Rheinische Post Erkelenz

USA: Zweiter Gipfel mit Kim findet in Hanoi statt

- VON SUSANNE GÜSTEN

ISTANBUL Eine Attraktion von Weltrang soll es werden: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat am Sonntag den Grundstein für ein neues Kulturzent­rum in Istanbul gelegt. Für 150 Millionen Euro soll am zentralen Taksim-Platz der Metropole bis Ende des kommenden Jahres ein Komplex aus Opernhaus, Theatern, Kinos, Ausstellun­gsräumen und Restaurant­s entstehen. Blickfang ist der Hauptsaal für mehr als 2000 Zuschauer, der in einer roten Halbkugel im verglasten Foyer des Gebäudes untergebra­cht werden soll. Mit dem Kulturzent­rum kommt Erdogan seiner Vision für einen Umbau der Istanbuler Innenstadt ein gutes Stück näher.

Der Neubau ist politisch hoch brisant. Dort, wo er errichtet wird, stand bis zum vergangene­n Jahr das 1969 errichtete „Atatürk-Kulturzent­rum“, ein Symbol der kulturelle­n Westausric­htung der türkischen Republik. Erdogan ließ den Bau abreißen WASHINGTON (ap) Der zweite Gipfel von US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un soll in Vietnams Hauptstadt Hanoi stattfinde­n. Dies teilte Trump am Freitag über Twitter mit. Seine Gesandten hätten Nordkorea soeben nach einem „produktive­n Treffen“über seinen für den 27. und 28. Februar geplanten Gipfel verlassen.„Ichfreuemi­chdarauf,denVorsitz­enden Kim zu sehen und die Sache des Friedens voranzutre­iben“, schrieb Trump. Dass der Gipfel in Vietnam abgehalten werden soll, war bekannt, jedoch nicht der genaue Ort. In einem zweiten Tweet zeigte sich Trump voll des Lobes über Kim. Beim ihrem ersten Gipfel im Juni in Singapur hatte Kim eine Denukleari­sierung auf der koreanisch­en Halbinsel zugesagt, doch gab es seither keinen klaren Zeitplan. – gegen den Widerstand von Gegnern, die ihm einen Angriff auf die westliche Kultur vorwarfen. Der Präsident entgegnete am Sonntag, die Ablehnung des Projekts sei rein destruktiv gewesen und von Kräften gekommen, die jegliche Neuerung verhindern wollten.

Um der Kritik zu begegnen, beauftragt­e Erdogan den Architekte­n Murat Tabanliogl­u, den Sohn des Erbauers des ersten „Atatürk-Kulturzent­rums“, mit der Neuerricht­ung. Auch der Name des Gebäudes und damit das Bekenntnis zum Staatsgrün­der und Säkularist­en Mustafa Kemal Atatürk bleibt erhalten. Zudem verspricht Erdogan den Türken einen modernen Kulturtemp­el, der sich internatio­nal nicht verstecken muss. So sollen Opern- und Ballettauf­führungen live auf die Glasfassad­e des Gebäudes projiziert und so nach draußen auf den Taksim-Platz übertragen werden.

Für Erdogan war die Grundstein­legung ein persönlich­er Triumph. Während der Gezi-Proteste des Jahres 2013, die vom Gezi-Park am Rande des Taksim-Platzes ausgegange­n waren, besetzten regierungs­feindliche Demonstran­ten das damals bereits leer stehende Kulturzent­rum. Er habe sich niemals diesen „Vandalen“gebeugt, sagte Erdogan am Sonntag. Die Demonstran­ten nannte er „Straßen-Terroriste­n“. Erdogan gab deshalb zu, dass es für ihn bei der Feierstund­e nicht einfach um ein neues Opernhaus ging. Der Präsident will seiner Heimaststa­dt

Istanbul seinen Stempel aufdrücken. Auf einem Hügel über dem asiatische­n Ufer des

Bosporus hat der islamisch-konservati­ve Politiker als eine Art Denkmal seines Sieges über die säkuläre Opposition bereits eine riesige

Moschee bauen lassen.

Auch am Taksim-Platz ist eine neue Moschee mit 60 Meter hohen Minaretten im Bau. Klein und zierlich wirken neben dem Rohbau die Türme der orthodoxen Aya-Triyada-Kirche aus dem 19. Jahrhunder­t, die bisher die Skyline am Taksim prägten. Die Baupläne für die Taksim-Moschee stammen von dem Architekte­n Sefik Birkiye, der auch den 1000-Zimmer-Präsidialp­alast von Erdogan in Ankara entworfen hat. Wenn die Moschee fertig ist, wird sie ein nahes Atatürk-Denkmal aus dem Jahr 1928 im wahrsten Sinne des Wortes in den Schatten stellen.

Regierungs­gegner sind nicht nur alarmiert, weil sie befürchten, dass der Präsident die säkulare Republik abschaffen will. Sie halten Erdogan auch vor, die letzten noch vorhandene­n Grünfläche­n in Großstädte­n wie Istanbul zu zerstören: In den letzten anderthalb Jahrzehnte­n habe die Regierung fast 2,5 Milliarden Quadratmet­er Fläche in der Türkei zubetonier­en lassen, heißt es in einer aktuellen Bilanz der Opposition­spartei CHP. Allein im Jahr 2017 seien in Istanbul außerdem 3,7 Millionen Tonnen Asphalt gegossen worden. Das habe nicht zuletzt damit zu tun, dass die Erdogan-Regierung von der Bauindustr­ie unterstütz­t werde, erklärte die CHP-Politikeri­n Gülizar Bicer Karaca.

Erdogan lässt sich davon nicht beeindruck­en. Er will seinen städtebaul­ichen Feldzug gegen seine Gegner im Gezi-Park vollenden. Die Proteste vor sechs Jahren begannen, als die Behörden die Bäume des Parks fällen wollten, um auf dem Gelände des Parks einen ehemaligen osmanische­n Kasernenba­u neu zu errichten. Die Unruhen verhindert­en das Projekt damals – doch Erdogan hat es nicht vergessen. Die Kaserne werde gebaut und werde „wunderschö­n“, sagte er kürzlich.

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FOTO: AFP Arbeiter auf der Kuppel der Taksim-Moschee.

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