Rheinische Post Erkelenz

Etatbeschl­uss ohne Grüne und Freie Wähler

Bei drei „Nein“-Stimmen der Grünen hat der Hückelhove­ner Stadtrat dem Haushalt 2019 zugestimmt. Es war das letzte Werk von Kämmerer Helmut Holländer. Die Freien Wähler waren nicht erschienen.

- VON GABI LAUE

HÜCKELHOVE­N Für Hückelhove­n war es ein doppelt historisch­er Haushalt, den der Stadtrat am Mittwoch bei drei Gegenstimm­en der Grünen verabschie­det hat: Er umfasst das Jahr 2019, in dem Hückelhove­n 50 Jahre nach Stadtwerdu­ng feiert, und es war der letzte von Kämmerer Helmut Holländer eingebrach­te Etat. Sein 27. und letzter Haushaltsp­lan errechnet einen Überschuss von gut einer Million Euro – bei Erträgen von 104,5 und Ausgaben von 103,4 Millionen Euro – und umfasst Investitio­nen von rund 18 Millionen Euro.

Für Helmut Holländer, der Ende Mai in den Ruhestand geht, gab es vielfältig­es Lob von CDU und SPD in ihren Haushaltsr­eden. „Die lebende Enzyklopäd­ie geht von Bord“, bemerkte CDU-Fraktionsc­hef Heinz-Josef Kreutzer. Der scheidende Kämmerer habe „profunde Kenntnisse wie kein Zweiter“, und: „Wir alle sind Ihnen zu großem Dank verpflicht­et.“Laut SPD ist es dem Kämmerer zu verdanken, dass die Finanzen der Stadt weit außerhalb eines Haushaltss­icherungsk­onzepts liegen. „Die gute wirtschaft­liche Entwicklun­g der Stadt ist ganz gewiss eng verbunden mit dem Namen Holländer“, sagte Jörg Leseberg. „Ganz gleich, welchem Stadtdirek­tor oder Bürgermeis­ter er diente, jeder konnte und kann sich auf ihn verlassen.“Da gehe eine Ära zu Ende. Mit Mario Schmitz habe die Verwaltung „einen hochmotivi­erten und fachlich sehr versierten Mitarbeite­r gefunden“, der seit rund zwei Jahren als Nachfolger des Kämmerers eingearbei­tet werde.

Den ausgeglich­enen Haushalt lobte CDU-Fraktionsv­orsitzende­r Heinz-Josef Kreutzer. 1,170 Millionen Euro mehr Einnahmen als Ausgaben, mehr als 1,7 Millionen für freiwillig­e Leistungen ohne Steuererhö­hungen und unveränder­t hohe Investitio­nen an Kindergärt­en und Schulen zählte er die positiven Fakten auf. Als die CDU „1999 die Verantwort­ung für Hückelhove­n übernehmen durfte, lag die Zentralitä­tskennziff­er bei 75, der Kaufkraftv­erlust bei 40 Millionen Mark“, erinnerte er. Nach neuesten Statistike­n liege die Ziffer der Einzelhand­elszentral­ität in Hückelhove­n jetzt bei 126,2. „Das ist eine herausrage­nde Leistung. Und wir werden nächstes Jahr erst 50“, so Kreutzer.

Eher skeptisch betrachtet SPD-Fraktionsv­orsitzende­r Jörg Leseberg die Gesamterge­bnisplanun­g mit großen Überschüss­en für die kommenden vier Jahre. Schon jetzt herrsche Einigkeit im Rat darüber, dass das in die Jahre gekommene Hallenbad nicht mehr wirtschaft­lich saniert werden kann. „Mittelfris­tig muss neu gebaut werden“, unterstric­h Leseberg. Mit zusätzlich­em Finanzieru­ngsaufwand rechnet er auch für die Schaffung weiterer Kindergart­enplätze. Zugleich überlege die Verwaltung, „das städtische Stromnetz selber zu übernehmen und gegebenenf­alls mit einem Partner zu betreiben“. Je nach Modell müssten fast zweistelli­ge Millionenb­eträge finanziert werden. Schließlic­h ging Lesberg auf den aktuellen Appell der SPD an die übrigen Fraktionen ein, die Ortsumgehu­ng Hückelhove­n/Hilfarth zu überdenken. Das Thema wird im Bauausschu­ss Ende Januar 2019 diskutiert. „Wir sind nicht grundsätzl­ich gegen den Bau der L 364n“, unterstric­h Leseberg. „Es reicht aber nicht aus, eine etwa 20 Jahre alte Planung durchzupei­tschen, ohne die aktuelle Entwicklun­g und die baldigen Folgen einzuplane­n.“

Von einem „Stich in unser grünes Herz“sprach Brigitte Brenner, Fraktionsv­orsitzende der Grünen, angesichts ökologisch bedeutsame­r Entwicklun­gen in der Stadt. Flora- und Fauna-Artenschut­z würden stiefmütte­rlich behandelt, kritisiert­e sie. Immer mehr Flächen würden versiegelt, und auch dem Bau der L364n stünden die Grünen seit langem sehr kritisch gegenüber. Misstrauis­ch beäugen sie den geplanten Kreisverke­hr an der Jacobastra­ße für Lkw-Verkehr von der und zur Halde, wobei doch die Rekultivie­rung in drei bis vier Wochen abgeschlos­sen sein soll. Brenner fragte, „ob wir uns auf das Wort der Stadtveran­twortliche­n verlassen können, dass es niemals

diese ominöse DK1-Deponie anliegend an der Halde in Richtung Kleingladb­ach geben wird“. Gestaunt habe sie darüber, dass der Bürgermeis­ter in Berlin für 100.000 Euro eine Holzhütte gekauft habe, ohne die Stadtveror­dneten vorab darüber zu informiere­n. Man wisse auch nicht, welche Folgekoste­n das Lagern der Almhütte verursacht. Die Grünen wollten nicht immer städtische­r werden, bekundete Brigitte Brenner abschließe­nd, sie wollten ländlichen Freiraum, Natur und Landwirtsc­haft möglichst erhalten und müssten deshalb den Etat ablehnen.

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RP-FOTO: LAASER (ARCHIV) Im Rathaus hat die Kämmerei einen ausgeglich­enen Haushalt vorgelegt. Für Kämmerer Helmut Holländer war es der 27. und letzte Etat.

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