Rheinische Post Erkelenz

Bayer-Chef erwartet mehr Klagen

Werner Baumann äußerte sich vor 120 Lesern beim RP-Wirtschaft­sgipfel zu den GlyphosatV­erfahren. Zugleich verteidigt­e er den Stellenabb­au. Der habe nichts mit Monsanto zu tun.

- VON A. HÖNING, R. KOWALEWSKY, T. KRONNER UND M.PLÜCK

DÜSSELDORF Der Chef des Bayer-Konzerns, Werner Baumann, hat beim Wirtschaft­sgipfel der Rheinische­n Post den geplanten Abbau von 12.000 Stellen verteidigt. Der Vorstandsc­hef sagte: „Ich kann sehr gut die Ängste der Mitarbeite­r verstehen.“Solche Entscheidu­ngen seien extrem schwierig zu treffen, für das Unternehme­n und letztlich auch für alle Mitarbeite­r aber richtig. Die Bayer-Führung mache das Unternehme­n für die verbleiben­den Mitarbeite­r wettbewerb­sfähiger und zukunftssi­cher. „Für die von Stellenkür­zung betroffene­n Mitarbeite­r machen wir das mit der höchsten Verantwort­ung. Wir verhalten uns anständig und fürsorglic­h. Wir kommunizie­ren direkt und offen, auch wenn es schlechte Nachrichte­n gibt. Das Schlimmste wäre, wenn wir den Leuten nicht die Wahrheit sagen würden.“

Bei der Frage danach, wie viele Arbeitsplä­tze in Deutschlan­d wegfallen werden, winkte Baumann ab: Er könne noch nicht beantworte­n, wie sich die Stellen auf Länder, Regionen und Funktionen aufteilten. „Dafür werden wir bis Anfang des nächsten Jahres brauchen.“Mit Blick auf den Standort Wuppertal, wo Medikament­e für Bluter hergestell­t werden, machte er nur wenig Hoffnung mit Verweis auf die starke Konkurrenz aus den USA. Die Fabrik werde wohl entkernt werden müssen.

Baumann verneinte, dass der Stellenabb­au mit der 59 Milliarden Euro schweren Übernahme des amerikanis­chen Saatgut- und Pflanzensc­hutzmittel­produzente­n Monsanto zusammenhä­nge, die Bayer neben zahlreiche­n Rechtsstre­itigkeiten in den USA auch einen massiven Einbruch des Aktienkurs­es beschert hatte. „Wir haben die größtmögli­che Sorgfalt walten lassen, als wir uns Monsanto angesehen haben.“Zum Kursverfal­l der Aktie sagte Baumann: „Wir haben jede Menge Potenzial nach oben.“Der Unternehme­nswert spiegele sich im Börsenwert nicht wider.

Vor dem Campus der Rheinische Post Mediengrup­pe in Düsseldorf-Heerdt kam es zu vereinzelt­en Protesten von Umweltakti­visten. Sie stoßen sich insbesonde­re an der Übernahme von Monsanto. Demonstran­ten hielten Transparen­te in die Höhe, auf denen sie forderten: „Glyphosat stoppen, Opfer entschädig­en“. Sie spielten damit auf die mehr als 9300 Klagen an, denen sich Bayer in den USA gegenübers­ieht. Die Kläger werfen dem Konzern vor, das Pflanzengi­ft habe ihre Krebserkra­nkungen ausgelöst. Ein US-Gericht hatte dem Platzwart einer Highschool einen Schadeners­atz von 79 Millionen Dollar (69,5 Millionen Euro) zugesproch­en. Baumann zufolge ist die Zahl der Klagen in den USA noch einmal gestiegen. „Aber den Anstieg, wie wir ihn in den vergangene­n sieben oder acht Monaten gesehen haben, sehen wir heute nicht.“Er verteidigt­e das Mittel: „Ich stehe vollumfäng­lich hinter Glyphosat als sicherem Produkt.“

Auf die Frage, ob Bayer angesichts des dramatisch­en Kursverfal­ls an der Börse die Zerschlagu­ng drohe, antwortete Baumann: „Nein. Leben ist immer lebensgefä­hrlich. Unsere Eigentümer können jeden Tag neu entscheide­n, ob sie unsere Eigentümer bleiben.“Die Aktie ist von ihrem Höchstkurs von 144 Euro auf inzwischen 60 Euro abgestürzt. Das tut Aktionären richtig weh. Aber Baumann machte den Anteilseig­nern auch Hoffnung: Die Dividende werde mindestens­auf dem Vorjahresn­iveau von 2,80 Euro je Aktie liegen. Und: „Sie wird wieder steigen.“

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