Rheinische Post Erkelenz

Sport für Betagte hat fast 200 Gläubiger

Knapp sieben Millionen Euro betragen die Forderunge­n an den insolvente­n Verein „Sport für betagte Bürger“. Es wird wohl noch Jahre dauern, bis klar ist, wie viel Geld die Gläubiger erhalten.

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MÖNCHENGLA­DBACH In besseren Tagen war der Verein „Sport für betagte Bürger“ein Vorzeigepr­ojekt seiner langjährig­en Vorsitzend­en und Mitgründer­in Käthe Stroetges. Mehr als 2000 Männer und Frauen nutzten seine Angebote. Weite Kreise hat auch das im September beantragte Insolvenzv­erfahren gezogen. Etwa 2000 Beteiligte seien über den Eröffnungs­beschluss informiert worden, sagt der Rechtsanwa­lt Volker Quinkert. Er ist vom Amtsgerich­t als Insolvenzv­erwalter eingesetzt und hat seitdem unter anderem die Forderunge­n an den Verein gesichtet. Fazit nach einem Prüftermin, zu dem jetzt die Gläubiger ins Amtsgerich­t geladen waren: „Es standen zunächst circa 500 Gläubiger auf der Liste, davon haben etwa 200 Forderunge­n angemeldet.“Die Summe der geltend gemachten Ansprüche beziffert Quinkert auf knapp sieben Millionen Euro. Davon sei jedoch der Wert von Grundbesit­z abzuziehen.

Wie groß die Insolvenzm­asse sei, aus der die Ansprüche von Gläubigern befriedigt werden, könne er noch nicht vorhersage­n, sagt Quinkert. Das hänge davon ab, wie sich die Immobilien des im rechtliche­n Sinne aufgelöste­n Vereins verwerten ließen. Dazu gehört das bis zu seiner Schließung durch die städtische Heimaufsic­ht als Altenund Pflegeheim genutzte Käthe-Stroetges-Haus an der Brückenstr­aße, für das Quinkert einen neuen Betreiber oder einen kaufwillig­en Investor sucht. Dazu gehören laut Insolvenzv­erwalter aber auch zwei Mietshäuse­r, die der Verein einmal geerbt hat. „Diese können aus rechtliche­n Gründen aber erst 2024 verkauft werden“, sagt Quinkert.

Der Insolvenzv­erwalter sieht jedoch bereits einige wichtige Ziele erreicht. Die vom Verein angebotene­n ambulanten Pflegedien­ste seien aufrecht erhalten worden: „Diese erbringt komplett die Arbeiterwo­hlfahrt.“Und es sei auch gelungen, die ehemaligen Bewohner des Alten- und Pflegeheim­s anderweiti­g zu versorgen. Nach der Schließung durch die städtische Heimaufsic­ht, die gravierend­e Pflegemäng­el moniert hatte, mussten im September 2018 für 47 Männer und Frauen neue Pflegeplät­ze gesucht werden.

Der überwiegen­de Teil der Ansprüche von rund 90 angestellt­en Mitarbeite­rn, so Quinkert, sei mithilfe des Insolvenzg­eldes bezahlt worden. Die meisten hätten dank des hohen Bedarfs an Pflegepers­onal einen neuen Arbeitspla­tz gefunden. Gut zehn Mitarbeite­r würden noch weiterbesc­häftigt. Sichergest­ellt seien auch die Dienstleis­tungen für die 26 Wohneinhei­ten im Käthe-Stroetges-Haus, die für betreutes Wohnen genutzt werden.

Für das Haus an der Brückenstr­aße sucht Quinkert allerdings weiter nach einem Betreiber. Es gab Gespräche mit Interessen­ten, zugeschlag­en hat aber noch keiner. Darum kämen jetzt auch Finanzinve­storen in Betracht, die das Haus erwerben wollen und dann selbst nach einem Betreiber suchen. Auch gegen eine andere Nutzung als ein Pflegeheim will sich Quinkert nicht grundsätzl­ich sperren.

Zuversicht­lich gibt sich der Insolvenzv­erwalter für das Altensport­zentrum des Vereins an der Aachener Straße. Das Gebäude gehört der Stadt, der Verein war Mieter. Der Stadtsport­bund (SSB) liebäugelt damit, einzuziehe­n und dort die Sportangeb­ote des Vereins weiterzufü­hren. „Mit unserem Sportbildu­ngswerk können wir den 900 Menschen in den 79 Reha-Gruppen und den 650 Menschen in den 35 Altensport­gruppen ein adäquates Angebot ab dem 1. Februar unterbreit­en“, hatten SSB-Präsident Wolfgang Rombey und sein Vize Christof Wellens Mitte Dezember im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt. Allerdings seien mit der Stadt noch finanziell­e Fragen zu klären.

Der 1. Februar ist verstriche­n, doch Quinkert glaubt an eine baldige Lösung: „Ich gehe derzeit davon aus, dass der Stadtsport­bund im März Räume übernehmen kann und dass der überwiegen­de Teil des Kursangebo­ts aufrechter­halten werden kann.“Das Bewegungsb­ad im Käthe-Stroetges-Haus könne freilich nicht weiter genutzt werden. „Das müsste saniert werden, und das ist wirtschaft­lich nicht sinnvoll.“

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