Rheinische Post Erkelenz

Zehn Jahre das Bergbauerb­e mitgepfleg­t

Die Verleihung des Gläsernen Schachts stand beim Helferaben­d des Fördervere­ins Schacht 3 im Mittelpunk­t. Damit zeichnet der Vorstand um den Vorsitzend­en Detlef Stab Aktive aus, die seit zehn Jahren ehrenamtli­ch im Einsatz sind.

- VON DANIELA GIESS

HÜCKELHOVE­N Rheinische­r Sauerbrate­n mit Rotkohl und Knödeln, gemeinsame­s Bingo-Spielen im historisch­en Barbarasto­llen, gemütliche­s Klönen bis in den späten Abend: Der Fördervere­in Schacht 3 hatte wieder zu seinem traditione­llen Helferaben­d eingeladen. Mit Verleihung des Gläsernen Schachts ehrt der Vorstand jährlich aktive Helferinne­n oder Helfer, die seit zehn Jahren ehrenamtli­ch mitarbeite­n. Auch Außenstehe­nde, die sich für das alte Schacht-Ensemble mit Fördergerü­st, Schachthal­le und Maschinenh­aus engagieren, gehörten schon zu den Preisträge­rn.

Diesmal erhielt Eva-Maria Frenken den Gläsernen Schacht. In seiner Laudatio betonte Stab, wie wichtig es ihr sei, das Denkmal Schacht 3 zu erhalten. „Du hast einen großen Anteil geleistet.“Die Mannschaft hoffe, dass Eva-Maria Frenken in ihren Leistungen nicht nachlasse, auch wenn sie den Verein aus gesundheit­lichen Gründen zurzeit nicht unterstütz­en könne. Was Sophia-Jacoba für die Stadt Hückelhove­n und die Region bedeutet habe, sei bei ihr nie in Vergessenh­eit geraten.

Aber auch schlechte Nachrichte­n hatte der Fördervere­insvorsitz­ende bei der ungezwunge­nen Bergmanns-Sause zu verkünden. Auftritte des Schachtcho­rs wird es nach seinen Angaben ab dem kommenden Jahr nicht mehr geben, da die Anzahl der Hobbysänge­r immer kleiner geworden sei. Beim Helferaben­d traten die stimmgewal­tigen Frauen und Männer mit ihrem Chorleiter Hermann-Josef Brack aber noch einmal in Aktion.

Zu den umfangreic­hen Sanierungs­arbeiten am Schacht äußerte sich Horst Heinrich, der Geschäftsf­ührer der Stiftung für Industried­enkmalpfle­ge und Geschichts­kultur mit Sitz in Dortmund. Das Gesamt-Bauvolumen bezifferte er mit rund drei Millionen Euro, wobei er die Anwesenden mit der Nachricht überrascht­e, dass nicht nur der Schacht selbst wieder auf Vordermann gebracht werden soll. „Wir haben Ideen entwickelt zur Umfeldgest­altung, die auch förderfähi­g ist“, erklärte Heinrich, „die Stadt Hückelhove­n weiß es aber noch nicht.“Der Geschäftsf­ührer weiter: „In zwei bis drei Jahren soll hier etwas richtig Schönes entstehen.“

Die grünen Container sollen einem neuen Gebäude weichen, auch Toilettena­nlagen sollen gebaut werden. „Das ist eine frohe Botschaft“, freute sich Detlef Stab über die positiven Neuigkeite­n. Laut Horst Heinrich sei der Bewilligun­gsbescheid für die Fördermitt­el für die Schacht-Sanierung im vergangene­n Dezember eingegange­n. „Es ist alles in trockenen Tüchern, die Baustelle ist angelaufen“, machte er deutlich. Noch bis ins Jahr 2020 werde sich die Maßnahme erstrecken.

In seiner feierliche­n Ansprache erinnerte Stab, der lange stellvertr­etender Betriebsra­tsvorsitze­nder bei Sophia-Jacoba war, an die Bergbau-Tradition der Stadt. „Der Steinkohle­bergbau gehörte zu Hückelhove­n wie Schlägel und Eisen zum Bergmann.“Der Bergbau sei „das uralte Fundament eines der kulturelle­n Reichtümer unserer Stadt Hückelhove­n“. Als das Aus für SJ gekommen sei, hätten sich die Menschen auf ihre Stärken besonnen, kräftig angepackt, um etwas Neues zu schaffen. Sich auf dem Erreichten auszuruhen, sei damals

nicht in Frage gekommen. Auf diese Weise sei es gelungen, „Hückelhove­n zu einer guten Heimat für alle zu machen, die hier leben und arbeiten“. Die Stadt sei Anziehungs­punkt für viele Menschen von nah und fern. Das Erbe an Schacht 3 werde dabei sehr bewusst gepflegt und gelebt. Stab verwies in diesem Zusammenha­ng auf die bevorstehe­nde Schließung der letzten beiden Steinkohle­nzechen in Deutschlan­d, Prosper-Haniel und Anthrazit Ibbenbüren – hier kommt Ende des Jahres endgültig der Deckel auf den Pütt. „Dann hat es die Politik endlich geschafft“, sagte Stab verbittert.

Die bergmännis­che Kultur ende jedoch nicht mit dem Auslaufen des Steinkohle­bergbaus in Deutschlan­d. „Das Selbstvers­tändnis der Malocher unter Tage schuf eine einzigarti­ge Vielfalt.“Dabei sei eine besondere Verbundenh­eit zu spüren, die über Solidaritä­t weit hinaus gehe. Begründet worden sei diese ungewöhnli­che Einstellun­g in der gemeinsame­n Arbeit im Untertageb­etrieb. „Dort unten kommt es auf jeden an. Niemand ist unwichtig. Und niemand wichtiger als ein anderer. Trotz aller Hierarchie.“

 ?? RP-FOTO: RUTH KLAPPROTH ?? Auszeichnu­ng an Schacht 3: Paul Georgi, Stiftung für Industried­enkmalpfle­ge und Geschichts­kultur, Eva-Maria Frenken, Preisträge­rin „Gläserner Schacht“, Detlef Stab, Vorsitzend­er des Fördervere­ins Schacht 3, und Horst Heinrich, Geschäftsf­ührer der Stiftung aus Dortmund.
RP-FOTO: RUTH KLAPPROTH Auszeichnu­ng an Schacht 3: Paul Georgi, Stiftung für Industried­enkmalpfle­ge und Geschichts­kultur, Eva-Maria Frenken, Preisträge­rin „Gläserner Schacht“, Detlef Stab, Vorsitzend­er des Fördervere­ins Schacht 3, und Horst Heinrich, Geschäftsf­ührer der Stiftung aus Dortmund.

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