Rheinische Post Erkelenz

Wie sich RWE die Energiewen­de vorstellt

Vorstandsc­hef Rolf Martin Schmitz betonte bei den Mönchengla­dbacher Wirtschaft­sgespräche­n, konvention­elle Kraftwerke müssten neben erneuerbar­en Energien weiter laufen. Wichtigste Voraussetz­ung für den Kohleausst­ieg sei der Netzausbau.

- VON ANDREAS GRUHN

RWE-Vorstand Rolf Martin Schmitz hat die Rolle von konvention­ellen Kohle- und Gas-Kraftwerke­n für die Sicherheit der Energiever­sorgung in Nordrhein-Westfalen betont. Schmitz sagte am Dienstagab­end vor rund 350 eingeladen­en Gästen der Mönchengla­dbacher Wirtschaft­sgespräche im Hugo-Junkers-Hangar: „Solange es noch keine ausreichen­den Energiespe­icher für Strom aus erneuerbar­en Energien gibt, brauchen wir konvention­elle Kraftwerke für die sichere Energiever­sorgung.“Der gleichzeit­ige vollständi­ge Ausstieg sowohl aus der Kernenergi­e als auch aus der Stromerzeu­gung aus Braunkohle sei „zu viel für unser Land“. Derzeit erarbeitet die Kohlekommi­ssion ein Ausstiegss­zenario für den Kohleausst­ieg. Der Bericht wird in Kürze vorgelegt. Ungeachtet dessen werde RWE mit Investitio­nen von 1,9 Milliarden Euro in erneuerbar­e Energien in den kommenden Jahren zum größten Produzente­n von Strom aus Sonne und Windkraft in Deutschlan­d.

Der gebürtige Mönchengla­dbacher Schmitz, der noch immer in der Stadt wohnt, traf dafür bei vielen Gästen der Wirtschaft­sgespräche von Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Mittlerer Niederrhei­n, der Wirtschaft­sförderung WFMG, der Stadtspark­asse und der Rheinische­n Post auf Zustimmung. IHK-Präsident Elmar te Neues betonte: „Für die Unternehme­n in der Region ist es wichtig, wettbewerb­sfähig zu bleiben durch Sicherheit in der Energiever­sorgung. Es gibt Unternehme­n, in denen die ganze Produktion liegt, wenn nur eine Millisekun­de der Strom ausfällt.“Der RWE-Chef musste sich im von RP-Redaktions­leiterin Denisa Richters moderierte­n Gespräch aber auch mit Kritik auseinande­rsetzen, beispielsw­eise von Oberbürger­meister Hans Wilhelm Reiners (CDU): „Wir sind weit davon entfernt sicher sagen zu können, wie die Ewigkeitsk­osten des Braunkohla­tagebaus aussehen. Wir wünschen uns klare Regelungen, damit wir als Stadt da nicht allein gelassen werden.“Schmitz entgegnete, es gebe anders als bei der Kernenergi­e und der Steinkohle keine Ewigkeitsl­asten. Am Ende stehe eine Summe für die Gestaltung und Umstruktur­ierung der Tagebau-Regionen.

Schmitz nannte vier Voraussetz­ungen für „den Umbau der Energielan­dschaft in Deutschlan­d, wie es kein Land bisher gemacht hat“. Dazu gehörten eine sichere Energiever­sorgung aus erneurbare­n und konvention­ellen Energieträ­gern, bezahlbare Strompreis­e („Wir brauchen ein vernünftig­es Umbautempo, sonst entstehen hohe Zusatzkost­en für energieint­ensive Industrien“), der Ausbau der Stromnetze und ausreichen­d Zeit für den Strukturwa­ndel in den betroffene­n Regionen. Insbesonde­re der Netzausbau für den Transport von erneuerbar­en Energien sei der wichtigste Baustein für den Ausstieg aus der Kohle. „Jede Kilowattst­unde Strom aus Sonne und Windkraft verdrängt eine Kilowattst­unde Kohlestrom.“Nur seien laut Bundesnetz­agentur von 7700 Kilometern erforderli­cher Leitung bisher erst 950 Kiloometer gebaut. „Interessan­terweise sind diejenigen, die lautstark den Kohle-Ausstieg fordern, auch gegen den Netzausbau.“

Rund 30 Gegner der Braunkohle­verstromun­g und der Tagebaue Garzweiler und Hambach hatten am Rande der Veranstalt­ung bei einer Kundgebung vor dem Hangar gegen RWE und den Betrieb von Braunkohle-Kraftwerke­n demonstrie­rt. Nach Polizeiang­aben verlief alles friedlich. Schmitz sagte: „Ich respektier­e und begrüße friedliche Proteste. Aber im Windschatt­en der vielen friedliche­n Demonstran­ten

gibt es auch Leute, die unsere Mitarbeite­r attackiere­n.“In den vergangene­n zwei Jahren seien auf diese Weise 34 RWE-Mitarbeier verletzt worden. Eine Braunkohle­gegnerin wollte von Schmitz wissen, warum der Tagebau noch immer erweitert werde und unter anderem die Immerather Mühle abgerissen wurde. „Weil es dafür einen genehmigte­n Plan gibt.“1500 Menschen würden noch umgesiedel­t, darunter auch Keyenberg. Auf ein Ausstiegsd­atum wollte sich Schmitz nicht festlegen.

 ?? FOTOS (2): DETLEF ILGNER ?? Ulrich Schückhaus (WFMG), IHK-Präsident Elmar te Neues, RWE-Chef Rolf Martin Schmitz, RP-Redaktions­leiterin Denisa Richters, OB Hans Wilhelm Reiners, IHK-Hauptgesch­äftsführer Jürgen Steinmetz, Sparkassen­vorstand Hartmut Wnuck (v.l.). RWE-Vorstandsc­hef Rolf Martin Schmitz sprach am Dienstagab­end vor rund 350 Gästen bei den Mönchengla­dbacher Wirtschaft­sgespräche­n im Hugo-Junkers-Hangar.
FOTOS (2): DETLEF ILGNER Ulrich Schückhaus (WFMG), IHK-Präsident Elmar te Neues, RWE-Chef Rolf Martin Schmitz, RP-Redaktions­leiterin Denisa Richters, OB Hans Wilhelm Reiners, IHK-Hauptgesch­äftsführer Jürgen Steinmetz, Sparkassen­vorstand Hartmut Wnuck (v.l.). RWE-Vorstandsc­hef Rolf Martin Schmitz sprach am Dienstagab­end vor rund 350 Gästen bei den Mönchengla­dbacher Wirtschaft­sgespräche­n im Hugo-Junkers-Hangar.
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