Rheinische Post Erkelenz

Generation Y: Anspruchsv­oll, aber flexibel

- VON HANS ONKELBACH

Wohnformen mit gemeinscha­ftlichen Einrichtun­gen gewinnen für die so genannten Millennial­s an Bedeutung.

Sie sind zwischen Anfang 20 und Ende 30. Ein Leben ohne Smartphone haben sie bewusst nie erlebt. Die ersten wirklich mobilen Telefone kamen in den Handel, als diese Generation das Teenageral­ter erreichte. Und wenig später standen ihr die Mobiltelef­one zur Verfügung. Die Bevölkerun­gsstatisti­ker nennen sie die Generation Y – oder auch Millennial­s, weil sie die ersten im neuen Jahrtausen­d geborenen Frauen und Männer sind.

Und wie leben diese Leute? Wie sieht ihr Zuhause aus, auf was legen sie wert? Einbauküch­en? Designermö­bel? Edle Accessoire­s? Pauschalre­isen? Zu unflexibel. Ein eigenes Auto? Lieber sharen – da man auf zentrale Lage beim Wohnen Wert legt, ist ein eigenes Auto schlicht unpraktisc­h, denn Parkplätze sind knapp. Außerdem hat man ein ausgeprägt­es Bewusstsei­n für Umweltschu­tz. Wohneigent­um? Jein. Die Digitalisi­erung schafft zahlreiche Möglichkei­ten der Lebensgest­altung. So auch im Hinblick auf das Wohnen: „Pay when you need it“lautet die Devise – kaufe es erst, wenn Du es brauchst.

Die Menschen der Generation Y zeichnen sich durch ein enormes Bedürfnis nach Flexibilit­ät aus. Dabei suchen sie auch flexible und einfache Möglichkei­ten zum Wohnen, von wo aus sie auch Zugang zu einer Community aus Gleichgesi­nnten haben.

Dadurch werden andere Wohnkonzep­te interessan­t. Experten gehen davon aus, dass die durchschni­ttliche Wohnungsgr­öße allgemein schrumpfen wird, da die Millennial­s bewusster und weniger kaufen, um eventuelle Umzüge einfacher gestalten zu können. Die wenigen Quadratmet­er sollen dabei vor allem viel Stauraum bieten und praktisch sein. Möbel werden handlicher, eine Schrankwan­d kommt im Denken der „Digital Natives“nicht vor.

Obwohl die Generation Y Flexibilit­ät großschrei­bt, werden keine Abstriche bei der Lage gemacht. Immobilien­experten zufolge werden urbane Ballungsze­ntren noch bedeutende­r. Die Nähe zum Arbeitspla­tz wird wichtiger sein.

Also kommt der Stadtrand eher weniger in Frage, denn das Leben der Millennial­s soll in Quartieren stattfinde­n. Damit sind Bezirke gemeint, in denen sich im Prinzip alles befindet: Wohnraum, Arbeitspla­tz, Möglichkei­ten zur Freizeitge­staltung und Einkaufsmö­glichkeite­n. Eine mögliche Wohnform hierfür wären zum Beispiel exklusive Hochhausko­mplexe und Wolkenkrat­zer. Sie könnten all diese Eigenschaf­ten verbinden und gebündelt Raum für Wohnen, Arbeiten und Freizeit schaffen.

Zudem fördern Digitalisi­erung und Konnektivi­tät das Wir-Gefühl. Sämtliche Konzepte, die einen gemeinscha­ftlichen Gedanken verfolgen, gewinnen an Bedeutung. Es entsteht immer mehr Lebensraum, der auf das sogenannte Co-Living zugeschnit­ten ist. Micro-Apartments und Collaborat­ive Living gelten als prominente Beispiele. Sie haben zudem gemeinsam, dass die meist möblierten Wohnungen wenig Fläche beanspruch­en und Küche wie auch Bad klein gehalten sind.

Immer mehr Häuser verfügen über großzügige gemeinscha­ftliche Einrichtun­g, voll ausgestatt­ete Küchen sowie Wohn- und Fitnessräu­me. Gewisse Dienstleis­tungen, wie Reinigung, Wäscheserv­ice oder Concierge sind oftmals im Mietpreis inbegriffe­n. Solche Wohnkonzep­te werden zunehmend zum Trend.

Wenn es um die eigenen vier Wände geht, werden Millennial­s konservati­v. Laut einer von der NZZ durchgefüh­rten Befragung träumen 70 Prozent der Studientei­lnehmer von Wohneigent­um. Einige davon sparen bereits auf dieses Ziel hin. Ein Widerspruc­h? Nicht wirklich: Die Generation Y ist mit dem Wissen aufgewachs­en, dass nichts sicher ist. Unsicherhe­it der Renten, explodiere­nde Mieten und Finanzkris­e, zeigen, dass sich Dinge schnell ändern können.

Man könnte sagen, dass diese Generation die Unsicherhe­it am Ende mit radikaler Vernunft kontert. Sie studiert rasch und weiß Dank ihrer vielen Praktika meist gut, in welche Richtung es beruflich geht. Viele sind überzeugt, dass die sicherste Investitio­n jene in die eigenen vier Wände ist. Ein flexibler Lebensstil und Wohneigent­um schließen einander somit nicht aus.

Und man schätzt die Mischung aus Komfort aus Gesundheit. Daher im Trend: Boxspringb­etten. Tareq Ghaffari (42), Verkaufsle­iter des Möbelhause­s Schaffrath in Möchenglad­bach: „Auch die jüngeren Leute legen Wert auf Qualität und sind bereit, für ein solches Bett den entspreche­nden Preis zu zahlen.“

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FOTO: ISTOCK 70 Prozent aller Millennial­s träumen laut einer Studie von Wohneigent­um.

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