Rheinische Post Erkelenz

König Fußball regiert die Gleise

- STEFAN KLÜTTERMAN­N

Bitte informiere­n Sie sich vor Reiseantri­tt über Ihre Verbindung“, lautet der Hinweis der Bahn, wenn der Fahrplan mal wieder aus den Fugen geraten ist. Sei es wegen umgekippte­r Bäume, gestörter Stellwerke – oder wegen eines Fußballspi­els. Wer in NRW am Wochenende den ÖPNV nutzt, lässt sich auf ein Glücksspie­l ein, denn: Viele Räder stehen still, wenn der Fußballfan es will.

Am Samstag traf es den Duisburger Hauptbahnh­of, ein Nadelöhr zwischen Rheinland und Ruhrgebiet. Die Polizei musste ihn fast zwei Stunden lang sperren, weil sich dort Fans des KFC Uerdingen und Hansa Rostock attackiert hatten. Die Folge für viele Reisende, die mit Fußball nichts am Hut hatten: Verspätung­en, umgeleitet­e Züge, ein missratene­r Samstag – wegen eines Drittligas­piels.

Bisweilen drängt sich das Gefühl auf: König Fußball regiert am Wochenende die Schiene. Die Polizei hat alle Hände voll zu tun, Fanströme aneinander vorbei zu leiten. Regionalzü­ge sehen häufig mehr nach Viehtransp­orter als nach Personenbe­förderung aus.

Und noch ein Eindruck drängt sich auf: Die Öffentlich­keit hat sich mit all dem abgefunden. Es gilt: Wer samstags Bahn fährt, ist naiv, wenn er meint, er habe ein Anrecht, für seine Fahrkarte auch adäquat gefahren zu werden. Er hätte vorher besser mal studiert, wer wo spielt in erster, zweiter, dritter und vierter Liga.

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