Eine Frau gräbt in der Vergangenheit
Im mystischen Harz-Thriller „Schattengrund“werden düstere Geheimnisse gelüftet.
MÜNCHEN (dpa) Immer wenn es schneit, kommen die Alpträume. Finstere Gestalten drängen sich in Nicos Schlaf und sie kann sich nicht erklären, warum. Eines Tages erbt die Studentin das Anwesen ihrer Tante im Dorf Siebenlehen. Ein unwirtliches Haus im tiefsten Harz, wo Nico viele Tage ihrer Kindheit verbracht hat. Als sie dorthin zurückkehrt, kommt sie der Ursache ihrer schrecklichen Träume auf die Spur – und muss sich mit einem Trauma aus Kindheitstagen auseinandersetzen. Josefine Preuß spielt die junge Frau in dem Mystery-Thriller „Schattengrund“.
Vor vielen Jahren ist Nicos Freundin Fili ums Leben gekommen, unter mysteriösen Umständen in einem stillgelegten Silberbergwerk. Ein Schock damals. Was genau passiert ist, daran kann sich die Studentin nicht mehr erinnern, viele im Dorf aber sind der Ansicht, dass sie schuld ist. Einzig Filis Cousin Leon (Steve Windolf) steht auf Nicos Seite. Die anderen machen ihr das Leben zur Hölle, und es gibt sogar einen Mordanschlag, dem sie nur knapp entgeht. Trotzdem lässt sich Nico nicht unterkriegen, ist sie doch zutiefst überzeugt von ihrer Unschuld. So wird sie zur mutigen Detektivin und versucht, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Preuß spielt überzeugend und packend, wie Nico allmählich durchdreht. Dem Wahnsinn nahe, rennt sie aufgelöst durchs Dorf: „Es stimmt alles nicht, hört ihr“, ruft sie. „Es ist alles eine Lüge! Ich war es nicht!“.
„Schattengrund“spielt in einer düsteren, bedrohlichen Welt. Nicht nur das geerbte Haus, sondern auch das gesamte Dorf sind unbehagliche Orte. Die Musik verstärkt den unheimlichen Charakter. Bereits die Einstiegsszene hat Gänsehautpotenzial: Zu Ehren der Heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute, ziehen die Dorfbewohner in einer Prozession mit Fackeln durch den verschneiten, dunklen Wald.
Regisseur Dror Zahavi und Kameramann Gero Steffen stellen die mystische Kulisse des winterlichen Harzes bewusst heraus. Das passt perfekt zur Geschichte und zu den vielen Sagen, die sich um das Dorf Siebenlehen ranken. „Weil es im Harz um diese Jahreszeit extrem gruselig ist, wenn es dämmert, kam man in die richtige Stimmung“, sagt Oliver Stokowski, der in der Rolle des Vaters der toten Fili zu sehen ist. Der Film spielt viel mit regionaltypischem Material – von Bergleuten und der heiligen Barbara bis hin zu Reisigbesen und Hexen. Die Wahrheit hat am Ende jedoch wenig mit Mythen und Märchen zu tun.
„Schattengrund“, ZDF, 20.15 Uhr