Als „Büro“diente am Anfang ein Hotelzimmer
ERKELENZ (oes) Es war ein Sprung ins kalte Wasser – für die Rheinische Post und vor allem für mich. 50 Jahre ist es in diesem Jahr her, dass die Rheinische Post nach Erkelenz kam. Die Redaktion fand erst einmal Unterschlupf im Rheinischen Hof an der Kölner Straße. Als „Büro“dienten ein Hotelzimmer und nach der Mittagszeit bis zum späten Nachmittag das leere Hotel-Restaurant. Dies hatte einen großen Vorteil: Dort stand ein Telefon, über das die Redaktion erreichbar war und selbst die Außenwelt erreichen konnte. Anmerkung: Handys gab es 1968 noch nicht . . .
Die Redaktion: Das waren in den ersten Monaten Lokalchef Helmut Sarnes aus Dinslaken, der als Bergmann unter Tage gearbeitet hatte, aber nun ein gestandener Redakteur war, und ich:
Otto Eberhard Schütz aus Mönchengladbach, knapp 23 Jahre alt und zur eigenen Überraschung nach nur eineinhalbjährigem Volontariat von heute auf morgen zum Jungredakteur befördert – für das „Unternehmen Erkelenz“. Es wurde, in Zusammenarbeit mit Anzeigenabteilung, Vertrieb und den ebenfalls motivierten freien Mitarbeitern, schnell eine Erfolgsgeschichte. Helmut Sarnes, nimmermüder Redaktionsleiter, und der junge O. E. Schütz, „zuständig“für die kleineren Lokalgeschichten und den Lokalsport, arbeiteten im ersten halben Jahr an sechs Tagen die Woche – mindestens. Und nicht selten bis in den späten Abend hinein, um den Lesern am nächsten Morgen ein Blatt zu liefern, das auch über lokale Ereignisse vom Vorabend berichtet.
Urlaub und Familie wurden freiwillig auf spätere Zeiten verschoben. Denn die Arbeit machte einfach Spaß. Auch wenn die technischen Voraussetzungen mit denen von heute überhaupt nicht vergleichbar waren. Es war noch „Bleizeit“in der Zeitungswelt. Ohne Computer, ohne Faxgeräte. Die Manuskripte wurden auf alten Schreibmaschinen getippt und ein paarmal am Tag in einem großen Umschlag zusammen mit den Fotos einem Linien-Bus übergeben, der sie von Erkelenz mit nach Mönchengladbach nahm, wo sie am Bahnhof abgeholt und zum Druckhaus Lapp an der Lüpertzender Straße gebracht wurden – zur vielstufigen Verarbeitung in Blei für den Druck auf Rotationsmaschinen.