Kreissportbund braucht neuen Impulsgeber
Nach mehr als zwölf Jahren kandidiert Ronnie Goertz (42) im März nicht mehr für den Vorsitz des Kreissportbunds Heinsberg.
KREIS HEINSBERG 1998, also vor 21 Jahren, hat Ronnie Goertz als Jungspund seine Tätigkeit im Vorstand des Kreissportbunds Heinsberg (KSB) aufgenommen. Seit 2007 steht er ihm als Vorsitzender vor. Doch nun hat der 42-Jährige in einem Schreiben an die Mitgliedsvereine mitgeteilt, im März bei der Mitgliederversammlung nicht erneut für den KSB-Vorsitz kandidieren zu wollen. Mit ihm hören zudem seine beiden Stellvertreter Heino Hamel und Peter Derichs auf. Im Redaktionsgespräch berichtet Ronnie Goertz über seine Beweggründe, seine Erfolge als KSB-Vorsitzender, potenzielle Nachfolger und Probleme im Breitensport. KSB zu setzen.
Gab es denn innerhalb des KSB Personen, die einen Neuanfang gefordert haben?
GOERTZ Nein, das nicht. Aber wir hatten uns im Vorstand dazu entschlossen, den Weg für einen Wechsel freizumachen. Es ist nicht nur der Vorsitz, der frei wird. Mit mir hören auch meine Stellvertreter Peter Derichs aus Altersgründen und Heino Hamel aus persönlichen Gründen auf. René Balleer als Finanzvorstand macht hingegen weiter.
Wie geht es denn nun weiter?
Gibt es schon Kandidaten für den KSB-Vorsitz?
GOERTZ Es gibt ein Dreier-Team, mit dem ich mich jetzt auch schon mehrfach getroffen habe, das ein echtes Interesse hat und das Ganze sehr gewissenhaft angeht. Nach den bisherigen Gesprächen und Eindrücken würde ich dieses Team auch bei der Mitgliederversammlung vorschlagen.
Können Sie schon etwas Näheres zu den Personen sagen?
GOERTZ Leider nicht, die drei haben darum gebeten, es zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zu tun. Ich kann lediglich sagen: Sie sind älter als ich und haben sich initiativ beworben.
Im jetzigen Vorstand sind bis auf Beate Rönnebeck als erweitertes Vorstandsmitglied nur Männer vertreten. Würde es dabei künftig bleiben?
GOERTZ Ja, das würde dann auch leider erst einmal so bleiben. Ich finde es selbst schade. Aber es ist echt unfassbar schwierig, Frauen für die Vorstandsarbeit zu finden. Bei uns ist es noch einmal schwieriger als für Vereine, weil wir keine echten Mitglieder haben. Unsere Mitglieder sind ja die Vereine, in denen ebenfalls geschätzt 90 Prozent Männer im Vorstand sitzen.
Was würden Sie als die größten Erfolge Ihrer Amtszeit bezeichnen? GOERTZ Die Frage nach Erfolgen ist immer so eine Sache. Ich denke aber schon, dass wir gut was auf die Beine gestellt haben. Zum einen die Wahrnehmung, die wir in den vergangenen Jahren über gute Projekte wie „Mathe schützt nicht vor Ertrinken“erzielt haben. Dann das grundsätzliche Wachstum, das wir hatten und die Breite an Themen, die wir mittlerweile abdecken. Als ich angefangen habe, hatten wir drei Mitarbeiter. Mittlerweile sind es sieben, darunter zwei Vollzeitstellen. Ein Highlight ist natürlich auch die Sportgala, die wir dieses Jahr zum neunten Mal organisieren. Damit haben wir eine Veranstaltung geschaffen, die es so vorher noch nicht gab und die für mich das Sportevent im Kreis Heinsberg ist.
Was hätten Sie in Ihrer Amtszeit besser machen können?
GOERTZ Einen echten Misserfolg hatten wir so nicht. Was uns aber noch nicht so gut gelungen ist, ist, mehr Vereine in der Breite mitzunehmen. Wir haben zwar punktuell immer wieder Events und Aktionen angestoßen und durchgeführt, die gut angekommen sind. Aber wir haben es noch nicht geschafft, unsere Angebote in den Vereinen so zu verankern, dass diese sagen: „Wir haben dadurch jetzt einen Mehrwert als eigenes neues Angebot im Verein, wodurch wir uns zukunftsfähiger machen.“
Sie haben vor einiger Zeit mal zum Thema Breitensport gesagt: „Die Vereine sind kein Selbstläufer mehr“. Viele Vereine klagen über Nachwuchsprobleme, selbst im dominierenden Fußball. Wo liegen die größten Probleme für den Kreisportbund und im Breitensport?
GOERTZ Es gibt drei Kernprobleme im ehrenamtlichen Sport, die auch regelmäßig durch den Sportentwicklungsbericht dargestellt werden: Die Gewinnung und Bindung von Funktionsträgern, also ehrenamtlichen Mitarbeitern, sowie von jungen Wettkampf- und Leistungssportlern und das Vorhandensein und die Qualität von Sportstätten. Im Sportentwicklungsbericht sagen mittlerweile 14 Prozent, dass sogar ihre Existenz dadurch bedroht ist, weil sie niemanden für den Vorstand finden. Die Aufgabe des KSB wird deshalb sein, dieses Thema und die landesweiten Projekte noch näher an die Vereine heranzutragen, damit sich die Vereine nicht erst dann damit auseinanderzusezten, wenn es schon fünf vor zwölf oder sogar noch später ist.
Kann der KSB denn überhaupt etwas gegen den Nachwuchsmangel und die Probleme im Ehrenamt
unternehmen? Oder sind bei diesen Themen eher die Schulen und die Politik gefordert, weil es sich um ein gesamtgesellschaftliches Problem handelt?
GOERTZ Klar, der KSB kann das immer wieder thematisieren und Werbung fürs Ehrenamt machen und es attraktiver darstellen als es heute zum Teil wahrgenommen wird. Eine große Herausforderung für die Vereine sehe ich darin, dass sie gerade im Jugendbereich neben der normalen Sportart auch noch andere Dinge ermöglichen; zum Beispiel Angebote im außersportlichen Bereich schaffen.
Welche wären das zum Beispiel für einen Fußball- oder Handballverein?
GOERTZ Letztlich geht es um die Überlegung, wie man Freizeit miteinander gestalten kann. Vereine könnten zum Beispiel Räumlichkeiten für die Jugendlichen im Vereinsheim zur Verfügung stellen, um sie über das reine Sporttreiben hinaus stärker an die Sportstätte zu binden, damit dort mehr Leben stattfindet. Und die Jugendlichen einfach fragen, was sie denn selbst gerne über den Sport hinaus im Verein erleben und vielleicht sogar organisieren wollen. Wenn es jemand weiß, dann die Jugendlichen selbst und die sind oftmals engagierter als wir manchmal annehmen.
Noch einmal zurück zu Ihnen. Schließen Sie eine Rückkehr zum KSB aus?
GOERTZ Schwierig, ich bin ja erst 42 (lacht). Aber erst einmal schon. Ich stehe dem KSB aber natürlich zur Seite, wenn der neue Vorstand Bedarf sieht, sich austauschen zu wollen. Mir ist viel daran gelegen, dass es gut und vernünftig weitergeht.