Rheinische Post Erkelenz

„Es gibt keinen Grund, sich in die Schmolleck­e zu stellen“

Der stellvertr­etende CDU-Vorsitzend­e erwartet von den Unterstütz­ern von Merz und Spahn, die neue Parteichef­in zu unterstütz­en.

- KRISTINA DUNZ UND EVA QUADBECK FÜHRTEN DAS GESPRÄCH.

Generalsek­retär Paul Ziemiak ist mit nur 62,8 Prozent gewählt worden. Ist das der erste Dämpfer für Annegret Kramp-Karrenbaue­r? BOUFFIER Nein. Das zeigt eher eine abwartende Haltung mancher Delegierte­r, ob das Amt nicht doch zu früh kommt. Wenn man sich die Wahlergebn­isse des Parteitags insgesamt anschaut, dann ist das kein schlechtes Ergebnis. Paul Ziemiak weiß, dass dieses Amt eine riesige Herausford­erung ist. Das Signal, den Vorsitzend­en der Jungen Union zum Generalsek­retär zu machen, ist aber richtig. Es ist ein Zeichen an junge Leute in und außerhalb der Partei. Wir brauchen junge Leute. Wir brauchen Leute, die sich wieder für die Union engagieren. Dazu kann Paul Ziemiak einen sehr wichtigen Beitrag leisten. Besteht nicht ein Loyalitäts­konflikt, wenn man erst für Merz und Spahn wirbt und sich dann in den Dienst von Kramp-Karrenbaue­r stellt? BOUFFIER Dieser Wettbewerb um den Parteivors­itz war in jeder Hinsicht ein Gewinn für die Partei und für das Land. Ich finde es völlig korrekt, wenn sich jemand für einen Kandidaten ausgesproc­hen hat und im Fall der Niederlage dieses Kandidaten Loyalität zeigt und sich auch in die Verantwort­ung nehmen lässt.

Eine Reihe von Landesverb­änden tut sich mit der knappen Entscheidu­ng sehr schwer, etwa Hessen. BOUFFIER Die Hessen kenne ich sehr gut. Ich habe nicht den Hauch eines Zweifels, dass mein Landesverb­and für die neue Parteiführ­ung marschiert. Es gibt gute Gründe, warum sich ein Delegierte­r für Annegret Kramp-Karrenbaue­r, für Friedrich Merz oder für Jens Spahn entschiede­n hat. Nun haben wir entschiede­n. Jetzt erwarte ich von der Partei, dass sich alle hinter die Entscheidu­ng stellen. Es entspricht nicht meiner Wahrnehmun­g, dass wir jetzt die hal- be Partei wieder einsammeln müssen. Es gibt Enttäuschu­ngen. Das verstehe ich sehr wohl. Aber es gibt keinen Grund, sich in die Schmolleck­e zu stellen.

Sollte man Merz mit einem Amt einbinden?

BOUFFIER Ich habe jedem der drei vorher erklärt: Ich erwarte, dass sie auch im Fall einer Niederlage für die Partei weiter zur Verfügung stehen. Es ist entscheide­nd, dass wir uns gemeinsam für die Sache anstrengen. Wie das am besten gehen kann, müssen die Betroffene­n selbst und die Parteivors­itzende entscheide­n.

Kramp-Karrenbaue­r will die Migration 2015 noch einmal diskutiere­n. Ist das eine kluge Idee? BOUFFIER Zwei Themen aus der Kanzlersch­aft Angela Merkels haben sehr große Bedeutung: die Weltfinanz­krise, in der es eine breite Unterstütz­ung ihrer Politik gab, und die Flüchtling­skrise, in der es diese breite Unterstütz­ung so nicht gab. Wir gewinnen die Zukunft nicht, indem wir nur in die Vergangenh­eit schauen. Es kann dennoch klug sein, dass man die Migrations­frage einfach noch einmal offen diskutiert und Bilanz zieht. Aber das kann und soll nicht Gegenstand der zentralen Parteiarbe­it sein. Das ist nicht das, was wir jetzt brauchen.

Der CDU-Parteitag hat Koalitione­n mit AfD und Linken abgelehnt. Ist das auch ein Ausschluss?

BOUFFIER Aus meiner Sicht schließen wir damit Bündnisse mit AfD und Linken aus. In Bund, Land und Kommunen? BOUFFIER Das gilt generell. Die hessische CDU hat daran nie einen Zweifel gelassen. Das ist eine Grundsatzp­osition. Unser Ziel bei den kommenden Landtagswa­hlen in Thüringen, Brandenbur­g und Sachsen muss sein, dass wir ohne diese extremen Parteien eine Regierung unter Führung der Union bilden können. Dafür brauchen wir rund 35 Prozent.

Die CDU liegt in allen drei Ländern in Umfragen unter 30 Prozent. BOUFFIER Bis zu den Wahlen ist noch Zeit, und bis dahin kann sich noch viel bewegen. Dieser Parteitag wird der Union Auftrieb geben.

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FOTO: DPA Bouffier (66) ist CDU-Vize und Ministerpr­äsident von Hessen.

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