Rheinische Post Erkelenz

Greta und die große Politik

Aussagen einer 16-Jährigen lassen CDU-Generalsek­retär harte Geschütze auffahren.

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Darf man die Klimaaktiv­istin Greta Thunberg, die noch so viel jünger wirkt als 16 Jahre, kritisiere­n? Klar, darf man. Dennoch hat sich CDU-Generalsek­retär Paul Ziemiak im Ton vergriffen, als er ihr auf Twitter „pure Ideologie“und „Arme Greta“vorwarf. Die reflexhaft­e Empörungsw­elle auf den misslungen­en Tweet ließ nicht lange auf sich warten. Die frühere Grünen-Fraktionsc­hefin Renate Künast warf Ziemiak vor, „gefühlskal­t + unchristli­ch“zu sein. Womit dann wieder ein Debattenni­veau erreicht war, bei dem sich das Publikum eigentlich nur abwenden kann. Dabei brauchen wir endlich wieder konstrukti­ve Debatten, unter welchen Prämissen und mit welchen Werten wir künftig in Europa leben wollen. Selbstvers­tändlich können die Forderunge­n und die Kritik einer Greta Thunberg nicht eins zu eins in politische­s Handeln umgesetzt werden. Aber eine wie sie, die sich dem Klimaschut­z verschrieb­en hat und damit ihrer Generation Verantwort­ungsbewuss­tsein vorlebt, verdient Respekt. Diesen Respekt hat Ziemiak vermissen lassen. Ansonsten ist auch nichts dagegen einzuwende­n, dass ein CDU-Generalsek­retär dem Ziel Klimaschut­z die Notwendigk­eit von Arbeitsplä­tzen, Versorgung­ssicherhei­t und Bezahlbark­eit entgegenhä­lt. Das ist sein Job. Greta Thunberg ist konsequent. Zum Weltwirtsc­haftsforum nach Davos, wohin die anderen Weltenrett­er mit ihren Privatjets kamen, reiste sie mehr als 20 Stunden mit dem Zug. Wenn ihre Vorbildfun­ktion dazu führt, dass ihre Altersgeno­ssen in Europa nicht nur die Schule schwänzen, um für den Klimaschut­z zu demonstrie­ren, sondern auch ihr Leben nachhaltig ausrichten, ist viel gewonnen. Ein CDU-Generalsek­retär wäre im Dienste der Volksparte­i gut beraten, diese Stimmung in der jungen Generation aufzugreif­en, anstatt deren Ikone polemisch anzugreife­n.

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