Fußball-Profis bringen Bewegung in die Schule
Und los jetzt!“Das Kommando ist gut hörbar in der Sporthalle der Betty-Reis-Gesamtschule. Es klingt nach bloßem Sportunterricht, ist es aber nicht. Diesem wird vielmehr in just jenem Moment die besondere Note verliehen. Das sieht auch Thomas Kranz, Lehrer an der Schule, so. Deshalb hat er auch seine Kamera mitgebracht.
Kranz selbst ist jedoch gerade nicht für den Unterricht verantwortlich, das machen an diesem Tag andere: Eigentlich sind die Schüler zu jung, um wirklich zu begreifen, wer da die Sportstunde gestaltet: Zu Gast sind nämlich Michael Klinkert und Marcel Witeczek – die ehemaligen Fußballprofis, Anhängern der Sportart noch bestens bekannt vor allem im Trikot von Borussia Mönchengladbach. Schon seit langer Zeit sind Klinkert und Witeczek bei der AOK engagiert, um Kinder in Schulen in Bewegung zu bringen. Dieses Engagement ist Teil der Initiative „Fit durch die Schule“.
Diese wurde durch die AOK Rheinland/Hamburg in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen ins Leben gerufen. Das Ziel des Projekts ist es, dass die Schulen bewegungsfördernde Angebote außerhalb des Unterrichts dauerhaft in ihren Schulalltag integrieren. Auch die Betty-Reis-Gesamtschule wurde aktiv und bewarb sich bei der AOK. Entstanden ist eine Kooperation, die nun für zwei weitere Jahre fortgesetzt wird und der Schule 4800 Euro beschert. Überzeugt hatte die Schule die AOK mit Projekten „Kreativ und gewaltlos durch den Tag“, darin beschrieben sind Aktivitäten wie Jonglieren und Aikido. Durch körperlich-kognitive Übungen sollen die Schüler Achtsamkeit, Offenheit und den gesamten sensomotorischen Bereich des Körpers trainieren. Dank all’ dieser Aktivitäten gewann die Schule außerdem die Trainingseinheit mit Michael Klinkert und Marcel Witeczek.
Heute sind die beiden früheren Profis 50 Jahre alt und immer noch fit. Sie stammen aus einer Generation, in der es noch selbstverständlich war, sich im Kindesalter zu bewegen und sogar auf der Straße Fußball zu spielen. Im Training mit den Wassenberger Schülern geht es Klinkert und Witeczek merklich nicht darum, das größte Sport-Ass aus der Gruppe der Schüler zu fördern, sondern jeden Einzelnen sinnvoll in Bewegung zu bringen.
Sportspiele eignen sich für dieses Vorhaben nur zu gut. Dieter Finken, Teamleiter Prävention bei der AOK, betrachtet die Szenerie dabei mit besonderem Interesse. „Bei Kindern heutzutage hat die Koordination nachgelassen. Darum müssen wir aktiv sein, um diesem Trend entgegenzuwirken“, sagt er.
In diesem Zusammenhang nimmt er auch Sportvereine in die Pflicht. Die Zeiten seien vorbei, in denen die Leute eigeninitiativ in die Vereine gekommen seien, heute müsse der Verein die Leute abholen. „Unter anderem funktioniert das nur so, indem sie sich im Ganztagsbetrieb von Schulen engagieren. Darum versuchen wir, Schulen und Vereine zusammenzubringen. Gute Kooperationen sind da schon entstanden“, so Finken weiter.
Mittlerweile haben Michael Klinkert und Marcel Witeczek die Leibchen verteilt. Sie pfeifen ein lockeres Trainingsspiel an. Bestens integriert sind nun auch die Schüler, die sonst im Sport nicht unbedingt an der Spitze stehen. Mit Klinkert und Witeczek haben sie sichtlich Spaß – und das soll schließlich auch das Ziel der Aktion sein.