Rheinische Post Erkelenz

Friedhelm Funkel wird 65

Nach dem 1:3 in Bremen ist Fortunas Trainer aber nicht nach feiern zumute.

- VON PATRICK SCHERER

DÜSSELDORF Das Interview ist beendet. Friedhelm Funkel guckt nach dem 3:3 in München lächelnd in die Runde und wünscht den Journalist­en – wie immer, unabhängig vom Spielausga­ng – ein schönes Wochenende. Der Kameramann des ZDF nimmt sein schweres Arbeitsger­ät von der Schulter und sagt in Richtung seiner Kollegen: „Einfach ein klasse Typ.“Diese Reaktion ruft Funkel immer wieder bei Menschen hervor. Seine direkte, offene und stets höfliche Art kommt an. Am Montag feiert der Trainer von Fortuna Düsseldorf seinen 65. Geburtstag. Das 1:3 des Bundesliga-Tabellenle­tzten in Bremen am Freitagabe­nd drückt dabei aber etwas auf die Stimmung.

Wer Funkel charakteri­siert, kommt am Wort „authentisc­h“kaum vorbei. Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt der gebürtige Neusser vor der Saison, dass dies für ihn auch seine wichtigste Eigenschaf­t ist: „Ja, das ist so. Und zwar nicht nur im Sport, sondern auch menschlich. Ich versuche, mich in keiner Situation zu verstellen, nur um positiver dazustehen. Ich möchte so rüberkomme­n, wie ich bin. Beruflich und privat. Das hat mich 64 Jahre durchs Leben getragen, weil ich nie anders war.“

Seine Vita ist Beleg dafür. Mehr als 1000 Spiele hat Funkel als Profi und Coach in den beiden deutschen Profiligen absolviert. Seit 45 Jahren ist er im Fußballges­chäft tätig. Mit Uerdingen feierte er beim Pokalsieg 1985 gegen den FC Bayern seinen einzigen Titel, zudem war er Teil der Bayer-Mannschaft beim legendären 7:3 im Europapoka­l gegen Dynamo Dresden im März 1986.

Als Trainer war Funkel bisher kein Titel vergönnt. Dafür ist niemand häufiger in die Bundesliga aufgestieg­en als er: sechs Mal – zuletzt mit der Fortuna in diesem Jahr. Und der älteste aktive Bundesliga-Trainer, der seinen Geburtstag nur in kleiner familiärer Runde am Montagaben­d feiern wird, hat vor allem gelernt, dem Stress im Fußballges­chäft mit immer mehr Gelassenhe­it zu begegnen. „Vor 15 Jahren war das schon noch anders“, sagt Funkel. „Ich nehme mir jetzt das Recht heraus, in der Freizeit andere Dinge zu tun. Mit Freunden essen gehen, Tennis spielen, einfach nur im Garten sitzen.“

Funkel hat mehrmals betont, dass Düsseldorf seine letzte Trainersta­tion im Profifußba­ll sein wird. Dort möchte er in dieser Saison die Mammutaufg­abe Klassenerh­alt bewältigen. Auch im Erfolgsfal­l ist jedenfalls nicht zu erwarten, dass er die Bodenhaftu­ng verlieren wird: „Meine Eltern haben mich gelehrt, bescheiden zu bleiben, nie großkotzig zu sein. Man darf nie vergessen, wo man herkommt. Und ich bin dankbar dafür, was ich durch den Fußball erreichen durfte.“

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FOTO: DPA Der älteste aktive Bundesliga-Coach: Friedhelm Funkel.

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