Friedhelm Funkel wird 65
Nach dem 1:3 in Bremen ist Fortunas Trainer aber nicht nach feiern zumute.
DÜSSELDORF Das Interview ist beendet. Friedhelm Funkel guckt nach dem 3:3 in München lächelnd in die Runde und wünscht den Journalisten – wie immer, unabhängig vom Spielausgang – ein schönes Wochenende. Der Kameramann des ZDF nimmt sein schweres Arbeitsgerät von der Schulter und sagt in Richtung seiner Kollegen: „Einfach ein klasse Typ.“Diese Reaktion ruft Funkel immer wieder bei Menschen hervor. Seine direkte, offene und stets höfliche Art kommt an. Am Montag feiert der Trainer von Fortuna Düsseldorf seinen 65. Geburtstag. Das 1:3 des Bundesliga-Tabellenletzten in Bremen am Freitagabend drückt dabei aber etwas auf die Stimmung.
Wer Funkel charakterisiert, kommt am Wort „authentisch“kaum vorbei. Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt der gebürtige Neusser vor der Saison, dass dies für ihn auch seine wichtigste Eigenschaft ist: „Ja, das ist so. Und zwar nicht nur im Sport, sondern auch menschlich. Ich versuche, mich in keiner Situation zu verstellen, nur um positiver dazustehen. Ich möchte so rüberkommen, wie ich bin. Beruflich und privat. Das hat mich 64 Jahre durchs Leben getragen, weil ich nie anders war.“
Seine Vita ist Beleg dafür. Mehr als 1000 Spiele hat Funkel als Profi und Coach in den beiden deutschen Profiligen absolviert. Seit 45 Jahren ist er im Fußballgeschäft tätig. Mit Uerdingen feierte er beim Pokalsieg 1985 gegen den FC Bayern seinen einzigen Titel, zudem war er Teil der Bayer-Mannschaft beim legendären 7:3 im Europapokal gegen Dynamo Dresden im März 1986.
Als Trainer war Funkel bisher kein Titel vergönnt. Dafür ist niemand häufiger in die Bundesliga aufgestiegen als er: sechs Mal – zuletzt mit der Fortuna in diesem Jahr. Und der älteste aktive Bundesliga-Trainer, der seinen Geburtstag nur in kleiner familiärer Runde am Montagabend feiern wird, hat vor allem gelernt, dem Stress im Fußballgeschäft mit immer mehr Gelassenheit zu begegnen. „Vor 15 Jahren war das schon noch anders“, sagt Funkel. „Ich nehme mir jetzt das Recht heraus, in der Freizeit andere Dinge zu tun. Mit Freunden essen gehen, Tennis spielen, einfach nur im Garten sitzen.“
Funkel hat mehrmals betont, dass Düsseldorf seine letzte Trainerstation im Profifußball sein wird. Dort möchte er in dieser Saison die Mammutaufgabe Klassenerhalt bewältigen. Auch im Erfolgsfall ist jedenfalls nicht zu erwarten, dass er die Bodenhaftung verlieren wird: „Meine Eltern haben mich gelehrt, bescheiden zu bleiben, nie großkotzig zu sein. Man darf nie vergessen, wo man herkommt. Und ich bin dankbar dafür, was ich durch den Fußball erreichen durfte.“