Lukebakio wirbelt dafür ein Belgier (21) ganz ordentlich auf dem Rasen. Schnell, schussstark und technisch versiert – das indes hätte seinen Preis. Schließlich gehört Lukebakio dem FC Watford, und Spieler aus der Premier League sind teuer – selbst für den FC Bayern.