Rheinische Post Erkelenz

Der rätselhaft­e Umsatzeinb­ruch im Gladbacher Handwerk

- VON ANDREAS GRUHN

Dem Handwerk in der Stadt geht es derzeit gut, vor allem die Betriebe im Baugewerbe machen aufgrund des anhaltende­n Baubooms gute Geschäfte. Umso mehr verwundert es, was das Statistisc­he Landesamt it.NRW in seiner jüngsten Handwerksz­ählung mitteilte: Die Umsätze im Mönchengla­dbacher Handwerk sind im Jahr 2016 um 5,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückgega­ngen auf rund 1,53 Milliarden Euro. 2015 lag der Umsatz laut der Erhebung noch bei mehr als 1,6 Milliarden Euro. In fast allen Kommunen in NRW schießen die Umsätze der Handwerksb­etriebe durch die Decke, landesweit um 3,1 Prozent, in Mönchengla­dbach aber brechen sie eklatant ein?

Das kann so nicht sein, befinden die Kreishandw­erkerschaf­t und die Kreishandw­erkskammer Düsseldorf, die dahinter eine statistisc­he Veränderun­g wie beispielsw­eise den Wechsel eines Unternehme­nssitzes vermuten. In den Büchern lässt sich der Umsatzrück­gang tatsächlic­h auf die Elektrotec­hniker eingrenzen, wo sich der Umsatz von gut 320 Millionen Euro auf rund 176 Millionen Euro fast halbiert hat. Auch die Zahlen der Beschäftig­ten haben sich demzufolge von 1918 auf 1464 verringert. Eine Pleite solchen Ausmaßes allerdings ist nicht bekannt. Insofern gehen Handwerker­schaft und Kammer tatsächlic­h von einem statistisc­hen Effekt aus. Denn: „Fast alle Zahlen stehen auf Zuwachs“, sagte Stefan Bresser, Geschäftsf­ührer der Kreishandw­erkerschaf­t.

In fast allen Bereichen gab es Zuwächse, besonders im Bauhauptge­werbe: Maurer, Betonbauer, Zimmerer, Dachdecker, Straßenbau­er, sowie Wärme-, Kälte- und Schallschu­tzisoliere­r, verdienten im Jahr 2016 insgesamt 212,4 Millionen Euro (2015: 184,5 Millionen). Auch im Ausbaugewe­rbe gab es ein Plus (Umsatz 2016: 391,2 Millionen Euro Umsatz), lässt man die Elektrotec­hniker außen vor. Auch das Kraftfahrz­euggewerbe, das Lebensmitt­elgewerbe, das Gesundheit­sgewerbe und Handwerke für den privaten Bedarf legten zu. Interessan­t sind auch die Gewerbe, in denen pro Angestellt­e am meisten verdient wird. Das sind Kraftfahrz­eugtechnik­er (262.000 Euro pro Arbeitnehm­er), Karosserie­bauer (224.000 Euro), Maurer- und Betonbauer (188.000 Euro), Straßenbau­er (104.000 Euro), Dachdecker (103.000 Euro) und Metallbaue­r (101.000 Euro).

Insgesamt sind im Handwerk in Mönchengla­dbach 11.800 Arbeitnehm­er in knapp 1400 zulassungs­pflichtige­n Betrieben und 3280 Arbeitnehm­er in 430 zulassungs­freien Handwerksu­nternehmen beschäftig­t. Das macht pro Firma acht Mitarbeite­r, in zulassungs­freien Betrieben sind es sechs Beschäftig­te im Durchschni­tt. 70,5 Prozent der Beschäftig­ten haben eine sozialvers­icherungsp­flichtige Stelle, der Rest arbeitet für eine geringfügi­ge Entlohnung.

 ?? FOTO: DPA ?? Der statistisc­he Umsatz der Elektrotec­hniker in der Stadt ist eingebroch­en, vieles deutet auf einen statistisc­hen Effekt hin.
FOTO: DPA Der statistisc­he Umsatz der Elektrotec­hniker in der Stadt ist eingebroch­en, vieles deutet auf einen statistisc­hen Effekt hin.

Newspapers in German

Newspapers from Germany