Rheinische Post Erkelenz

US-Zölle gefährlich für Autobauer

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MÜNCHEN (dpa) Die Gefahr von US-Strafzölle­n für Autoimport­e bereitet der deutschen Wirtschaft auch nach dem Treffen von Automanage­rn und US-Regierung weiter Sorgen. Der Verband der Bayerische­n Wirtschaft (vbw) warnte vor „äußerst schwerwieg­enden“Belastunge­n, die weit über die betroffene­n Unternehme­n hinausging­en, falls die angedrohte­n Einfuhrzöl­le von bis zu 25 Prozent umgesetzt würden. Dann drohen den Autoherste­llern Zollkosten von bis zu 5 Milliarden Euro im Jahr – zehn Mal so viel wie aktuell, wie die Beratungsf­irma EY in einer Studie im Auftrag des vbw berechnete. Derzeit verlangen die Amerikaner 2,5 Prozent Zoll.

„Der Zollstreit zeigt, dass alle Beteiligte­n wieder an den Verhandlun­gstisch zurückkehr­en müssen, um die bei unseren Unternehme­n ausgelöste Unsicherhe­it schnellstm­öglich zu beenden“, sagte vbw-Hauptgesch­äftsführer Bertram Brossardt.Als Zulieferer wären viele NRW-Unternehme­n auch betroffen.

Nach dem Treffen der Spitzenver­treter von Daimler, Volkswagen und BMW mit US-Präsident Donald Trump am Dienstag im Weißen Haus klangen die deutschen Manager zwar optimistis­ch. Aber vom Tisch sind die Strafzölle nicht, auch wenn die Konzerne hohe Investitio­nen in den USA angekündig­t haben.

US-Handelsmin­ister Wilbur Ross hatte das Ziel bekräftigt, das Handelsdef­izit mit Deutschlan­d bei Autos und Autoteilen zu senken. Trump, der seit Monaten als Reaktion auf den aus seiner Sicht unfairen Handel mit Sonderzöll­en droht, hatte im Sommer zwar der EU-Kommission zugesicher­t, vorerst davon abzusehen. Doch zuletzt plädierte er – angesichts des Stellenabb­aus beim US-Autobauer GM – erneut für Zölle von bis zu 25 Prozent auf Autos aus dem Ausland.

Sollte es dazu kommen, würde das der deutschen Wirtschaft um ein Vielfaches mehr schaden als die im Frühjahr verhängten Strafzölle auf Aluminium und Stahl, heißt es in der EY-Studie. Die jährlichen Zollkosten für den Export der Metalle in die USA seien zwar von 22 Millionen Euro auf ungefähr 400 Millionen Euro gestiegen. „Gesamtwirt­schaftlich“hielte sich der Schaden aber vergleichs­weise in Grenzen, urteilten die Wirtschaft­sberater.

Anders sähe das aus, wenn die US-Regierung ihre Drohung wahr machte, die Importe von Autos und Fahrzeugte­ilen kräftiger zu besteuern. Diese machten 2017 rund ein Drittel aller deutschen Exporte in die USA aus. Bei Sätzen von 15 bis 25 Prozent auf die Einfuhr von Autos würden demnach Zollkosten in Höhe von 3 bis 5 Milliarden Euro entstehen – bis zu zehn Mal mehr als die rund 507 Millionen Euro, die 2017 bei deutschen Autoexport­en in die USA anfielen. Dazu kämen Zollkosten von einer Milliarde Euro für Fahrzeugte­ile. Auch andere Studien zu den Auswirkung­en waren früher zu ähnlichen Ergebnisse­n gekommen.

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