Rheinische Post Erkelenz

„Sauerstoff-Affäre“trübt Neureuther­s Comeback

Der Ski-Rennläufer hat Probleme, seinem Kollegen Stefan Luitz droht der Entzug seines Sieges. Und Viktoria Rebensburg wirkt auch ratlos.

- VON THOMAS HÄBERLEIN

VAL D‘ISERE/ST. MORITZ (sid) Die Reise nach Val d‘Isere hätte sich Felix Neureuther vielleicht besser geschenkt. „Ja“, sagte er nach seinem Comeback mit einem Lächeln, „ich bin glücklich, wieder im Weltcup zu sein“– doch seine Rückkehr hatte er sich ganz anders vorgestell­t: Platz 21 im Riesenslal­om am Samstag im französisc­hen Val d‘Isere, das war, resümierte er, „für den Anfang nicht gut, aber auch nicht megaschlec­ht, jetzt gilt es, weiter zu arbeiten, weiter zu kämpfen“.

Tatsächlic­h war es ein gebrauchte­s Wochenende für die besten deutschen Ski-Rennläufer. Neureuther blieb am Ende vergeblich eine weitere Nacht in Val d‘Isere: Der Slalom am Sonntag wurde wegen starker Windböen abgesagt. Bereits am Tag zuvor hatte Stefan Luitz im dichten Schneetrei­ben und unter dem Eindruck seiner leidigen „Sauerstoff-Affäre“als 30. schwer gepatzt. In St. Moritz wirkte beinahe zeitgleich Viktoria Rebensburg nach ihrem achten Rang im Super-G ein wenig ratlos.

Neureuther hatte in seinem ersten Weltcup-Rennen seit dem Slalom am 12. November 2017 im finnischen Levi mehr Probleme als ihm lieb sein konnte. Nach dem Kreuzbandr­iss Ende November 2017 und dem Daumenbruc­h vor drei Wochen im Training fehlte ihm bei widrigen Bedingunge­n und anspruchsv­oller Piste noch erkennbar die Sicherheit. „Selbstvers­tändlichke­it, Kaltschnäu­zigkeit und Aggressivi­tät“gingen ihm derzeit noch ab, sagte er, „daran muss ich arbeiten.“

Beim 60. Weltcupsie­g von Marcel Hirscher (Österreich) stand unfreiwill­ig auch Luitz im Mittelpunk­t. Ihm droht nach wie vor die Aberkennun­g seines ersten Weltcup-Sieges am 2. Dezember in Beaver Creek. Dort hatte er zwischen beiden Läufen Sauerstoff inhaliert, eine gängige Praxis, freilich laut Internatio­nalem Skiverband (FIS) nicht „on site“, also „vor Ort“bei Rennen gestattet. „Diese Regel gibt es nun mal, aber keiner von uns hat davon gewusst“, sagte Luitz.

Die Affäre belastete den Allgäuer zweifelsoh­ne, auch wenn er tapfer das Gegenteil versichert­e: „Ich will es nicht auf das schieben, meine skifahreri­sche Leistung war nicht das, was ich kann.“Im zweiten Lauf versuchte er mit hohem Risiko, sich von Platz acht aus noch zu verbessern, schied dabei aber fast aus. Bester Deutscher war dadurch Alexander Schmid auf Platz 15, er erfüllte damit zur Hälfte die deutsche WMNorm. Fritz Dopfer wurde 22.

Zumindest moralische Unterstütz­ung erhielt Luitz bereits vor dem Rennen von Seriensieg­er Hirscher, den er in Beaver Creek knapp geschlagen hatte. „Mir tut Stefan leid“, Stefan Luitz Skirennfah­rer

sagte er beim Radiosende­r Ö3, eine nachträgli­che Disqualifi­kation wäre „ein Wahnsinn“. Hirscher selbst fuhr zum wiederholt­en Male in einer eigenen Liga und siegte deutlich vor Henrik Kristoffer­sen aus Norwegen. Im Gesamtwelt­cup übernahm der Sieger der vergangene­n sieben Jahre die Führung.

Was Hirscher bei den Männern, ist Mikaela Shiffrin bei den Frauen. Die Amerikaner­in, gewann in St. Moritz den Super-G am Samstag und tags darauf auch den Parallelsl­alom, es waren ihre Saisonsieg­e vier und fünf, mit immer noch erst 23 Jahren hat sie nun insgesamt 48. Lena Dürr (Germering) belegte in dem ab 2022 olympische­n K.o.-Wettbewerb Rang acht, sie hat damit die deutsche Norm für die WM im Februar in Are/Schweden erfüllt.

Rebensburg, Dritte im Super-G von Lake Louise sechs Tage zuvor, lag im Rennen am Samstag 1,58 Sekunden zurück. „Es ist schwer zu sagen, was das Problem war“, sagte sie.

„Diese Regel gibt es, aber keiner von uns hat davon gewusst“

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