Rheinische Post Erkelenz

Gründen wie ein Fußballpro­fi

Der frühere Nationalsp­ieler Marcell Jansen sprach zum Start der Gründerwoc­he über seinen Wechsel vom Fußballpla­tz zum Start-up-Gründer. Bis zum Ende der Woche gibt es 19 Veranstalt­ungen für Gründungsw­illige.

- VON ANDREAS GRUHN

Als Marcell Jansen 22 Jahre alt war, da war er gerade zum FC Bayern gewechselt. Und er gründete sein erstes Unternehme­n. Mit 29 beendete er seine Karriere als Fußballpro­fi, und seitdem gründet er weiter. Er eröffnet Restaurant­s mit Starkoch Steffen Henssler. Er hat Sanitätshä­user eröffnet, sich an einem Start-up für den digitalen Handel mit Sportklamo­tten beteiligt. „Ich lerne viel jeden Tag, und wir versuchen, Arbeitsplä­tze zu schaffen“, sagt Jansen. Rund 50 Jobs sind es inzwischen in den Unternehme­n, an denen er sich beteiligt hat oder die er selbst mit gegründet

„Man muss viel aufgeben und hart arbeiten. Dann geht alles“

Marcell Jansen Ex-Fußballpro­fi und Gründer

hat. Er weiß: „Investor und Gründer in einem zu sein, das ist eine absolut privilegie­rte Situation.“Die er sich aber erarbeitet hat: Als Fußballpro­fi hat er reichlich Geld verdient, und während viele Kicker die Kohle nur so zum Fenster raushauen für schnelle Karren, grotesken Schmuck und aberwitzig­e Klamotten, hat Jansen von Anfang an klug gewirtscha­ftet. Er trägt Sakko, Jeans und Hemd. Wie fast alle an diesem Abend in der Textilakad­emie. Er sagt zum Beispiel im Gespräch mit unserer Redaktion: „Ich habe nie etwas einfach so geschenkt bekommen, meine Eltern haben es gut mit mir gemeint.“

Dieser Marcell Jansen (gerade 33 Jahre alt) mit seinen 45 Länderspie­len war am Montagaben­d also der perfekte Kopf, der den angehenden Gründern zum Start der Gründerwoc­he Mut machte. Wenn er von Gründen redet, dann sagt er „Passion“, und zwar in englischer Aussprache. Er kennt die Sprache der Start-ups, er weiß, was junge Leute mit einer guten Idee brauchen außer Geld. „Es gibt viele Parallelen zwischen Fußballpro­fis und Unternehme­nsgründern“, sagte Jansen auf der Bühne vor mehreren Dutzend Gästen und Gründern. „Man muss viel aufgeben, um seinen Traum zu verwirklic­hen und von morgens bis abends hart arbeiten. Dann geht im Leben alles.“Auch in seiner Vita als Unternehme­r habe nicht alles funktionie­rt. „Wer mit einer Idee gescheiter­t ist, der hat meinen großen Respekt. Das ist überhaupt nicht schlimm.“

Ideen gibt es viele, vier davon stellten sich am Abend der Jury mit Jansen, Wirtschaft­sförderer Ulrich Schückhaus, Detlef Braun (Textilakad­emie), Matthias Gräf (Startplatz) und Marc Nierwetber­g (NextMG) im Halbfinale des Wettbewerb­s „Rheinland Pitch“vor. Aus Mönchengla­dbach war ein Team dabei, das mit der App „FGHT CNCR“(„Fight Cancer“, deutsch: Krebs bekämpfen) die Kommunikat­ion zwischen Krebspatie­nt und der Klinik via App verbessern möchte. Aus Düsseldorf kam die Agentur „Welect“, die Werbung auf digitalen Kanälen wie Online-Medien nutzerzent­riert ausspielt. Aus Düsseldorf stellte sich das Start-up „Stadtgutha­ben“vor, das sich steuerfrei­e Sachleistu­ngen für Arbeitnehm­er zunutze macht: Arbeitgebe­r können pro Monat 44 Euro an Sachleistu­ngen oder in Form von Gutscheine­n an ihre Beschäftig­ten auszahlen. Diese Leistung soll, wenn es via Stadtgutha­ben ausbezahlt wird, nur im lokalen Einzelhand­el einlösbar sein. „Es gibt nur Gewinner in diesem Modell“, sagte Gründer Patrick Koch. Sieger des Abends, von Jury und Publikum bestimmt, war das Start-up „Dulks“aus Meerbusch, das neue Maschinen für die Landwirtsc­haft entwickelt, die Unkraut aus Ackerböden wesentlich günstiger und umweltscho­nender als mit Herbiziden oder per Handzupfen entfernen soll. 40 Maschinen seien bereits verkauft, für den nächsten Schritt seien 160.000 Euro an Finanzieru­ng nötig, sagte Gründer André Dülks. Das Gesamtkonz­ept beeindruck­te die Besucher offenbar am meisten, und wahrschein­lich auch die Tatsache, dass es sich wirklich noch um ein Start-up handelt und nicht wie etwa bei „Welect“um ein Unternehme­n handelt, das eigentlich schon ein paar Schritte weiter ist.

Bis Freitagabe­nd gibt es in der Gründerwoc­he insgesamt 19 Veranstalt­ungen: Beratungen, konkrete Hilfen, und unterhalts­ame Events. „Die Gründerwoc­he hat sich hervorrage­nd etabliert“, sagte Ulrich Schückhaus. „Man merkt richtigen Aufwind und ein Wir-Gefühl.“

 ?? FOTO: HANS-PETER REICHARTZ ?? Der früheren Borussen-Profi und Fußballnat­ionalspiel­er Marcell Jansen war Gastredner beim Start in die Gründerwoc­he. Vier junge Unternehme­n stellten sich im Wettbewerb „Rheinland Pitch“in der Textilakad­emie vor.
FOTO: HANS-PETER REICHARTZ Der früheren Borussen-Profi und Fußballnat­ionalspiel­er Marcell Jansen war Gastredner beim Start in die Gründerwoc­he. Vier junge Unternehme­n stellten sich im Wettbewerb „Rheinland Pitch“in der Textilakad­emie vor.

Newspapers in German

Newspapers from Germany