Der rätselhafte Umsatzeinbruch im Gladbacher Handwerk
Dem Handwerk in der Stadt geht es derzeit gut, vor allem die Betriebe im Baugewerbe machen aufgrund des anhaltenden Baubooms gute Geschäfte. Umso mehr verwundert es, was das Statistische Landesamt it.NRW in seiner jüngsten Handwerkszählung mitteilte: Die Umsätze im Mönchengladbacher Handwerk sind im Jahr 2016 um 5,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen auf rund 1,53 Milliarden Euro. 2015 lag der Umsatz laut der Erhebung noch bei mehr als 1,6 Milliarden Euro. In fast allen Kommunen in NRW schießen die Umsätze der Handwerksbetriebe durch die Decke, landesweit um 3,1 Prozent, in Mönchengladbach aber brechen sie eklatant ein?
Das kann so nicht sein, befinden die Kreishandwerkerschaft und die Kreishandwerkskammer Düsseldorf, die dahinter eine statistische Veränderung wie beispielsweise den Wechsel eines Unternehmenssitzes vermuten. In den Büchern lässt sich der Umsatzrückgang tatsächlich auf die Elektrotechniker eingrenzen, wo sich der Umsatz von gut 320 Millionen Euro auf rund 176 Millionen Euro fast halbiert hat. Auch die Zahlen der Beschäftigten haben sich demzufolge von 1918 auf 1464 verringert. Eine Pleite solchen Ausmaßes allerdings ist nicht bekannt. Insofern gehen Handwerkerschaft und Kammer tatsächlich von einem statistischen Effekt aus. Denn: „Fast alle Zahlen stehen auf Zuwachs“, sagte Stefan Bresser, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft.
In fast allen Bereichen gab es Zuwächse, besonders im Bauhauptgewerbe: Maurer, Betonbauer, Zimmerer, Dachdecker, Straßenbauer, sowie Wärme-, Kälte- und Schallschutzisolierer, verdienten im Jahr 2016 insgesamt 212,4 Millionen Euro (2015: 184,5 Millionen). Auch im Ausbaugewerbe gab es ein Plus (Umsatz 2016: 391,2 Millionen Euro Umsatz), lässt man die Elektrotechniker außen vor. Auch das Kraftfahrzeuggewerbe, das Lebensmittelgewerbe, das Gesundheitsgewerbe und Handwerke für den privaten Bedarf legten zu. Interessant sind auch die Gewerbe, in denen pro Angestellte am meisten verdient wird. Das sind Kraftfahrzeugtechniker (262.000 Euro pro Arbeitnehmer), Karosseriebauer (224.000 Euro), Maurer- und Betonbauer (188.000 Euro), Straßenbauer (104.000 Euro), Dachdecker (103.000 Euro) und Metallbauer (101.000 Euro).
Insgesamt sind im Handwerk in Mönchengladbach 11.800 Arbeitnehmer in knapp 1400 zulassungspflichtigen Betrieben und 3280 Arbeitnehmer in 430 zulassungsfreien Handwerksunternehmen beschäftigt. Das macht pro Firma acht Mitarbeiter, in zulassungsfreien Betrieben sind es sechs Beschäftigte im Durchschnitt. 70,5 Prozent der Beschäftigten haben eine sozialversicherungspflichtige Stelle, der Rest arbeitet für eine geringfügige Entlohnung.