Rheinische Post Erkelenz

„Kathrinche­n“mit dem großen Herzen

Am 20. Januar vor 120 Jahren wurde die populäre Erkelenzer Wirtin Katharina „Kathrinche­n“Hardy geboren. Sie vererbte ihr Vermögen der Stadt für den Bau eines Altenheims. Alljährlic­h feiern die Bewohner des Hermann-Josef-Altenheims die Stifterin.

- VON ANGELIKA HAHN

ERKELENZ Jedes Jahr haben die Bewohner und Bewohnerin­nen des Hermann-Josef-Altenheims am 20. Januar Grund zu feiern. Es ist der Geburtstag von Katharina „Kathrinche­n“Hardy, ohne die es die Einrichtun­g nicht gäbe. Denn die alten Erkelenzer­n bis heute bekannte Gastwirtin vermachte ihr gesamtes Vermögen bei ihrem Tod 1966 der Stadt mit dem Wunsch, das Geld in den Bau eines Altenheim zu investiere­n.

Auch in diesem Jahr, so berichtete Heimleiter­in Ursula Hönigs, hatte das Mitarbeite­rteam wieder für die Bewohner einen musikalisc­hen Frühschopp­en und eine besondere Mittagsspe­isekarte vorbereite­t. Zur Feier des Tages steht dann immer ein Foto der Stifterin mit auf dem Tisch, die am 20. Januar 1899 in Erkelenz geboren wurde, also vor nun 120 Jahren.

Leider, so findet Jann Habbinga, Verwaltung­sdirektor der Hermann-Josef-Stiftung, gerät die Frau, der die Seniorenei­nrichtung ihre Existenz verdankt, selten so in den Blick, wie sie es verdient. Dies gilt freilich nur für die Öffentlich­keit, denn 2016, als das Heim sein 40-jähriges Bestehen im kleinen Kreis feierte, hatten die Auszubilde­nden der Einrichtun­g zu Ehren von Kathrinche­n Hardy schon eine liebevoll gestaltete kleine Festschrif­t zusammenge­stellt, die Lebensweg und Charakter dieser für ihre Zeit ungewöhnli­chen Frau aufzeichne­te.

Im Nachklang zu Hardys Geburtstag vor 120 Jahren erinnerten am Montag Ursula Hönigs und Jann Habbinga an die gelernte kaufmännis­che Angestellt­e, die nach einem Die Stiftung beschäftig­t derzeit rund 1200 Mitarbeite­r.

Altenheim Das durch den Nachlass von Katharina Hardy ermöglicht­e Hermann-Josef-Altenheim hat derzeit 95 Bewohner, beschäftig­t rund 100 Mitarbeite­r. Rund 30 Ehrenamtli­che engagieren sich für das Haus. Schulabsch­luss mit Bestnoten (das Zeugnis ist in der Broschüre abgedruckt) bei „der Bohr“(Firma Wirth) eine kaufmännis­che Ausbildung machte. Die Firma jedoch verließ die Angestellt­e nach dem Tod ihrer als „Elberns Niesgen“bekannten Mutter Agnes Hardy geb. Niesgen, um in den 1920er Jahren deren Gastwirtsc­haft an der Hindenburg­straße 35, heute Kölner Straße (nähe Bahnhof), weiterzufü­hren.

Denn die Wirtschaft, die den Spitznamen der Mutter „Elbern’s Niesgen“beibehielt, war ein Traditions­treffpunkt („Hier saß der Arzt neben dem Bauern“, berichten Zeitzeugen) im alten Erkelenz, eine Bierwirtsc­haft, die ganz bewusst das alte Ambiente mit Mobiliar

Menschen schildern sie als resolute, der Mundart kundige Wirtin mit Herz

aus den Anfängen des 20. Jahrhunder­ts beibehielt, wie sich eine betagte Zeitzeugin 2014 erinnerte.

Menschen, die „Kathrinche­n“kannten, schildern sie, wie Hönings berichtet, als resolute, der Mundart kundige Wirtin mit Herz, die sehr darauf achtete, dass keiner „sturzbetru­nken“ihre Wirtschaft verließ. „Der Bierhahn wurde abgedreht, wenn die Glocke von St. Lambertus die Mitternach­tsstunde schlug“, liest man in der kleinen Festschrif­t von 2016. Und sonntagmit­tags wurden die Väter rechtzeiti­g zum Familienes­sen nach Hause geschickt.

Alle Zeitzeugen loben die soziale Ader der gebildeten „vorausscha­uenden Frau“(Hönigs) mit großem Herzen, die sich, obwohl sie selbst ledig blieb und keine Kinder hatte, aktiv (nicht nur) um den Nachwuchs in der Nachbarsch­aft kümmerte und das, was man heute „Quartiersa­rbeit“nennt, schon damals engagiert betrieb, wie Habbinga und Hönigs betonen. Aus Hardys sozialem Engagement heraus entstand wohl auch der Entschluss, in ihrem Testament Haus und Vermögen dem sozialen Zweck zu widmen: Sie wollte den Bau eines Altenheims ermögliche­n. Durch Kathrinche­n Hardys Unterstütz­ung entstand schließlic­h 1973 das Altenheim der Hermann-Josef-Stiftung.

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FOTO: STADTARCHI­V ERKELENZ Katharina „Kathrinche­n“Hardy vermachte ihr Vermögen der Stadt Erkelenz für den Bau eines Altenheims, so entstand das Altenheim der Hermann-Josef-Stiftung.
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RP-FOTO: ANGELIKA HAHN Grabstein von Katharina Hardy.

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