Vom Feuerwehrauto ins Stadion
Er war die Institution überhaupt, wenn es in Erkelenz um das Thema Feuerwehr ging. 25 Jahre lang leitete Wolfgang Linkens die Erkelenzer Feuerwehr. Für seinen Ruhestand hat er sich eine neue Aufgabe ausgesucht: Linkens ist Stadionführer bei Borussia Mönch
ERKELENZ/MÖNCHENGLADBACH Im Prinzip ist alles wie gehabt. „Hallo Wolfgang! Wie isset?“Die Frage ist schon zu hören, da hält sich der Mann keine fünf Minuten am Empfangsbereich des Mönchengladbacher Borussia-Parks auf. Oder anders ausgedrückt: Wer mit Wolfgang Linkens durchs Stadion von Borussia Mönchengladbach läuft, lernt schnell, wie bekannt und geachtet der Erkelenzer im Zuhause des Fußball-Bundesligisten längst ist.
Bis vor drei Jahren stand Wolfgang Linkens an der Spitze der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Erkelenz. 25 Jahre lang hat er die Geschicke der Feuerwehr gelenkt. Er, sein rotes Feuerwehr-Dienstauto und die Uniform: Das gehörte sozusagen untrennbar zusammen. An diese Zeiten denkt er – logisch – noch oft zurück, „aber es ist gut, dass sich Zeiten ändern und nun die Verantwortung in anderen und guten Händen liegt“, erzählt er.
Nur gut, dass sein Schwiegersohn irgendwann eine nicht allzu abwegige Idee hatte: „Werde doch Stadionführer bei Borussia“, schlug dieser einfach vor. Abwegig deshalb nicht, weil Linkens die Borussia hervorragend kennt. Seit Sommer 2017 zählt er offiziell zum Team der Guides, die interessierte Gruppen fachkundig durch den Borussia-Park führen.
„Ich erinnere mich noch gut, als ich mit meinem Vater am Bökelberg war. 1965 war das“, sagt er. Damals war er zehn Jahre jung, und bei Borussia kickten ein gewisser Günter Netzer im Mittelfeld und ein nicht weniger bekannter Jupp Heynckes im Sturm, während Hennes Weisweiler auf der Trainerbank saß. Linkens Begeisterung für die Fohlen war geweckt. Irgendwann wurde er Mitglied bei Borussia und Besitzer einer Dauerkarte. „In unserer Ecke des Stadions kommen tolle Leute zusammen“, so Linkens.
Er erzählt das, während er von der Mixed-Zone aus durch den Spielertunnel in Richtung Spielfeld läuft. „Und da sitzt übrigens Dieter Hecking“, deutet er auf den Platz, den Borussias Trainer stets einnimmt. Unterdessen ist eine große Crew damit beschäftigt, das Stadion zu reinigen. Am Abend zuvor war nämlich Hannover 96 zu Gast – mit deutlichem Ausgang für Borussia, die mit 4:1 gewann. „Da fällt schon viel an. So dauert es rund zwei Tage, ehe hier wieder alles tiptop ist“, fährt Wolfgang Linkens fort. 54.000 Fußball-Fans, so viele passen in den Borussia-Park, „ein Zehntel davon ist für die Gäste-Fans reserviert“. Doch einen anderen Block stellt Linkens besonders heraus. „Borussia ist zum sechsten Mal zum familienfreundlichsten Verein Wolfgang Linkens Stadionführer der Bundesliga gewählt worden“, erklärt er und deutet auf den großen Familienblock.
An keiner Stelle im und am Stadion muss Linkens nachdenken. Überall hat er spannende Geschichten über den Traditionsverein zu erzählen. „Das hier ist übrigens der Schuh von Günter Netzer. Den trug er im Juni 1973 beim Pokalendspiel gegen Köln. Mit dem Schuh erzielte Netzer den Siegtreffer zum 2:1.“
Und immer wieder: „Hallo Wolfgang, alles klar?“Der Mann ist bekannt wie der berühmte bunte Hund. Die Atmosphäre ist herzlich. Man ahnt von außen nicht, wie belebt der Borussia-Park ist, auch wenn die Profis gerade nicht spielen. „Guck mal – dahinten trainieren sie gerade. Das ist Trainingsplatz zwei“, weiß er.
An verschiedenen Stellen auf dem Gelände sieht es eher nach Baustelle aus. „Wenn das hier fertig ist, darf man sich auf ein 1100 Quadratmeter großes Museum freuen. Auch die Container, in denen noch einige Büros untergebracht sind, werden dann weg sein. Bald ist hier alles an einem Punkt untergebracht. Das gibt es sonst nirgendwo in der Bundesliga“, merkt Linkens an. Stichwort Museum: Auch dafür hat er ein paar interessante Exponate aus seinem Privatbesitz an Borussia übergeben. Der frühere Erkelenzer Feuerwehrchef – ganz mühelos gelingt es ihm, den Mythos Borussia auf die zu übertragen, die mit ihm durch den großen Borussia-Park laufen. Wolfgang Linkens hat jedenfalls eine tolle neue Aufgabe gefunden.
„Ich erinnere mich noch gut, als ich mit meinem Vater am Bökelberg war. 1965 war das“