Leverkusens Stürmer treffen zu selten
Die Werkself kombiniert zuweilen sehenswert, scheitert aber allzu oft an der Abschlussschwäche der Offensivleute.
LEVERKUSEN Die Liste großartiger Stürmer, die für Bayer Leverkusen gespielt haben, ist lang. Herbert Waas, Ulf Kirsten, Rudi Völler, Dimitar Berbatov, Stefan Kießling – in den vergangenen Jahrzehnten hat sich der Werksklub einen Namen als Verein gemacht, der für Offensivspektakel steht und eine Wohlfühloase für Knipser ist. In dieser Saison aber fehlt dem Team von Trainer Heiko Herrlich ein Torgarant. Das wurde nicht zuletzt beim mühsamen 1:0 (0:0) gegen den schwächelnden FC Augsburg überdeutlich.
Der Tabellenelfte der Bundesliga spielte bisweilen gefällig, kombinierte stark bis zum Sechzehner, offenbarte dann aber bekannte Schwächen im Abschluss. Weder Charles Aránguiz noch Kai Havertz verliehen ihren Versuchen genügend Präzision. Die mangelnde Chancenverwertung ist seit Jahren ein Dauerthema unter dem BayerKreuz. Erst der eingewechselte Lucas Alario erlöste die Werkself mit seinem Treffer nach Vorarbeit von Kapitän Lars Bender (75.).
„Es ist letztlich egal, wer das Tor macht“, sagte Alario nach dem Abpfiff. „Wichtig ist nur, dass wir das Spiel gewonnen haben.“Für den 26-Jährigen, der vergangenes Jahr für 18 Millionen Euro von River Plate Buenos Aires ins Rheinland wechselte, war es erst sein erstes Saisontor in der Liga. 18 Mal hatte es der dreifache argentinische Nationalstürmer in dieser Spielzeit zuvor erfolglos probiert. Der 19. Schuss passte schließlich.
Die vereinsinterne Rangliste führt derzeit Kevin Volland mit fünf Liga-Treffern an. Obwohl er nicht gerade als Torjäger gefürchtet ist, bekommt er von Coach Herrlich den Vorzug vor Alario. Viel mehr Alternativen für die Position im Angriff hat Herrlich aktuell auch nicht: Anderlecht-Leihgabe Isaac Kiese Thelin hat seine Bundesliga-Tauglichkeit bislang nicht unter Beweis gestellt und der Langzeitverletzte Joel Pohjanpalo wird erst 2019 sein Comeback feiern können. So bleibt dem Werksklub kurzfristig nichts anderes übrig, als auf eine Leistungssteigerung von Alario zu hoffen. Der hatte in seiner ersten Spielzeit für Leverkusen immerhin vielversprechende Ansätze gezeigt und neun Tore in 23 Spielen geschossen.
Auch Bayers neuem Sportdirektor Simon Rolfes (36) ist die Abschlussschwäche aufgefallen. „In der Schlussphase haben wir etwas die Ordnung und Kontrolle eingebüßt, weil wir es zuvor versäumt haben, mit dem zweiten Tor alles klarzumachen“, sagte er. „Jetzt wollen wir in der Tabelle bis Weihnachten noch weiter klettern.“Treffer von Alario wären dabei freilich hilfreich.