Gründen wie ein Fußballprofi
Der frühere Nationalspieler Marcell Jansen sprach zum Start der Gründerwoche über seinen Wechsel vom Fußballplatz zum Start-up-Gründer. Bis zum Ende der Woche gibt es 19 Veranstaltungen für Gründungswillige.
Als Marcell Jansen 22 Jahre alt war, da war er gerade zum FC Bayern gewechselt. Und er gründete sein erstes Unternehmen. Mit 29 beendete er seine Karriere als Fußballprofi, und seitdem gründet er weiter. Er eröffnet Restaurants mit Starkoch Steffen Henssler. Er hat Sanitätshäuser eröffnet, sich an einem Start-up für den digitalen Handel mit Sportklamotten beteiligt. „Ich lerne viel jeden Tag, und wir versuchen, Arbeitsplätze zu schaffen“, sagt Jansen. Rund 50 Jobs sind es inzwischen in den Unternehmen, an denen er sich beteiligt hat oder die er selbst mit gegründet
„Man muss viel aufgeben und hart arbeiten. Dann geht alles“
Marcell Jansen Ex-Fußballprofi und Gründer
hat. Er weiß: „Investor und Gründer in einem zu sein, das ist eine absolut privilegierte Situation.“Die er sich aber erarbeitet hat: Als Fußballprofi hat er reichlich Geld verdient, und während viele Kicker die Kohle nur so zum Fenster raushauen für schnelle Karren, grotesken Schmuck und aberwitzige Klamotten, hat Jansen von Anfang an klug gewirtschaftet. Er trägt Sakko, Jeans und Hemd. Wie fast alle an diesem Abend in der Textilakademie. Er sagt zum Beispiel im Gespräch mit unserer Redaktion: „Ich habe nie etwas einfach so geschenkt bekommen, meine Eltern haben es gut mit mir gemeint.“
Dieser Marcell Jansen (gerade 33 Jahre alt) mit seinen 45 Länderspielen war am Montagabend also der perfekte Kopf, der den angehenden Gründern zum Start der Gründerwoche Mut machte. Wenn er von Gründen redet, dann sagt er „Passion“, und zwar in englischer Aussprache. Er kennt die Sprache der Start-ups, er weiß, was junge Leute mit einer guten Idee brauchen außer Geld. „Es gibt viele Parallelen zwischen Fußballprofis und Unternehmensgründern“, sagte Jansen auf der Bühne vor mehreren Dutzend Gästen und Gründern. „Man muss viel aufgeben, um seinen Traum zu verwirklichen und von morgens bis abends hart arbeiten. Dann geht im Leben alles.“Auch in seiner Vita als Unternehmer habe nicht alles funktioniert. „Wer mit einer Idee gescheitert ist, der hat meinen großen Respekt. Das ist überhaupt nicht schlimm.“
Ideen gibt es viele, vier davon stellten sich am Abend der Jury mit Jansen, Wirtschaftsförderer Ulrich Schückhaus, Detlef Braun (Textilakademie), Matthias Gräf (Startplatz) und Marc Nierwetberg (NextMG) im Halbfinale des Wettbewerbs „Rheinland Pitch“vor. Aus Mönchengladbach war ein Team dabei, das mit der App „FGHT CNCR“(„Fight Cancer“, deutsch: Krebs bekämpfen) die Kommunikation zwischen Krebspatient und der Klinik via App verbessern möchte. Aus Düsseldorf kam die Agentur „Welect“, die Werbung auf digitalen Kanälen wie Online-Medien nutzerzentriert ausspielt. Aus Düsseldorf stellte sich das Start-up „Stadtguthaben“vor, das sich steuerfreie Sachleistungen für Arbeitnehmer zunutze macht: Arbeitgeber können pro Monat 44 Euro an Sachleistungen oder in Form von Gutscheinen an ihre Beschäftigten auszahlen. Diese Leistung soll, wenn es via Stadtguthaben ausbezahlt wird, nur im lokalen Einzelhandel einlösbar sein. „Es gibt nur Gewinner in diesem Modell“, sagte Gründer Patrick Koch. Sieger des Abends, von Jury und Publikum bestimmt, war das Start-up „Dulks“aus Meerbusch, das neue Maschinen für die Landwirtschaft entwickelt, die Unkraut aus Ackerböden wesentlich günstiger und umweltschonender als mit Herbiziden oder per Handzupfen entfernen soll. 40 Maschinen seien bereits verkauft, für den nächsten Schritt seien 160.000 Euro an Finanzierung nötig, sagte Gründer André Dülks. Das Gesamtkonzept beeindruckte die Besucher offenbar am meisten, und wahrscheinlich auch die Tatsache, dass es sich wirklich noch um ein Start-up handelt und nicht wie etwa bei „Welect“um ein Unternehmen handelt, das eigentlich schon ein paar Schritte weiter ist.
Bis Freitagabend gibt es in der Gründerwoche insgesamt 19 Veranstaltungen: Beratungen, konkrete Hilfen, und unterhaltsame Events. „Die Gründerwoche hat sich hervorragend etabliert“, sagte Ulrich Schückhaus. „Man merkt richtigen Aufwind und ein Wir-Gefühl.“