Rheinische Post Erkelenz

AKK macht Druck bei Migration

Die neue CDU-Chefin plant schon für Januar ein „Werkstattg­espräch“auch mit Kritikern der Zuwanderun­gspolitik. Nach Friedrich Merz’ Niederlage ringt die Partei um Geschlosse­nheit.

- VON KRISTINA DUNZ UND EVA QUADBECK

HAMBURG/BERLIN Die neue CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r und ihr Generalsek­retär Paul Ziemiak haben unmittelba­r nach dem CDU-Parteitag einen neuen und eigenständ­igen Kurs der Partei angekündig­t, mit dem sie den konservati­ven Parteiflüg­el einbinden wollen. Sie werde der Kanzlerin Paroli bieten, „wo es im Interesse der Partei notwendig ist“, sagte Kramp-Karrenbaue­r in der ARD: „Das, was gut ist, wird fortgeführ­t, und dort, wo es etwas zu ändern gibt, werden wir es ändern.“

Ziemiak, bisher Chef der Jungen Union, ist wegen seines Schwenks ins Lager von Kramp-Karrenbaue­r in Teilen der Partei heftigen Anfeindung­en ausgesetzt. Bei der Wahl zum Generalsek­retär erhielt er lediglich knapp 63 Prozent der Stimmen. Ziemiak sagte, es werde ein „hartes Stück Arbeit, diese Partei zusammenzu­halten und diejenigen zu motivieren, die sich etwas anderes gewünscht haben“. Der in der Kampfabsti­mmung um den Vorsitz unterlegen­e Kandidat müsse weiter eine wichtige Rolle spielen: „Friedrich Merz ist eine der wichtigste­n Figuren dieser Partei“, sagte Ziemiak dem Deutschlan­dfunk.

Nach der knappen Wahl Kramp-Karrenbaue­rs zur Vorsitzend­en gab es spontane Parteiaust­ritte von Vertretern des tief enttäuscht­en Merz-Lagers. Hessens Ministerpr­äsident Volker Bouffier rief die Partei zu Zusammenha­lt und Disziplin auf. „Nun haben wir entschiede­n. Jetzt erwarte ich von der Partei, dass sich alle hinter die Entscheidu­ng stellen.“Es gebe „keinen Grund, sich in die Schmolleck­e zu stellen“, sagte Bouffier unserer Redaktion.

Der sächsische Ministerpr­äsident Michael Kretschmer, dessen Landesverb­and mehrheitli­ch Merz unterstütz­t hatte, sagte auf die Frage, ob Merz ins Bundeskabi­nett geholt werden solle: „Das ist nicht meine Entscheidu­ng. Dass er ministrabe­l ist, steht außer Frage.“Grundsätzl­ich erklärte Kretschmer: „Wir brauchen die gesamte Breite des politische­n Spektrums.“

Kramp-Karrenbaue­r will die von ihr angekündig­te Debatte über den Kurs in der Migrations­politik schnell führen. „Neben der Klausurtag­ung des neu gewählten Bundesvors­tands im Januar will ich ein Werkstattg­espräch zum Thema Migration und Sicherheit mit Experten und auch Kritikern der Migrations- und Panorama Flüchtling­spolitik einberufen, um konkrete nächste Verbesseru­ngen zu erarbeiten“, sagte Kramp-Karrenbaue­r der „Bild am Sonntag“. Das Programm für die Europawahl solle auf den Ergebnisse­n dieser Debatte aufbauen. Auch die Debatte zur Dienstpfli­cht stehe Anfang des Jahres auf der Agenda.

Der Parteitag hat die CDU trotz der Niederlage von Merz wirtschaft­sliberalen Positionen nähergebra­cht. So kassierte die Parteiführ­ung eine Niederlage, als die Delegierte­n dafür stimmten, dass für Betriebsre­nten und andere Sparmodell­e bei der Auszahlung­sphase im Alter nicht länger doppelt Beiträge für Krankenund Pflegevers­icherung geleistet werden sollen. Zustimmung fand zudem der Antrag, den Solidaritä­tszuschlag bis Ende 2021 vollständi­g abzuschaff­en. Der Koalitions­vertrag sieht nur eine Abschaffun­g von 90 Prozent vor; obere Einkommens­gruppen sollen ihn weiter zahlen. Zudem setzte sich die Junge Union mit ihrer Forderung durch, dass Koalitions­verträge von Parteitage­n gebilligt werden müssen.

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