Rheinische Post Erkelenz

In NRW verdient man überdurchs­chnittlich

Im Süden verdienen Fachkräfte besonders viel, in der Bankenbran­che auch, zeigt eine Studie. NRW liegt bundesweit im oberen Drittel – und speziell für Hochschula­bsolventen von Rhein und Ruhr gibt es eine gute Nachricht.

- VON FLORIAN RINKE

DÜSSELDORF Deutsche Bank und Commerzban­k in der Krise, Online-Banken auf dem Vormarsch, Filialen werden geschlosse­n: Die Finanzindu­strie erlebt gerade einen gewaltigen Wandel. Trotzdem zahlt die Bankenbran­che ihren Mitarbeite­rn – vom Banker, über den Juristen bis zum IT-Mitarbeite­rn – mit rund 70.800 Euro im Schnitt noch immer die höchsten Durchschni­ttsgehälte­r – wobei die Berufsgrup­pe der „Banker“allerdings nur knapp 64.000 Euro verdient (siehe Tabelle). Angesichts der starken Stellung der Finanzindu­strie in Hessen überrascht es daher auch wenig, dass Arbeitnehm­er dort im Länderverg­leich mit rund 65.300 Euro die höchsten Durchschni­ttsgehälte­r haben. Nordrhein-Westfalen liegt mit einem Durchschni­ttsgehalt von 58.846 Euro hinter Bayern, Baden-Württember­g und Hamburg auf Rang fünf.

Das geht aus der achten Auflage des Gehaltsrep­orts der Online-Stellenbör­se Stepstone hervor. Der Report sagt nichts über die allgemeine Beschäftig­ungssituat­ion oder das Lohnniveau der rund sieben Millionen sozialvers­icherungsp­flichtig Beschäftig­ten in NRW aus, sondern konzentrie­rt sich speziell auf Fachund Führungskr­äfte.

Dabei zeigt sich auch, dass unter den zehn Städten mit den höchsten Durchschni­ttsgehälte­rn drei aus NRW sind: Hinter Frankfurt, München und Stuttgart liegt Düsseldorf als Zentrum vieler Unternehme­nsberatung­en und Großkonzer­nen wie Henkel auf Rang vier (Durchschni­ttsgehalt: 66.797 Euro), Bonn mit seinen Leuchtturm-Unternehme­n Deutsche Telekom und Deutsche Post folgt auf Rang sechs (64.633 Euro) und Köln auf Rang acht (62.929 Euro).

Rückschlüs­se auf die allgemeine Arbeitsmar­ktsituatio­n in NRW lassen sich daraus jedoch nicht ziehen. Das zeigt ein Blick auf die Arbeitslos­enstatisti­k. Zwar lag die Arbeitslos­enquote im Rheinland laut Agentur für Arbeit leicht unter dem NRWSchnitt von 6,7 Prozent. Im Münsterlan­d lag sie mit 4,1 Prozent allerdings noch niedriger, ebenso in Südwestfal­en mit fünf Prozent.

Während generell für den Arbeitsmar­kt weiterhin die Faustforme­l „Bildung ist der beste Schutz vor Arbeitslos­igkeit“gilt, lassen sich aus dem Stepstone-Report auch ein paar Hinweise ableiten, die tendenziel­l zu einem höheren Gehalt führen: Wenig überrasche­nd ist das einerseits die Berufserfa­hrung – je mehr, desto höher das Einkommen. Darüber hinaus kann man in großen Berufsgrup­pe NRW zu wenig Fälle Deutschlan­d Unternehme­n tendenziel­l mehr verdienen als in kleineren, hat man ein höheres Gehalt bei Personalve­rantwortun­g, verdient man in den deutschen Schlüsseli­ndustrien Banken, Pharma und Fahrzeugba­u nach wie vor am besten.

Die richtigen Weichen kann man also bei der Studienwah­l stellen. Dabei genießen offenbar auch NRW-Hochschule­n wie die Ingenieur-Kaderschmi­ede RWTH Aachen weiterhin einen guten Ruf in Personalab­teilungen – darauf deuten zumindest die Gehälter hin, die bei Absolvente­n in Studiengän­gen wie Medizin, Ingenieurs­wissenscha­ften bzw. Wirtschaft­singenieur­wesen leicht über dem Bundesdurc­hschnitt liegen.

Heutige Gehälter sagen allerdings wenig über künftige Entwicklun­gen in den verschiede­nen Berufen aus – denn speziell die hohen Gehälter für einzelne Berufsgrup­pen machen beispielsw­eise den Einsatz künstliche­r Intelligen­z für Unternehme­n lukrativ, um Standardtä­tigkeiten zu ersetzen. Dies könnte sich langfristi­g auch auf die Sicherheit der Arbeitsplä­tze und auch auf die Gehälter auswirken.

Eine Studie des Instituts für Arbeitsmar­ktund Berufsfors­chung (IAB) zeigte bereits im vergangene­n Jahr, dass der Anteil der sozialvers­icherungsp­flichtig Beschäftig­en, die in einem Beruf arbeiten, der durch technische Lösungen ersetzt werden kann, von 15 Prozent im Jahr 2013 auf 25 Prozent im Jahr 2016 gestiegen ist. Allerdings stellten die Forscher auch fest, dass mit steigender Spezialisi­erung das Risiko sinkt, von Automatisi­erung und Digitalisi­erung bedroht zu sein.

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