Über Literatur ins Gespräch kommen
Über „Schlüsselerlebnisse“in ihrem Leben berichteten Autoren der Schreibwerkstatt des Aktionskreises Wegberger Mühle.
WEGBERG Heißen die Autoren der Schreibwerkstatt des „Aktionskreises Wegberger Mühle“(AWM) auch „Mühlenpoeten“, so sind sie natürlich auch außerhalb der Mauern der Wegberger Mühle aktiv. So lasen die „Mühlenpoeten“Kindern der Erich Kästner Schule kindgerechte eigene Texte vor und besuchten zudem zum Vorlesetag deren Verbundschule in Merbeck. Somit brachten sie ihre eigene Literaturbegeisterung dem Nachwuchs näher. Aus dieser Aktion sei der Gedanke entstanden, ebenso im Frühjahr eine Lesung für Kinder durchzuführen, erzählte Hedwig Klein. An diesem Abend hatten die derzeit sieben Autorinnen Erwachsene in die Wegberger Mühle eingeladen, sich ihre mal ernsten und mal heiteren Geschichten und Gedichte zum Thema „Schlüsselerlebnisse“anzuhören.
Während ihrer Überlegungen zu einem Thema für die Dezemberlesung war die Gruppe spontan darauf gekommen. Den Autorinnen Karin Claßen, Rosi Hüllen-Zimmermann, Hedwig Klein, Margret Kohlen, Brigitta Theissen-Werner, Gaby Vossen und Maria Zohren waren jeweils ganz eigene Beiträge dazu eingefallen. Ihre Vorträge begleitete erneut Rosi Hüllen-Zimmermann mit Flöten und Hörnern. Und Maria Zohren hatte passende Fotos ausgewählt und daraus eine Präsentation erstellt.
So trug Gaby Vossen, die seit etwa drei Monaten als Autorin dabei ist, die Geschichte „Wende in meinem Leben“vor. Das für sie entscheidende Ereignis hatte in den 1980er Jahren stattgefunden. Im Alter von 35 Jahren steckte die Ich-Erzählerin nach einer mehrjährigen Auszeit zur Erziehung ihres Kindes in einer tiefen Sinnkrise: Trotz intensiver Bemühungen fand sie keine Anstellung als Erzieherin. Erst eine Trost spendende Geste ihrer Tochter gab ihr Erkenntnis und den Mut, den Weg zur späteren Altenpflegerin einzuschlagen. Das Foto von einer kleinen Hand in einer großen symbolisierte die positive Auswirkung, die die Begegnung von verschieden alten Menschen haben kann. „Volltreffer“ nannte Margret Kohlen ihre Geschichte, in der die Abbildung eines ruhig gelegenen Weges Hinweis auf den Lieblingsplatz der Protagonisten in deren Kindheit gab. Im Rückblick erinnerte sich Martin an diese Zeit mit Freund Walter, die damals ihre Freizeit mit heimlichem Kochen und Beobachten von Jägern gestalteten. In der Gegenwart behandelte Zahnarzt Dr. Walter Wurzel dann seinen Freund und entdeckte während der Untersuchung ein kleines Schrotkorn, das seit der Kindheit seinen dortigen Platz bezogen hatte. Beide ließen es, wo es war.
Fremdsein in einem anderen Land thematisierte Maria Zohren
unter dem Titel „Niemand“. Sie schilderte das Treffen mit einem Mann, der es zunächst schwer hat, sich in ihm unbekannter Umgebung zurechtzufinden und sich als ein Niemand fühlte. Darauf, dass es jedem so ergehen könnte, wies die Autorin hin. Zudem beschrieb Gitta Theissen-Werner das Kennenlernen einer Anwältin und einer Jugendlichen: Erstere ging einem Geschäftsessen aus dem Weg und die Zweite lief vor ihren Eltern weg, die sich scheiden lassen und ihre Tochter in ein Internat schicken wollten. Die Erkenntnis, dass das Lösen des eigenen Problems durch die Kommunikation mit der ratsuchenden Familie leichter wurde, stand hier im Mittelpunkt.
Die Gedichte und Geschichten boten ihrerseits den Zuhörern in der Mühle Anlässe, miteinander ins Gespräch zu kommen.