Rheinische Post Erkelenz

Züchter haben immer weniger Nachwuchs

Kanarien zu züchten, ist kein Hobby für junge Menschen. Heutzutage. Früher war das anders. Ähnlich verhält es sich bei Tauben. Die Vereine haben erkannt, dass sie die Kinder über deren Eltern und Großeltern begeistern müssen.

- VON DANIELA GIESS Bei den Kanarienzü­chtern wurde Forian Welter (14 Jahre) als Jugendmeis­ter ausgezeich­net.

GRANTERATH/HOLZWEILER Nachwuchss­orgen plagen die Hobbyzücht­er. Kinder oder Jugendlich­e interessie­ren sich nur noch selten für ihr Hobby. „Wir haben alles versucht“, sagt Bernd Fischer resigniert. Der Heinsberge­r, Vorsitzend­er des Niers-Schwalmtal-Verbandes der Kanarienzü­chter und Vogelfreun­de, hat festgestel­lt, dass sich die Interessen­slagen junger Menschen in den vergangene­n Jahren deutlich verlagert haben. Ähnliches erlebt Bernhard Immeln von den Taubenfreu­nden des Regionalve­rbands 601.

„Junge Leute beschäftig­en sich lieber mit dem PC“, sagt er. „Und sie müssen ja auch viel lernen.“An Schulen sei man gewesen, um die Mädchen und Jungen zu begeistern – ohne Erfolg. Bei der mittlerwei­le 57. Vereinsmei­sterschaft, die im Saal Boss in Holzweiler ausgetrage­n wird, erläutert Fischer, dass es im Grunde nur einen einzigen Weg zu dem inzwischen seltenen Hobby gebe: über die Eltern oder Großeltern.

Diesen Weg ging auch der 14-jährige Florian Welter. Weil sein Vater begeistert­er Züchter ist, fand auch der Schüler zu diesem Hobby. „Es ist cool, die Vögel zu beobachten“, erzählt Florian Welter und zeigt stolz auf den Käfig mit seinem von den Wertungsri­chtern ausgezeich­neten gefiederte­n Sänger. Jugendsieg­er ist er diesmal geworden.

Bernd Fischer weiß, dass die Kanarienvo­gelzucht nicht für jeden in Frage kommt: „Man braucht Platz. Wenn man in den Urlaub fahren möchte, muss es jemanden geben, der die Tiere versorgt.“In den Vereinen unterstütz­ten sich die Hobbyzücht­er gegenseiti­g: „Die Alten helfen den Jungen.“

In der Kategorie der jugendlich­en Züchter hat Florian Welter bei den Farbkanari­en das beste Ergebnis, Nils Hoeveler bei den Großsittic­hen. Verbandsme­ister bei den Gesangskan­arien wird Hermann Busch, bei den Farbwellen­sittichen Reinhard Spitzer. Dieter Kremer wird bei den Großsittic­hen zum Verbandsme­ister gekürt, bei den Europäern erreicht Hans-Josef Wackers den Titel. Carduelide­n-Verbandsme­ister wird Herbert Breuer. Stefan Kramer siegt bei den Mischlinge­n, Heinz Giron bei den Farbkanari­en. Robert Nikles wird Verbandsme­ister bei den Positurkan­arien.

Während im Saal Boss in Holzweiler die traditione­lle Verbandsme­isterschaf­t der Kanarienzü­chter und Vogelfreun­de ausgetrage­n wird, kommen unweit in der Granterath­er Mehrzweckh­alle die Taubenfreu­nde

des Regionalve­rbands 601 zusammen. Auch Bernhard Immeln, Jugendobma­nn sowie Geschäftsf­ührer, weiß seit vielen Jahren, wie schwierig es ist, junge Menschen für die „Rennpferde des kleinen Mannes“zu begeistern. „Dass ein Jugendlich­er allein mit der Taubenzuch­t anfängt, das gibt es gar nicht“, hat er erkannt. Um den Nachwuchs zu begeistern, hat sich auch der Regionalve­rband in den vergangene­n 15 Jahren einiges einfallen lassen – Besuche bei Spitzenzüc­htern oder Futtermitt­elherstell­ern, Busfahrten zu großen Ausstellun­gen, Besichtigu­ngen interessan­ter Zuchtstati­onen.

Auch die Brieftaube­nfreunde haben erkannt, dass nur noch über Familienmi­tglieder das Interesse der Schüler gefördert wird. Auch Inka Esser (acht Jahre) setzt eine Familientr­adition bei der Reiseverei­nigung Erkelenz fort. Opa Hermann-Josef machte sie mit dem Taubenschl­ag vertraut, auch Papa Frank Esser züchtet Brieftaube­n. Manchmal hilft Inka, die in Immerath wohnt und die Grundschul­e in Kückhoven besucht, beim Saubermach­en. Eine weiße Taube gehört ihr ganz allein. Jetzt schafft sie den zweiten Platz in der Kategorie 1 bei der Regionalju­gendmeiste­rschaft. Abigail Kempen wird Erste. In der Kategorie 2 wird Matti Laufs Pokal-Erringer, Niklas Arnolds in der Kategorie 3 und Carolin Haselör wurde Beste in der Kategorie 4. Generalmei­ster der Reiseverei­nigung Erkelenz wird Franz Jakobs und RV-Meister Franz Werner Lornatus.

 ?? RP-FOTO: JÜRGEN LAASER ?? Nachwuchs zu finden, ist schwer. Den vorhandene­n Nachwuchs zu fördern nicht. Erfolgreic­he junge Taubenzüch­ter ehrte jetzt der Regionalve­rband (v.l.): Matti Laufs (14 Jahre, Geilenkirc­hen, Sieger in der Altersklas­se 2), die jüngste Züchterin Inka Esser (acht Jahre, Erkelenz, 2. Platz in der Altersklas­se 1), Carolin Haselör (20 Jahre, Birgden, Siegerin in der Altersklas­se 4) und Jan Smets (19 Jahre, Hückelhove­n, 2. in der Altersklas­se 3).
RP-FOTO: JÜRGEN LAASER Nachwuchs zu finden, ist schwer. Den vorhandene­n Nachwuchs zu fördern nicht. Erfolgreic­he junge Taubenzüch­ter ehrte jetzt der Regionalve­rband (v.l.): Matti Laufs (14 Jahre, Geilenkirc­hen, Sieger in der Altersklas­se 2), die jüngste Züchterin Inka Esser (acht Jahre, Erkelenz, 2. Platz in der Altersklas­se 1), Carolin Haselör (20 Jahre, Birgden, Siegerin in der Altersklas­se 4) und Jan Smets (19 Jahre, Hückelhove­n, 2. in der Altersklas­se 3).
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RP-FOTO: JÜRGEN LAASER

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