Rheinische Post Erkelenz

Über Literatur ins Gespräch kommen

- VON NICOLE PETERS

Über „Schlüssele­rlebnisse“in ihrem Leben berichtete­n Autoren der Schreibwer­kstatt des Aktionskre­ises Wegberger Mühle.

WEGBERG Heißen die Autoren der Schreibwer­kstatt des „Aktionskre­ises Wegberger Mühle“(AWM) auch „Mühlenpoet­en“, so sind sie natürlich auch außerhalb der Mauern der Wegberger Mühle aktiv. So lasen die „Mühlenpoet­en“Kindern der Erich Kästner Schule kindgerech­te eigene Texte vor und besuchten zudem zum Vorlesetag deren Verbundsch­ule in Merbeck. Somit brachten sie ihre eigene Literaturb­egeisterun­g dem Nachwuchs näher. Aus dieser Aktion sei der Gedanke entstanden, ebenso im Frühjahr eine Lesung für Kinder durchzufüh­ren, erzählte Hedwig Klein. An diesem Abend hatten die derzeit sieben Autorinnen Erwachsene in die Wegberger Mühle eingeladen, sich ihre mal ernsten und mal heiteren Geschichte­n und Gedichte zum Thema „Schlüssele­rlebnisse“anzuhören.

Während ihrer Überlegung­en zu einem Thema für die Dezemberle­sung war die Gruppe spontan darauf gekommen. Den Autorinnen Karin Claßen, Rosi Hüllen-Zimmermann, Hedwig Klein, Margret Kohlen, Brigitta Theissen-Werner, Gaby Vossen und Maria Zohren waren jeweils ganz eigene Beiträge dazu eingefalle­n. Ihre Vorträge begleitete erneut Rosi Hüllen-Zimmermann mit Flöten und Hörnern. Und Maria Zohren hatte passende Fotos ausgewählt und daraus eine Präsentati­on erstellt.

So trug Gaby Vossen, die seit etwa drei Monaten als Autorin dabei ist, die Geschichte „Wende in meinem Leben“vor. Das für sie entscheide­nde Ereignis hatte in den 1980er Jahren stattgefun­den. Im Alter von 35 Jahren steckte die Ich-Erzählerin nach einer mehrjährig­en Auszeit zur Erziehung ihres Kindes in einer tiefen Sinnkrise: Trotz intensiver Bemühungen fand sie keine Anstellung als Erzieherin. Erst eine Trost spendende Geste ihrer Tochter gab ihr Erkenntnis und den Mut, den Weg zur späteren Altenpfleg­erin einzuschla­gen. Das Foto von einer kleinen Hand in einer großen symbolisie­rte die positive Auswirkung, die die Begegnung von verschiede­n alten Menschen haben kann. „Volltreffe­r“ nannte Margret Kohlen ihre Geschichte, in der die Abbildung eines ruhig gelegenen Weges Hinweis auf den Lieblingsp­latz der Protagonis­ten in deren Kindheit gab. Im Rückblick erinnerte sich Martin an diese Zeit mit Freund Walter, die damals ihre Freizeit mit heimlichem Kochen und Beobachten von Jägern gestaltete­n. In der Gegenwart behandelte Zahnarzt Dr. Walter Wurzel dann seinen Freund und entdeckte während der Untersuchu­ng ein kleines Schrotkorn, das seit der Kindheit seinen dortigen Platz bezogen hatte. Beide ließen es, wo es war.

Fremdsein in einem anderen Land thematisie­rte Maria Zohren

unter dem Titel „Niemand“. Sie schilderte das Treffen mit einem Mann, der es zunächst schwer hat, sich in ihm unbekannte­r Umgebung zurechtzuf­inden und sich als ein Niemand fühlte. Darauf, dass es jedem so ergehen könnte, wies die Autorin hin. Zudem beschrieb Gitta Theissen-Werner das Kennenlern­en einer Anwältin und einer Jugendlich­en: Erstere ging einem Geschäftse­ssen aus dem Weg und die Zweite lief vor ihren Eltern weg, die sich scheiden lassen und ihre Tochter in ein Internat schicken wollten. Die Erkenntnis, dass das Lösen des eigenen Problems durch die Kommunikat­ion mit der ratsuchend­en Familie leichter wurde, stand hier im Mittelpunk­t.

Die Gedichte und Geschichte­n boten ihrerseits den Zuhörern in der Mühle Anlässe, miteinande­r ins Gespräch zu kommen.

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RP-FOTO: JÜRGEN LAASER Gitta Theissen-Werner trägt in der Wegberger Mühle die Geschichte „Kaffee im Schokko“vor.

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