König Fußball regiert die Gleise
Bitte informieren Sie sich vor Reiseantritt über Ihre Verbindung“, lautet der Hinweis der Bahn, wenn der Fahrplan mal wieder aus den Fugen geraten ist. Sei es wegen umgekippter Bäume, gestörter Stellwerke – oder wegen eines Fußballspiels. Wer in NRW am Wochenende den ÖPNV nutzt, lässt sich auf ein Glücksspiel ein, denn: Viele Räder stehen still, wenn der Fußballfan es will.
Am Samstag traf es den Duisburger Hauptbahnhof, ein Nadelöhr zwischen Rheinland und Ruhrgebiet. Die Polizei musste ihn fast zwei Stunden lang sperren, weil sich dort Fans des KFC Uerdingen und Hansa Rostock attackiert hatten. Die Folge für viele Reisende, die mit Fußball nichts am Hut hatten: Verspätungen, umgeleitete Züge, ein missratener Samstag – wegen eines Drittligaspiels.
Bisweilen drängt sich das Gefühl auf: König Fußball regiert am Wochenende die Schiene. Die Polizei hat alle Hände voll zu tun, Fanströme aneinander vorbei zu leiten. Regionalzüge sehen häufig mehr nach Viehtransporter als nach Personenbeförderung aus.
Und noch ein Eindruck drängt sich auf: Die Öffentlichkeit hat sich mit all dem abgefunden. Es gilt: Wer samstags Bahn fährt, ist naiv, wenn er meint, er habe ein Anrecht, für seine Fahrkarte auch adäquat gefahren zu werden. Er hätte vorher besser mal studiert, wer wo spielt in erster, zweiter, dritter und vierter Liga.